The Walking Dead 3: Die Zuflucht

Wenn das menschliche Leben durch immerwährende Angriffe von Zombies unwiederbringlich verschlechtert wurde, dann ist es bereits Luxus, sich verschanzen zu können, um eine Zuflucht zu haben. – Welcher Ort wäre hierfür geeigneter als ein Gefängnis?

von Lars Jeske

Nach der Erholung und der anschließenden Flucht der Überlebenden von Hershels Farm und den Abenteuern in der Siedlung „Wiltshire Estates“ sind alle wiederum entkräftet. Am Ende des zweiten Sammelbandes „Ein Langer Weg“ haben sie jedoch wieder Glück. Durch Zufall entdeckten Rick Grimes und seine Mitüberlebenden ein von Zombies umstelltes Gefängnis. Solch ein Ort könnte in diesen schlimmen Zeiten weitaus besser als sichere Zuflucht dienen als andere. Somit riskieren die Erwachsenen ihr Leben und die letzte Munition, um eine Bresche zu schlagen.

Zuerst gilt es einen Überblick über die Gebäuden zu bekommen, dann einige Blocks zu säubern, um für die gesamte Gruppe Wohnraum zu sichern. Über diesen Plan gibt es wie in jeder Gruppe selbstverständlich auch Streitereien, aber noch ist der ehemalige Polizist Rick Grimes der Anführer der Gruppe und setzt seine Ideen notfalls nicht allzu zimperlich durch. Immerhin agiert er für das Wohl der Gruppe, ohne seine Frau Lori oder seinen Sohn Carl zu bevorzugen. Bei ihren Streifzügen durch die besetzten Bereiche des Gefängnisses entdecken sie sogar einen, in dem sich vier Überlebende mit genügend Essensvorräten gemütlich eingerichtet haben und so viele Monate vor den Zombies verschont blieben.

Schnell stellt sich jedoch heraus, dass allesamt Insassen waren und somit mehr oder minder gewalttätige Straftäter sind. Dies entschärft die ohnehin schon angespannte Situation nicht. Wie soll man mit Mördern unter einem Dach wohnen? Wer wirft wen hinaus oder ist man mittlerweile doch zu sehr auf jeden anderen Menschen angewiesen? Kann man in dieser neuen Welt Verfehlungen aus der alten Zeitrechnungen vergeben und vergessen? – Nun gibt es also zusätzliche zwischenmenschliche Probleme, die auch nicht mehr vermittelbar sind. Die Spannungen aller miteinander steigen bis zum dramatischen Cliffhanger.

Dem Autor Robert Kirkman gelingt es weiterhin, die in der „alten Weltordnung“ gängigen Probleme und Krisen auf die neuen Lebensumstände umzumünzen. Es gibt keinen primären Konflikt zwischen Rassen, Lebensarten, Religionen oder Gesinnungen. Die neue Zeitrechnung macht anderes nötiger, etwa die Notwendigkeit der Suche nach Nahrung, einem Schlafplatz oder den Luxus einer Dusche. Die notwendigen, darüber geäußerten Kritikpunkte bezüglich des Sammelbandes Nummer 2 „Ein Langer Weg“ stimmten. Dennoch ist es dem Autor bereits gelungen, eine so spannende Geschichte zu stricken, dass es den willigen Leser spätestens mit dem zweiten Band gepackt hatte.

Band 3 (Sammelband der Ausgaben 13-18) steht dieser spannenden Intensität in nichts nach. Dadurch, dass sich jetzt das Team aus Autor, Illustrator und Tuscher gefunden hat, gibt es auch keinen Bruch mehr für den Leser. Robert Kirkman, Charlie Adlard und Cliff Rathburn haben ihren Weg gefunden und setzen ihn erfolgreich um. Ein wichtiger Pluspunkt ist der gleich gebliebene Zeichenstil. Dadurch kommen einem die Handlungsträger immer vertrauter vor und man kann schon einzelne Charakteristiken ableiten und versteht deren Motivationen. Außerdem funktioniert aufgrund des Handlungsverlaufes, der bei Weitem nicht mehr so sprunghaft ist, die Story noch besser als zuvor. Die Atmosphäre bleibt hierbei düster und hinter jeder Ecke, wenngleich jetzt aus solidem Stein oder Stahl, wartet neben einem Zombie auch schon die nächste Katastrophe. Eine unumkehrbare auf den Urinstinkten beruhende Lösung scheint zu helfen – aber dafür müsste man den letzten Rest seiner Menschlichkeit opfern.

Das empfohlene Lesealter von 16+ ist jetzt richtig sinnvoll. Wären die Zeichnungen koloriert, gäbe es mit Sicherheit keine Jugendfreigabe. Hinsichtlich der Altersdifferenzierung geht es jedoch nicht nur um die Zeichnungen, sondern auch um die Entscheidungen und Handlungen, die stattfinden und nur für Leser zugänglich sein sollten, die dieses einordnen und verarbeiten können.

Fazit: Der dritte Sammelband erzählt die Geschichte nach der Zombieapokalypse spannend weiter. Auf den nächsten 132 Seiten erlebt man gern mit Rick, Tyreese und ihren Freunden weitere Geschichten und Erlebnisse, wie sie weiter durch den verödeten Osten der USA ziehen und ein Gefängnis als Ruhepol finden. Nunmehr gibt es erste größere Abweichungen von der TV-Serie, wodurch deren Kenner auch zusätzliche Anreize erhalten, um bei den Comics weiterzulesen.


The Walking Dead Band 3: Die Zuflucht
Comic
Robert Kirkman, Charlie Adlard, Cliff Rathburn
Cross Cult 2016
ISBN: 978-3-95981-218-4
132 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 8,99

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