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Star Wars: Darth Vader – Jagd auf Crimson Dawn (Crimson Reign)

Darth Vader ist sauer. Bei ihrem erneuten Auftreten im Rahmen des Kriegs der Kopfgeldjäger hat die Verbrecherorganisation Crimson Dawn ganz schön für Chaos gesorgt und dem Imperium großen Ärger mit den Hutten eingebrockt. Vader aber hasst Chaos. Um wieder für Ordnung in der Galaxis zu sorgen, bläst er zur „Jagd auf Crimson Dawn“ …

von Frank Stein

Der vorliegende Sammelband vereint die Ausgaben #18-22 der Reihe „Darth Vader (2020)“. Diese gehören zu dem Cross-Over-Event „Crimson Reign“, das in der zweiten Hälfte 2022 alle Marvel-Comic-Reihen („Star Wars (2020)“, „Darth Vader (2020)“, „Doctor Aphra (2020)“ und „Kopfgeldjäger“) vereinte und gewissermaßen als Fortsetzung zum „Krieg der Kopfgeldjäger“ im Jahr zuvor diente. Die fünf „Vader“-Ausgaben wurden ursprünglich zwischen August und November 2022 in Heftform auf Deutsch bei Panini veröffentlicht. Dieser Sammelband folgte dann im Februar 2023. Geschrieben wurden die Comics weiterhin von Greg Pak, illustriert wurden sie von Leonard Kirk, Guiu Vilanova und Raffaele Ienco, die Kolorierung besorgte Alex Sinclair.

Die Handlung beginnt mit einem Moment der Introspektion. Vader erkennt, dass die Galaxis in Unordnung geraten ist – und er will das Problem aus der Welt schaffen. Das Problem aber heißt Crimson Dawn. Vermutlich weil er nicht weiß, wie hoch in die imperialen Ränge deren Netzwerk aus Spionen reicht, macht er sich zu einer Privatmission auf, nur begleitet von dem fragwürdigen Sith-Attentäter Ochi von Bestoon, der bereits in den Vorgängercomics in Vaders Dienste gepresst wurde. Zusammen heuern sie eine Truppe aus Attentätern und fanatischen Gegnern von Crimson Dawn an und räumen zunächst mit dem Bodenpersonal der Verbrecherorganisation auf, bevor ihnen eine Liste mit Verrätern in die Hände fällt, die das Imperium infiltriert haben. Doch die Wahrheit ist nicht immer ganz so klar, wie sie scheint.

Autor Greg Pak hat schon in früheren „Darth Vader“-Comics bewiesen, dass er Intrigen und Verwirrspiele liebt. Viele Protagonisten, häufige Zeit- und Ortssprünge, wechselnde Loyalitäten und Plotwendungen, die man nicht immer ganz nachvollziehen kann – das alles zeichnet seine Art zu erzählen aus. Das setzt sich auch in „Jagd auf Crimson Dawn“ fort, in dem sich Vader, Ochi von Bestoon, ein imperialer Admiral, der Imperator, Sly Moore und eine Ex-Zofe von Padmé Amidala gegenseitig in ein Netz von Misstrauen und fragwürdiger Loyalität verstricken, das so verworren ist, das selbst Vaders berüchtigtes rotes Lichtschwert diesen Knoten kaum durchschlagen kann. Als Cameo springt obendrein noch Kopfgeldjäger Beilert Valance durch die Seiten, er hat allerdings kaum etwas zu tun und dient mehr als mahnende Stimme, die jeden Moment Verrat von Vaders Seite wittert.

In der zweiten Hälfte nimmt die Handlung dann eine etwas eigentümliche Wendung, als sich Vader ziemlich durch imperiale Reihen mäht und dabei selbst vom Imperator nicht gestoppt wird. Gut, man mag sagen, dass im Imperium eh jeder entbehrlich ist und der Sith-Meister eine Atmosphäre der Angst und Gewalt durchaus zu schätzen weiß. So ganz Sinn ergibt es trotzdem nicht, was da geschieht, gerade im Lichte der zu diesem Moment vorherrschenden Informationslage. Am Ende steht immerhin ein spannender Cliffhanger, als Vader von seiner Vergangenheit heimgesucht wird. Es dürfte interessant sein, zu lesen, wie es von da an weitergeht.

Die Verbindung zur Kernhandlung von „Crimson Reign“, wie sie im Sammelband „Die scharlachrote Königin“ erzählt wird, ist übrigens nur hauchdünn. Weder Qi’ra noch ihr Plan, das Imperium zu schwächen, sind in dem vorliegenden Comic irgendwie Thema. Man muss den anderen Comic daher nicht gelesen haben, um diesen zu verstehen. Zwingend nötig sind allerdings die vorherigen „Vader“-Bände, sonst versteht man Vaders Motivation und auch die Beziehungen einiger der auftauchenden Figuren untereinander nur mit Mühe.

Visuell wird unterschiedlich hochwertige Kost geboten. Leonard Kirk und Guiu Vilanova liefern beide akzeptable Illustrationen ab, sind aber im Strich eher etwas grob, was man vor allem an den Gesichtern merkt. Beilert Valance habe ich bei keinem der beiden erkannt. Als Raffaele Ienco übernimmt, werden die Zeichnungen dann deutlich feiner und auch detailfreudiger. Vor allem Vader macht hier wieder eine richtig gute, schön düstere Figur.

Eine Covergalerie, die erfreulich komplett, aber ohne Varianten ist, schließt den Band ab.

Fazit: „Jagd auf Crimson Dawn“ setzt die „Darth Vader“-Reihe fort wie gehabt. Viele Intrigen, zahlreiche Zeit- und Ortswechsel und eine Menge fragwürdiges Personal beherrschen die Seiten, zusammengehalten durch die dunkle Präsenz von Vader, der sich mit wütender Konsequenz Richtung Ziel vorarbeitet, Crimson Dawn auszulöschen. Wirklich nah an Qi’ra und ihre Mitstreiter kommt er allerdings nicht heran. Ebenso wenig ist der Comic wirklich eng mit dem „Crimson Reign“-Hauptband verknüpft. Für das Cross-Over-Event nur ein Nebenschauplatz, ist der Comic für alle Leser der „Darth Vader“-Reihe natürlich ein Muss und bietet kurzweilige, wenn auch kaum erinnerungswürdige Unterhaltung.

Star Wars: Darth Vader – Jagd auf Crimson Dawn (Crimson Reign)
Comic
Greg Pak, Raffaele Ienco, Alex Sinclair u. a.
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3344-7
112 S., Softcover, deutsch
Preis: 15,00 EUR

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