von Fiona Phoenix
Von der Macht der Worte
Noch immer stecken Meggie, Resa und Mo in der Tintenwelt fest. Noch immer ist Fenoglio, der Autor der Geschichte, nicht in der Lage, die drei wieder nach Hause zu schreiben. Noch immer versucht Elinor, Meggies Großtante, die in der realen Welt zurückgeblieben ist, zusammen mit Darius, dem ehemaligen Vorleser Capricorns, einen Weg in die Tintenwelt zu finden. Und noch immer dient Farid, der Lehrling Staubfingers, dem arroganten Orpheus, der Meggies Eltern erst in die Tintenwelt gelesen hat, in der Hoffnung, Orpheus würde, wie versprochen, Staubfinger von den Toten zurücklesen.
Doch während Resa nichts lieber wäre, als mit Mo und Meggie wieder nach Hause zurückzukehren, kann sich Meggie von der gnadenlosen und doch wunderschönen Tintenwelt (und auch von Farid) nicht trennen und Meggies Vater Mo kämpft sogar als „der Eichelhäher“, den Fenoglio nach Mos Vorbild geschrieben hat, gegen die Männer des neuen Statthalters. Denn der Hänfling, wie er von allen genannt wird, ist der Schwager des Natternkopfes, der nun Herrschaftsansprüche auf die Stadt Ombra erhebt, und seine Männer plündern und verwüsten die Dörfer und nehmen den Witwen und Waisen von Ombra das Wenige, was sie noch besitzen.
Und so werden die Hände Mos, die früher Buchbindermesser hielten, zu den Händen des Eichelhähers, der nun ein Schwert führt und sogar Menschen tötet, während er die Menschen von Ombra beschützt und darauf wartet, dass das leere Buch, das er dem Natternkopf gebunden hat, und das diesem Unsterblichkeit bringen soll, seine geheime Wirkung entfaltet und den Natternkopf endlich tötet.
Aber so einfach ist es doch nicht, und wieder einmal kommt alles anders. Muss Mo wirklich die drei Worte in das leere Buch schreiben, die dem Natternkopf den Tod bringen? Wie sollte er überhaupt an das Buch gelangen? Und wie gleichzeitig seine Familie und seine Freunde beschützen? Und wie kann all das denn noch gut ausgehen, wenn die Männer des Hänflings und unzählige andere Gefahren überall zu lauern scheinen?
Fesselnd bis zum Schluss
Dieser Roman war von allen Büchern der „Tintenwelt“-Trilogie, die mich von Anfang an begeistert hat, das spannendste, packendste, düsterste und zugleich schönste. Es reißt den Leser von Anfang an mit und spitzt die Handlung so weit zu, bis man wirklich kein gutes Endes mehr sieht. Dann eröffnet sie plötzlich wieder Lichtblicke, die so erleichternd sind, dass man vor Glück weinen könnte. Die Charaktere mit all ihren Gefühlen und Motivationen werden noch tiefer ausgelotet und in die Handlung und untereinander verstrickt. Man fühlt mit jedem Einzelnen (und manchen wünscht man auch diverse Krankheiten oder Schlimmeres an den Hals), fiebert mit der Geschichte mit und bangt um seine Lieblingscharaktere. Und das Buch präsentiert ein überraschendes, aber (vielleicht gerade deshalb) umso schöneres Ende.
Fazit: Eine mitreißende Geschichte, die schrecklich schön und wundervoll düster ist, sodass man sich dieser Ambivalenz kaum entziehen kann und das Buch bis zum Ende hin geradezu verschlingen muss. So wie das Licht den Schatten vertieft und die Dunkelheit das Licht heller leuchten lässt, so zieht diese Geschichte den Leser weit hinunter ins Dunkel, nur um ihn dann noch höher dem Licht entgegen zu schleudern. Eine Geschichte, die so viel intensiver als das Leben selbst zu sein scheint und die dem Leser trotzdem Hoffnung gibt und ihn nicht zerstört zurücklässt. Es sollte mehr Bücher wie dieses geben, Bücher, bei denen man sich auch die Frage stellt, wie sehr die Worte doch die Welt und einen persönlich verändern können – vor allem, wenn man selbst in eine Geschichte hineingeraten ist. Denn wer weiß, vielleicht sind wir alle Teil einer Geschichte, die gerade im Moment von jemandem gelesen wird…
Tintentod
Fantasy-Roman
Cornelia Funke
Cecilie Dressler Verlag 2007
ISBN: 978-3-7915-0476-6
760 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 22,90
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