Sturmwelten – Jenseits der Drachenküste

Frisch befördert zur Kapitänin nimmt Roxane Hedyn zusammen mit dem ehemaligen Freibeuter Jacquento die Jagd und Verfolgung auf die „Todsünde“ wieder auf, die immer noch die geheimnisvolle und gefährliche Fracht transportiert. Dabei führt sie ihre Reise an die Gestade der unerforschten und gefährlichen Drachenküste, während gleichzeitig der alte Admiral Thyrane in der Sturmwelt versucht, die Verwicklung der mächtigen Handelscompagnie in die Ereignisse um die geheimnisvolle Fracht und Geschehnisse in der Sturmwelt zu beweisen. Doch das Intrigenspiel der Mächtigen zieht ihn zu tief hinein, und er findet sich unversehens im Gefängnis wieder, und auch Roxane droht die Gefangennahme.

von Ansgar Imme

 

Nach den Romanen um „Die Trolle“ hatte sich Christoph Hardebusch bereits einen Namen gemacht, mit der „Sturmwelten“-Trilogie hat er sich weitere Leserkreise erschlossen. Der 1974 geborene Lüdenscheider und mittlerweile in Heidelberg Lebende hatte nach einem Anglistikstudium zunächst in einer Werbeagentur gearbeitet, ehe er zum Schreiben kam, um im Rahmen der „Herr der Ringe“-Hysterie dann den ersten „Troll“-Roman zu veröffentlichen, dem zwei weitere folgten.

Zum Inhalt

Wie in den vorherigen Romanen erlebt der Leser die Geschichte erneut aus mehreren Perspektiven, wie es – sicherlich vor allem nachdem es George R. R. Martin in seinem Epos „Das Lied von Feuer und Eis“ genutzt hatte – in letzter Zeit viele Autoren machen. Allerdings werden keine neuen Charaktere mehr eingebracht, sondern nur die aus dem zweiten Band fortgeführt. Insgesamt gibt es drei Handlungsstränge, die sich zunächst einzeln fortentwickeln und zum Ende zusammengeführt werden.

Der Freibeuter Jacquento und die frisch beförderte Kapitänin Roxane Hedyn machen sich mit ihrem neuen Schiff „Siorys“ auf die Jagd nach dem schwarzen Piratenschiff „Todsünde“, das die mysteriöse und gefährliche Fracht aus den Sturmwelten in ihrem Bauch trägt. Doch noch ehe sie überhaupt in Sichtweite des anderen Schiffes kommen, werden sie plötzlich von einer Kreatur angegriffen, die die meisten der Besatzung nur aus Sagen kennen. Schwer angeschlagen und mit einigen Verlusten überleben sie die Begegnung nur knapp, dafür werden Roxane und Jacquento auch noch mit Meuterei und Streit unter der Besatzung konfrontiert. Als sie schließlich die einzig größere Stadt der Drachenküste Rachine erreichen, kommt Jacquento in Schwierigkeiten und wird ins Landesinnere verschleppt. Doch auch seine Entführer geraten in die Fänge einer größeren Macht aus den Landen der Drachenküste. Als auch noch Roxane gefangen genommen wird, scheint alles verloren.

Der Dichter Franigo kann sich zunächst in seinem Triumph als Anführer der Revolte gegen die ehemaligen Besatzer sonnen und seine Macht ausspielen. Doch er muss schnell feststellen, dass Ruhm und Bekanntheit vergeht und sich auch gegen einen selbst wenden kann und die alten Herrscher nur durch neue Machthaber ersetzt wurden, die auch nicht viel besser sind. Als die Massen sich gar gegen ihn wenden und sein Leben auf dem Spiel steht, verlässt er die Stadt und schließt sich spontan einem fremden, alten Mann an, der viel über ihn zu wissen scheint und ihm die Möglichkeit bietet, als Chronist der Änderung der künftigen Geschichte beizuwohnen. Der Alte führt ihn auf seltsamen Wegen und mittels magischer Hilfe quer durch das Land, bis er schließlich weit im Osten auf unverhoffte Freunde trifft und sich entscheiden muss, auf welcher Seite er kämpft.

Weit im Westen will der alte Seewolf Admiral Thyrane dagegen mit Hilfe der ehemaligen Sklavin Sinao und des jungen Maestre Manoel beweisen, dass die Handelscompagnie in der Sturmwelt in ein schmutziges Geheimnis versteckt und in sinistre Machenschaft verstrickt ist. Doch die Mächtigen stellen sich gegen ihn, und selbst in der eigenen Flotte muss er mit Gegnern seine Kräfte messen. Als er auf Lessan festgesetzt wird, scheint alles verloren, doch seine Mannschaft hält zu ihm und wagt einen Befreiungsversuch. Gehetzt von der eigenen Marine und Schiffen der mächtigen Handelscompagnie muss Thyrane fliehen und wendet sich gen Heimat, verfolgt von größeren Mächten. Da wagt Manoel mit Sinao ein Experiment, das alle das Leben kosten könnte.

Kritik

Auch mit dem dritten Teil aus den „Sturmwelten“ unterhält Christoph Hardebusch den Leser wieder auf mehr als 520 Seiten. Dabei geht das Lesen allerdings nicht mehr ganz so locker von der Hand wie in den beiden Vorbänden. Die Handlung schleppt sich zum Teil etwas dahin oder erlebt Wendungen, die nach Seitenschinderei klingen. Seine große Stärke zeigt Hardebusch dagegen vor allem bei der Handlung in den Sturmwelten, als es um den alten Admiral Thyrane geht, der auch hier wieder großartig getroffen ist und bei dessen bärbeißiger Art man nicht anders kann, als zu schmunzeln oder ihm entrüstet beizupflichten. An diesen Stellen wird es richtig spannend, die Handlung schnell und dynamisch und trotzdem fehlt auch nicht eine gewisse Lockerheit und eine Prise Humor, die den Leser immer auf das nächste Kapitel warten lassen.

Die Figur des Franigo hingegen weiß aus Sicht des Rezensenten auch im dritten und letzten Band nicht zu überzeugen und ihr Dasein zu rechtfertigen. Die Person bietet zwar noch eine weitere Sichtweise – vor allem auf das Geschehen und die Revolte und anschließende Befriedigung in Géronay –, aber man hätte diesen Faden der Geschichte auch gut weglassen können. Von Buch eins bis drei ist nicht ganz klar, welche Funktion diese Figur erfüllen soll. Ganz im Gegensatz zu Roxane und Jacquento, die beide wie schon in den zwei vorherigen Bänden Spannung und Leidenschaft in die Geschichte bringen und in diesem Band durch die gemeinsame Reise zwei verschiedene Perspektiven der Geschehnisse bieten.

Die Geschichte selbst wirkt am Ende etwas hergeholt, ohne dabei richtig überraschend zu sein. Auf die Auflösung und die Hintergründe deutete vorher nicht allzu viel hin, aber trotzdem ist man als Leser nicht positiv überrascht ob der Wendung, sondern es wirkt eher wie das Kaninchen, was noch einmal aus dem Hut gezaubert wird. Der Hintergrund klingt durchaus logisch und passend, aber eine richtige Bindung wird darüber zum Leser nicht hergestellt, da es einfach zu beliebig und teilweise zu emotionslos wirkt. Hier hätte in den Vorbänden schon ein wenig mehr an Hinweisen in diese Richtung deuten müssen. Packend wird es dagegen ganz am Ende, wenn es wieder in Schlacht auf dem Meer geht, man das Salzwasser geradezu auf den Lippen spürt und wo Hardebusch seine Stärken gekonnt ausspielt, die Schiffe und Mächte aufeinanderkrachen zu lassen und das Gefühl von Piraten und Meeresschlachten direkt vor dem Auge entsteht.

Fazit: Ein runder Abschluss der Trilogie – nicht mehr ganz so überraschend und spannend wie die beiden ersten Teile, aber immer noch eine lockere, bunte und entspannende Abendunterhaltung.


Sturmwelten – Jenseits der Drachenküste
Fantasy-Roman
Christoph Hardebusch
Heyne 2010
ISBN: 3453523989
528 Seiten, Paperback, deutsch
Preis: EUR 14,00

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