The Binding of Isaac: Four Souls

Was hat die Bibel in der Kartenspielwelt zu suchen? Wer sich das fragt, der könnte bei „The Binding of Isaac“ von Edmund McMillen auf seine Kosten kommen! Der religiöse Einfluss wird ergänzt durch düstere Themen und makabren Humor, der im Alltag wenig zu suchen hat. Es überrascht daher einerseits, dass dieses Spiel seine Anhänger und Anhängerinnen gefunden hat. Andererseits denkt man sich: Warum nicht? Vielleicht eignet sich gerade ein Spiel bestens dazu, sich auch den unliebsamen Fragen des Lebens einmal zu stellen ...

von Daniel Pabst

Selbst wer kaum mit Brett- und Kartenspielen in Berührung gekommen ist, der wird wahrscheinlich von der Kartenspielreihe „Munchkin“ (Autor: Steve Jackson, Illustrationen: John Kovalic) schon einmal gehört haben. In diesem humoristischen Kartenspiel werden seit nunmehr zwei Jahrzehnten (!) in einem ulkigen Fantasy-Setting Schätze gesammelt, Allianzen geschlossen und wieder gebrochen. „Munchkin“ bietet Spielspaß für größere Gruppen, bei denen man sich auf wenig bis gar nichts verlassen kann – außer dass gelacht wird.

Das nun erschienene Kartenspiel mit dem englischen Namen „The Binding of Isaac: Four Souls“ erinnert stark an dieses populäre Gruppenspiel. Die deutsche Version ist ebenfalls bei Pegasus Spiele erschienen. Wie man bereits am Namen erkennen kann, basiert dieses Spiel auf dem bekannten Computerspiel „The Binding of Isaac“ von Edmund McMillen. Anders als es bei „Munchkin“ der Fall ist, wird hierbei auf Fantasy und seichten Humor verzichtet. Stattdessen gibt es schwarzen Humor, Anspielungen auf Internet-Memes und jede Menge Themen, die in Spielen eigentlich nichts zu suchen haben. Nicht grundlos steht auf der Packung: „ab 14 Jahren“.

Kommen wir nun zum Inhalt: Das Kartenspiel „The Binding of Isaac: Four Souls“ ist ein Spiel für 1 bis 4 Personen ab 14 Jahren, auch von Edmund McMillen. In der schmalen Box bekommt ihr 340 Karten, 100 (Plastik-)Pennies, 2 Würfel (W6 und W8), 1 Karte „Wichtige Begriffe“ und 1 Kurzanleitung (in der Größe einer Spielkarte). Dazu gibt es eine kostenlose Portion Luft – so ähnlich wie bei den Chipstüten beim Wochenendkino oder heimischen Streaming-Abend. Natürlich hat dieser Platz einen Grund. Er dient den Erweiterungen mit noch mehr Karten …

„The Binding of Isaac: Four Souls“ nimmt sich selbst nicht besonders ernst. Zugleich aber ist die Überschreitung des „simplen“ Fantasy-Humors schon verstörend. Das Ganze fußt auf der biblischen Geschichte, wie der (auf Deutsch übersetzte) Titel „Die Bindung Isaaks“ zeigt. In dieser Geschichte ist ein Vater nämlich bereit, seinen Sohn (Isaak) zu opfern. Edmund McMillen aber belässt es bei biblischen Anspielungen nicht, sondern versucht sich an der Parodie von Krankheiten und Tod.

Wer das nicht in den Händen halten will, für den ist dieses Spiel ganz sicher nicht geeignet. Für diejenigen, die bereits mit „Munchkin“ große Freude haben und mal einen „Schritt weiter gehen wollen“ oder zwischendurch etwas anderes testen wollen, denen sei im Folgenden das Spielprinzip vorgestellt: Ziel des Spiels ist es, als Erster in den Besitz von vier Seelen (daher der Untertitel „Four Souls“) zu kommen. Jede und jeder erhält zu Beginn einen eigenen – eigenwilligen – Charakter mit einer Startausrüstung an Handkarten.


 
Im Gegensatz zu „Munchkin“ macht das Spiel hier einen weiteren Schritt. Es gibt eine Stapelmechanik! Diesen kennt man aus Sammelkartenspielen, wie etwa Richard Garfields „Magic: The Gathering“. Konkret bedeutet das: Auf eine Karte, die ein Mitspieler oder eine Mitspielerin ausgelegt hat, kann jeder reagieren. So „stapeln“ sich dann die gelegten Handkartenkarten und werden in umgekehrter Reihenfolge ausgeführt.

Das alles klingt soweit recht simpel: Charakter aufpäppeln, Monster kloppen, sich die Siegerkrone aufsetzen. Doch im Spiel selbst ist das meist gar nicht so leicht. Denn die Mitspielenden profitieren jeweils, wenn man selbst ein Monster nicht besiegen konnte und haben zudem allerlei fiese – durchaus makabre – Fallen parat. Glücklicherweise ist dann der Tod des eigenen Charakters kein dauerhafter Zustand – denn wie in dem gleichnamigen Computerspiel erhält man eine neue Chance und wird „wiedergeboren“.

Die Kartennamen sind übrigens bewusst in der englischen Originalsprache belassen worden. Da lauten die Karten schon mal: „Curse of Pain“, „Holy Keeper Head“, „Soul of Gluttony“, „Dead Bird“, „Lucky Foot“, “Fat Bat“ oder „Dead Cat“. Und wer sich bis zum Erscheinen von den boxfüllenden Erweiterungen nicht gedulden kann, für den bietet Pegasus Spiele die „The Binding of Isaac: Four Souls – Requiem Ultimate Collector’s Box“ an, in der Zusatzmaterial enthalten ist, was dann aber statt der 44,99 Euro einen Preis von stolzen 149,99 Euro hat.

Fazit: Dieses Kartenspiel wirkt spielerisch wie eine Mischung aus „Munchkin“ und „Magic: The Gathering“. Illustrativ ist es eine derbe Variante eines „MAD“-Satiremagazins oder Ähnlichem, bei dem kein Blatt vor den Mund genommen wird. Hier muss man auf alles gefasst sein und keinen empfindlichen Magen haben. Denn nie weißt man, ob die nächste Karte etwas Niedliches sein wird oder ob euch die Höllenwesen anlachen. Pegasus Spiele sagt zu diesem neuen Spiel auf seiner Homepage daher zu Recht: „Monsterkämpfe biblischen Ausmaßes“ (www.pegasus.de/presse/pressemitteilungen/monsterkaempfe-biblischen-ausmasses). Absolut nichts für schwache Nerven!

The Binding of Isaac: Four Souls
Brettspiel für 1 bis 4 Spieler ab 14 Jahren
Edmund McMillen
Pegasus Spiele 2023
EAN: 4250231731679
Sprache: Deutsch
Preis: 44,99 EUR

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