von Oli Clemens
Da haben wir ja Glück gehabt, dass wir die Zombie-Apokalypse unbeschadet überstanden haben. Unser Survival-Camp haben wir auf einem Wolkenkratzer im Zentrum des Spielplans aufgeschlagen. Damit es uns dort oben auch gut geht, brauchen wir Gegenstände aus der Stadt. Dort warten Taschenlampen und Dynamit auf uns, aber auch Energy-Drinks, Bowlingkugeln oder ein Munchkin-Zombie-Spiel – eben das, was man so zum Überleben in der Katastrophe braucht. Über mehrere Runden begeben wir uns dann mit den Augen in das Liniengewirr auf der Suche nach Ausrüstung.
Ich würde „Zilence“ in die Kategorie der Wimmelspiele einordnen, die seit dem Erfolg von „Micro Macro“ immer mal wieder auftauchen. Bei „Zilence“ suchen wir von einem zentralen Startpunkt aus nach der besten Route durch die Stadt, um dort Gegenstände zu finden, die auf unseren Handkarten abgebildet sind. Obwohl das Thema ja quasi Endzeit ist, haben wir nur schmale 20 Sekunden Zeit pro Runde, unsere bevorzugte Strecke aus dem Wirrwarr von krakeligen Linien herauszufiltern. Dann müssen wir uns auch schon festlegen, ob der gelbe, der rote oder der blaue Weg die meisten Übereinstimmungen mit unseren drei Handkarten aufweisen wird. Das Zeitlimit kann nie reichen, um alle Wege bis ans Ende zu verfolgen und sich dann mit Bestimmtheit festlegen zu können. Da musst du schon Mut zur Lücke beweisen. Kontroll-Freaks haben es da sicher schwer.
Um unseren Erfolg zu checken, fahren wir im Anschluss mit einem Stab die gewählte Route ab. Wenn ihr dabei auf einen Gegenstand stoßt, wird dieser laut benannt. Habt ihr Übereinstimmungen in euren Handkarten, dürft ihr die Karte auf euren persönlichen Ablagestapel legen. Leider kann es auch sein, dass der Weg in einer Sackgasse endet oder die gefundenen Gegenstände nicht zu euren Karten passen. So ein Chaos-Moment ist bei „Zilence“ eingepreist. Das fühlt sich aber nicht nach Scheitern an.
Bevor die nächste Runde wieder mit drei Handkarten startet, wird erst einmal der modulare Spielplan herumgewirbelt, damit die Strecken wie von Geisterhand neu entstehen. Das ist für mich der eigentliche Clou des Spiels. Jede Runde ist wieder neu und so kann der Spaß auch immer wieder von vorn beginnen, ohne dass man sich einfach die guten Routen merken kann – außer vielleicht Menschen mit fotografischem Gedächtnis. Zwölf Handkarten insgesamt musst du auf deinen Trips durch die Stadt los werden, dann endet „Zilence“. Wer zuerst die Hand leer hat, gewinnt.
Das Material ist klasse! Dabei sticht vor allem der Spielplan heraus, der immer wieder aufs Neue erstellt werden kann. Dabei waren für mich als Brillenträger allerdings die Symbole darauf nicht immer deutlich zu erkennen, ein Umstand, über den aber die Kinder, mit denen ich gespielt habe, herzhaft gelacht haben. Junge Augen sehen da wohl anders, und letztlich ist „Zilence“ eben auch ein Kinderspiel oder ein Familienspiel, bei denen die Kinder vielleicht im Vorteil sind. Das ist doch auch mal toll!
Fazit: „Zilence“ nennt sich selbst ein leises Hektik-Spiel. 20 Sekunden sind für Erwachsene wirklich wenig, für Kinder passt das. Im Gegensatz zu anderen Echtzeit-Spielen fühle ich mich nach „Zilence“ wirklich entspannt und habe viel gelacht. Ob das Spiel unbedingt ein Zombie-Thema gebraucht hätte, wage ich zu bezweifeln. Der liebevolle Comicstil bügelt das Gruselthema aber wieder glatt. Eltern können also wirklich entspannt sein.
Zilence
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler ab 6 Jahren
Sophia Wagner
Pegasus Spiele 2024
EAN: 4250231731693
Sprache: Deutsch
Preis: 29,99 EUR
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