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Girls’ Last Tour 1

Die Welt ist nicht mehr so, wie sie gestern war. Der Krieg hat sie verwüstet. Menschen sind rar geworden. Lebensmittelknappheit, Dunkelheit sowie Verwüstung sind vorherrschend. Von alldem lassen sich zwei beste Freundinnen nicht beirren. Sie trotzen dem Ende. Können sie dem Schicksal einen Strich durch die Rechnung machen?

von Daniel Pabst

„Girls’ Last Tour“ von Tsukumizu ist eine Manga-Reihe, die die Themenbereiche „Apokalypse“ und „Cute Girls doing cute things“ kombiniert. Wer die Mangas „Laid-Back Camp“, „A Place Further than the Universe“ oder „Girls und Panzer“ kennt, dem wird einiges bekannt vorkommen. Denn auch hier durchleben beste Freundinnen gemeinsam Abenteuer. „Girls’ Last Tour“ ist ein in sechs Bänden abgeschlossenes Werk, welches ursprünglich 2014 erschienen ist und 2017 auch einen Anime (Studio White Fox) bekam, welcher etwa Zweidrittel des Mangas beinhaltet. Was passiert in der postapokalyptischen Welt? Sollte man diesen Manga 10 Jahre nach seinem Erscheinen nun in Deutsch lesen?

Die beiden Protagonistinnen Chito und Yuuri schauen einen vom Cover des Mangas auf ihre eigene Art und Weise an. Sie beide besitzen unterschiedliche Charakterzüge: Chito ist introvertiert und zeichnet sich durch ihren analytischen Verstand und ihre nachdenkliche, melancholische Art aus. Sie schreibt gern in ihrem Tagebuch und trennt sich nur ungern von ihrem schützenden Helm. Ihre blonde, größere Freundin Yuuri dagegen ist forsch und mutig. Sie hantiert mit Waffen herum und scheint einen unstillbaren Hunger zu haben. Was sie vereint, ist ein Kettenkrad, mit dem sie durch die postapokalyptischen Ruinen fahren und welches den beiden endlose Stunden gemeinsame (Fahrt-)Zeit bringt.

Es ist vor allem die starke Bindung zwischen den beiden Mädchen, welche im Mittelpunkt der Reise von „Girls’ Last Tour“ steht. Neben den herzlichen und gefühlvollen Gesprächen der beiden ist die Umgebung trist und kalt. Der Strom ist knapp, es schneit und die Nahrung geht zunehmend aus. Die beiden Freundinnen bilden hier den Gegenpol und zeigen der verlassenen Welt, dass Freundschaft und Durchhaltevermögen keine Widerstände kennt – komme was wolle.

Ganz nebenbei werden in „Girls’ Last Tour“ diverse Aspekte der heutigen Gesellschaft angesprochen und zeitgleich kritisiert: So fragt sich Chito beispielsweise, warum die Menschen so viele Waffen hergestellt haben, wenn man diese doch gar nicht essen kann? Yuuri kann es sich nur so erklären: „Vermutlich, wenn die Interessen nicht mit den eigenen übereinstimmen. Zum Beispiel, wenn du drei Leute hast, aber die Nahrung nur für zwei reicht. Dann bleibt einem wohl keine andere Wahl, als zu den Waffen zu greifen und darum zu kämpfen“.

Unbeantwortet bleibt die Frage: „So läuft es Tag für Tag. Ich frag mich einfach, was uns am Ende der Reise erwartet?“, da die Zuhörerin bereits eingeschlafen ist. So richtet sich die Frage vielmehr an den Leser oder die Leserin. Es sind diese kleinen Momente, die einen beim Lesen erden und nachdenklich stimmen. Dann wiederum spürt man die Wärme und Sorglosigkeit der beiden, die sich mit ihrer Situation abgefunden habe. So finden beide beispielsweise beim Waschen ihrer Kleidung einen Fisch, den sie grillen, verzehren und anschließend mit seinen Gräten wieder ins Wasser legen, mit den Worten: „Mach’s gut“. War das vielleicht der letzte auf Erden lebende Fisch gewesen?

Je weiter man diesen Manga liest, umso bedeutender werden die kleinen Freuden im Leben. Eine verlassene Fabrik mit heißem Wasser bietet die Möglichkeit eines heißen Bades, welches die beiden Freundinnen dazu veranlasst, sich inmitten der hässlichen Umgebung genussvoll aufzuwärmen. Die Welt um sie herum ist plötzlich in Vergessenheit geraten. Sie schätzen es am Leben zu sein – und das ist doch auch die Hauptsache.   

Fazit: Dieser Manga kommt unscheinbar daher und wickelt die Lesenden schnell um den Finger. Mit der Frage: „Warum weitermachen, wenn alles aussichtslos erscheint?“ nehmen die Freundinnen einen mit auf eine (beinahe) philosophische Reise. Der Kontrast zwischen der naiven, herzlichen Art der Mädchen und der kalten, leeren (Erwachsenen-)Welt ist stark. Ob es eine Rettung für sie gibt oder es in Wirklichkeit die letzte Tour der Mädchen ist, bleibt abzuwarten. Gewissheit erlangt man nach dem Auftaktband von „Girls’ Last Tour“ einzig darüber, dass die Hoffnung zuletzt stirbt und wahre Freundschaft viel stärker ist, als alle Widerstände es sein könnten – eine gute Botschaft in diesen Zeiten.  

Girls’ Last Tour 1
Manga
Tsukumizu
Manga Cult 2024
ISBN: 978-3-75730-324-2
160 S., Softcover, deutsch
Preis: 10,00 EUR

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