Sturmwelten – Unter schwarzen Segeln

Nach der Schlacht vor der Insel Hequia entkommt das schwarze Schiff, und mit ihm scheint seine geheimnisvolle und vermutlich kostbare Ladung verloren. Und die Helden der Schlacht, die Offizierin Roxane und der Freibeuter Jaquento, müssen sich in die Fänge der Admiralität begeben, wo Roxane das Kriegsgericht und Jaquento der Tod durch den Strick droht. Kann der alte Admiral Thyrane Licht in das Dunkel der Geschehnisse bringen? Die Ereignisse überschlagen sich, und plötzlich ist die schwarze Fregatte wieder in Sichtweite... eine Meeresschlacht beginnt.

von Ansgar Imme

 

Nach den im Sog der „Herr der Ringe“-Euphorie entstandenen Romanen um „Die Trolle“ legte Christoph Hardebusch mit „Sturmwelten“ eine gänzlich andere Art von Fantasy vor, die aber bei vielen Lesern auch sehr gut ankam. Wie Hardebusch in einem Interview sagte, hatte er einfach Lust und Interesse, das Thema Karibik und Schifffahrt in einem Roman unterzubringen. Währen der erste Roman viele Grundlagen legte und die Personen einführte, müssen die Charaktere nun im zweiten Band mit den Konsequenzen ihrer Handlungen legen.

Zum Inhalt

Der Leser erlebt die Geschichte erneut aus mehreren Perspektiven, wobei diese sich nun mehr und mehr überschneiden und die Geschichte somit auch aus mehreren Blickwinkeln betrachten. Allerdings gibt es zwei Handlungsstränge, die sich getrennt voneinander fortentwickeln und nicht, wie im ersten Band, zum Ende zusammengeführt werden.

Neu hinzugekommen ist der alte Admiral Aomas Thyrane, genannt der Seewolf, der eigentlich schon im Ruhestand war, jetzt aber noch einmal zurückgeholt wird, um die seltsamen Ereignisse in der Sturmwelt zu untersuchen. Da seine Karriere und sein Leben sich eher dem Ende nähern, hat er nichts zu verlieren, wenn er anderen, vor allem der Handelscompagnie, die in die Vorgänge verwickelt scheint, beim Nachforschen auf die Füße tritt. Mit Ankunft in der Sturmwelt muss er sich dann auch mit dem dortigen Admiral messen und diesen zurechtweisen. Mit Hilfe der ehemaligen Sklavin Sinao findet er aber schließlich Hinweise, die zur selbst in der Sturmwelt weit abgelegenen Insel Rosarias führen, wo die Handelscompagnie einen Stützpunkt unterhält und geheime Machenschaften betreibt. Gemeinsam mit Sinao und dem Maestro Manuel muss Thyrane sich der Gefahr stellen und erkennen, dass die Compagnie ein dunkles und böses Spiel treibt.

Unterdessen werden der Freibeuter und Adlige Jaquento und die Offizierin Roxane auf Lessan von Admiral Holt, dem Kommandeur der Sturmweltflotte, festgesetzt. Während auf Roxane das Kriegsgericht in ihrer Heimat wartet, soll Jaquento als Anführer der Piraten in Thaynric gehängt werden. Roxane führt selbst als Kapitänin das Schiff „Mantikor“ und segelt mit dem gefangenen Jaquento sowie seinem Begleiter Bihrâd gen Heimat. Die kleine Echse Sinosch, seit einiger Zeit ständiger Begleiter Jaquentos offenbart diesem in seiner Gefangenschaft, dass sie irgendwann mal zu einem echten Drachen reifen wird und sie viel zu früh das Bewusstsein erlangte. Als Roxane Jaqento und Bihrâd vor der Küste Hiscadis „zufällig“ entkommen lassen will, stoßen sie überraschend auf das schwarze Schiff und den Verräter Deguay, ehemaliger Kapitän von Jaquento und Anführer des Schiffes „Todsünde“. Roxane sieht ihre Chance, sich von der Schuld reinzuwaschen und lässt Segel setzen. Es kommt zu einem mörderischen Gefecht mitten im Sturm vor der Küste.

Der Dichter Franigo hingegen weilt immer noch weitab von den Sturmwelten und den Problemen der anderen. Doch während er nur seine Ruhe haben möchte, lehnt sich das Land und die Bevölkerung Hiscadis gegen die Besatzer von Géronay auf, und Franigo befindet sich plötzlich im Auge des Sturmes und wird unfreiwillig zum Anführer einer Revolte. Doch damit steigen plötzlich auch sein Ruhm und seine Bekanntheit, und man macht ihn zum Führer des Widerstandes. Dabei trifft er eines Tages unverhofft auf seinen alten Bekannten Maurez, der sich mit einer Offizierin aus dem Lande der Thaynrics bis hierher durchgeschlagen hat. Während Pläne und Bündnisse geschmiedet werden, hat sich die Todsünde in einen scheinbar sicheren Hafen durchgeschlagen, um die geheime und wertvolle Beute abzuliefern, als plötzlich doch die Widersacher noch einmal hervortreten. Und als sie aufeinandertreffen, erhebt sich plötzlich eine andere, vollkommen unerwartete Macht...

Kritik

Der zweite Teil der „Sturmwelten“-Saga ist zwar nicht so ein Wälzer wie der erste, bietet aber doch immer noch mehr als 500 Seiten, mit denen Hardebusch den Leser gut unterhält. Die Seiten fliegen nur so dahin, das Ganze lässt sich erneut spannend, angenehm und leicht lesen. Das Erzeugen von Spannung ist auch hier wieder Hardebuschs große Stärke, vor allem wenn es um die Szenen und Ereignisse auf den Schiffen beziehungsweise die Marineoffiziere geht.

Zwei neue Charaktere führt Hardebusch in diesem zweiten Teil ein. Einer der beiden – Thyrane – wird dabei aus Sicht des Rezensenten der neue Sympathieträger, der den anderen Charakteren die Schau stiehlt. Das liegt sicherlich auch daran, dass er mal richtig allen zeigen darf, wer etwas zu sagen hat. Man genießt es als Leser, dass ein Charakter mal nicht leidet, sondern selbst richtig austeilen und befehlen darf. Die anderen Charaktere entwickeln sich auch weiter und bieten neue Sichtweisen, vor allem die sich immer stärker der Magie zuwendende Sinao. Mit dem Dichter Franigo kann der Rezensent allerdings immer noch wenig anfangen. Dieser bleibt noch blass und eher uninteressant. Zwar darf er als Anführer der Revolte tätig werden und handeln, aber mit der Handlung und den anderen Charakteren hat er immer noch wenig zu tun und wirkt eher als Randnotiz. Hier neigt man als Leser auch als einziges zum Weiterblättern oder lustlosen Durcharbeiten der Seiten. Man hofft immer noch auf eine stärkere Einbeziehung im dritten Roman. Mit Ausnahme Franigos sind die anderen Charaktere aber wieder sehr gut getroffen und dem Leser schon richtig ans Herz gewachsen, sodass man mitfiebert und leidet.

Nach wie vor eine Stärke Hardebuschs und somit auch des Romans sind die bildhaften Beschreibungen der Karibik ähnlichen Welt und die Szenen auf den Schiffen, wo man das Salzwasser und die Gischt auf den Lippen und im Gesicht zu spüren scheint.

Fazit: „Sturmwelten – Unter schwarzen Segeln“ ist nicht deutlich besser als der erste Band, aber auch nicht schlechter. Der zweite Teil ist anders geworden, aber weiterhin sehr gelungen und solide, wenn man die Verknüpfung von Karibikflair, Piraten und Fantasy mag. Auch hier ist die Handlung fast durchgehend spannend, das Setting stets neu, abenteuerlich und exotisch. Die passende Lektüre für einen Urlaub am Meer!


Sturmwelten – Unter schwarzen Segeln
Fantasy-Roman
Christoph Hardebusch
Heyne 2009
ISBN: 3453523970
528 Seiten, Paperback, deutsch
Preis: EUR 13,00

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