von Alice
Kaina ist der einzige junge Mensch einer kleinen Gemeinschaft mit nur rund zehn Leuten. Somit könnte er schon bald der letzte Mensch auf dieser Welt sein. Seine Heimat befindet sich auf den Kronen von gigantischen Bäumen in einem schier endlosen Eismeer. Die Gemeinschaft führt ein genügsames Leben, und trotz der mangelnden Zukunftsaussichten scheinen die Leute ihren Frieden gefunden zu haben. Sie haben sich mit ihrem Schicksal abgefunden und geben sich mit alltäglichen Tätigkeiten zufrieden. Kaina findet jedoch keine Ruhe und ist davon überzeugt, dass irgendwo noch weitere Menschen leben müssen. Eines Tages stürzt eine junge Frau ab und landet in jenen Baumkronen, die Kaina seine Heimat nennt. Er kümmert sich um sie und erfährt von ihr, dass es noch eine ganze Zivilisation mit tausenden Menschen gibt. Gemeinsam mit ihr bricht er auf, um nach dieser zu suchen.
Obwohl man eigentlich nur eine öde Schneelandschaft erwartet, übt die Welt durchaus eine Faszination aus. Zunächst ahnt man noch nicht, das Kaina auf einer gigantischen Baumkrone wohnt, als er Riesenkäfer jagt. Diese dienen als Hauptmahlzeit, was abstoßend erscheint, für Kaina aber vollkommen alltäglich ist. Schmackhaft sind vor allem die frischen Eier, welche als Seltenheit gelten. Faszinierend wirken die merkwürdigen organischen Strukturen, die Teil des Baumes geworden sind und eine Ähnlichkeit mit dem Fluggefährt der jungen Frau haben. Zahlreiche derartiger Details wecken den Wunsch, mehr über diese außergewöhnliche Welt zu erfahren. Da die Geschichte mit dem Aufbruch einer Reise endet, ist die Neugierde auf die Fortsetzung auf jeden Fall geweckt. Wer sich nicht gedulden möchte, kann übrigens bereits den vollständigen Anime ansehen – sogar auf Deutsch.
Insgesamt verläuft die Handlung eher ruhig und ermöglicht somit einen guten Einstieg in diese postapokalyptische Sci-Fi-Welt. Zwischendurch gibt es aber schon durchaus actionreiche und spannende Szenen. Humorvolle Momente sorgen immer wieder für Auflockerung und tragen zur Vielseitigkeit dieses Mangas bei.
Möglicherweise wird man überrascht sein, dass dieser Manga von Tsutomu Nihei ist, aber nicht der gewohnten Optik entspricht. Nihei zeichnet üblicherweise selbst, und sein Zeichenstil hat einen hohen Wiedererkennungswert. Gleichzeitig hatte man jedoch auch den Eindruck, dass sich all seine Mangas ähnlich sehen, weshalb Itoe Takemotos Zeichnungen – sie hat hier den Zeichenstift übernommen – eine erfrischende Abwechslung bringen. Ihr Zeichenstil unterscheidet sich sehr von Nihei, doch ist dieser ebenfalls sehr ansprechend. Zahlreiche Details bringen den sonderbaren Lebensraum auf den gigantischen Bäumen überzeugend rüber. Obwohl die Charaktere ähnliche Kleidung tragen, kann man sie anhand der feinen Ausarbeitung der Gesichtszüge gut voneinander unterscheiden. Das Format des Mangas beträgt 14 x 21 cm – das in etwa der Größe DIN A5 entspricht. Hiermit wählt Cross Cult ein verhältnismäßig großes Format, was die Illustrationen gut zur Geltung bringt.
Fazit: „Kaina of the Great Snow Sea 1“ bietet den Auftakt zu einer postapokalyptische Sci-Fi-Geschichte und überzeugt durch eine spannende Handlung, die Neugierde weckt. Die optische Umsetzung ist ansprechend und erweckt die eigentlich trostlose Schneelandschaft zum Leben.
Kaina of the Great Snow Sea 1
Manga
Tsutomu Nihei, Itoe Takemoto
Cross Cult 2024
ISBN: 978-3-75730-302-0
160 S., Softcover, deutsch
Preis: 10,00 EUR
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