Star Wars: The Clone Wars: Du entscheidest 1: Der Weg des Jedi

Es gab eine Zeit vor etwa fünfundzwanzig Jahren, da waren Abenteuerspielbücher sehr beliebt. Die „Fighting Fantasy“-Reihe von Jackson und Livingston, „Der einsame Wolf“ von Joe Dever und (vor allem in den USA) zahlreiche Franchise-Spielbücher gab es auf dem Markt zu kaufen. Das hat sich inzwischen deutlich reduziert. Heute fristet diese Art des Erzählens eher ein Nischendasein im Kinderbuchmarkt. Umso erstaunlicher, aber nichtsdestoweniger erfreulich, dass gerade jetzt bei Panini Books das erste deutsche Abenteuerspielbuch zum „Star Wars“-Universum erschienen ist.

von Frank Stein

Wir erinnern uns: Abenteuerspielbücher – das sind diese eigentümlichen Zwitter aus Roman und (in komplexeren Fällen) Solo-Rollenspiel, deren Geschichten nicht in einem langen Text niedergeschrieben wurden, sondern in zahllosen (im vorliegenden Fall 115) durchnummerierten Abschnitten vorliegen. Am Ende vieler Abschnitte wird der Leser dann vor eine Entscheidung gestellt. Beispielsweise eine solche: „Wenn du die Klontruppen in die Schlacht führen willst, geht es weiter bei 8.“ / „Möchtest du lieber eine kleine Eingreiftruppe in die Anlage führen, geht es weiter bei 49.“ Je nachdem, wie sich der Leser entscheidet, nimmt die Geschichte danach einen anderen Fortlauf und kommt auch zu einem anderen Ende. Dadurch kann man das Buch mehrfach lesen und schauen, wie sich die Geschichte entwickelt, wenn man sich an einem Punkt anders entscheidet.

„Der Weg des Jedi“ ist, und das merkt man schon am Cover, ein Abenteuerspielbuch für die Jüngsten unter den „Star Wars“-Lesern. Es gibt keine Regeln, die man vorher lesen müsste, man kann die Figur, die man darstellt, nicht durch Spielwerte individualisieren, es gibt keine Würfelproben. Auf gut englisch wird diese Variante des Spielbuchs „Read Along“ genannt, hierzulande werden die Bücher gerne mit dem Zusatz „Du entscheidest“ oder „Du entscheidest selbst“ ausgestattet. Man fängt einfach vorne an zu lesen und arbeitet sich dann von Abschnitt zu Abschnitt bis zu einem der möglichen Enden durch.

Derer gibt es 27 (wenn ich mich nicht verzählt habe), das heißt das Abenteuer fächert ziemlich weit auf. Dadurch ähnelt „Der Weg des Jedi“ eher den „Fighting Fantasy“-Büchern, deren Geschichten auch in völlig unterschiedliche und meiste tödliche Richtungen weisen, als epischen Spielbüchern wie der „Einsamer Wolf“-Reihe, die zwar verschiedene Wege des Abenteuers zulassen, aber im Grunde eine lineare Handlung erzählen, die sich in gewissen Punkten bei jeder Lektüre gleicht. Man könnte auch sagen: „Der Weg des Jedi“ ist von seiner Struktur her eher baumkronenartig als labyrinthisch aufgebaut. Das Gute daran ist, dass die Geschichte im hinteren Teil (der Anfang bis zu den ersten großen Entscheidungen ist ja immer gleich) völlig unterschiedliche Wendungen erfährt. Der Nachteil, dass sie alles in allem natürlich ziemlich kurz ist. So kann man das Buch als leidlich schneller Leser auf einer zweistündigen Zugfahrt mehrfach durchspielen.

Die Geschichte, die erzählt wird, lässt sich aufgrund der Entscheidungsmöglichkeiten, schwer zusammenfassen. Der Leser spielt einen frisch gebackenen Padawan, der zu seiner Meisterin reist, die sich innerhalb der Klonkriege auf Mission befindet. Dabei erlebt er mehrere Abenteuer – mit Wookiees, Klonsoldaten, Meister Yoda und Asajj Ventress –, die völlig unterschiedlich ausgehen können. Man kann ebenso in der Arena von Geonosis als Rancor-Futter enden, als auch als kleiner Held, der einen verrückten Wissenschaftler der Konföderation gefangengenommen hat, gefeiert werden. Dazwischen ist viel möglich. Gemessen wird der Erfolg, den man am Ende hatte, in Machtpunkten auf einer Skala von 1 (Totalversagen) bis 10 (großer Sieg).

Der Stil ist sehr einfach und rasant gehalten, und zahllose Illustrationen aus der TV-Serie „The Clone Wars“ lockern das Buch auf. Ein praktisches Zahlenregister am Seitenrand erleichtert das Auffinden der Leseabschnitte. Das Cover zeigt zwar Anakin Skywalker und Obi-Wan Kenobi in Kampfpose, im Grunde spielen die beiden in dem Abenteuer aber keine Rolle. Dafür haben zahlreiche andere bekannte Figuren – neben den bereits oben genannten etwa Kit Fisto, Ahsoka Tano, Chewbacca und Mace Windu – winzige Gastauftritte. „Star Wars“-Feeling kommt also beinahe in jedem Abschnitt auf.

Fazit: „Star Wars: The Clone Wars: Du entscheidest 1: Der Weg des Jedi“ ist ein Abenteuerspielbuch für junge „Star Wars“-Fans. Der Stil ist einfach, das Abenteuer knackig und voller „Star Wars“-Momente erzählt, die Entscheidungen führen die Handlung sofort in völlig unterschiedliche Richtungen. Finessen wie Rätsel, Würfelproben und einen individuellen Charakter sucht man dagegen vergebens. Auch ist das Abenteuer selbst durch die baumkronenartige Struktur sehr kurz, und wenn man neu startet, muss man sich eine ganze Weile durch bereits bekannte Abschnitte arbeiten, bevor die erste Entscheidung ansteht. Junge Leser um die acht bis zehn Jahre dürften eine Weile ihren Spaß daran haben. Erfahreneren „Star Wars“-Fans und -Abenteuerspielbuchliebhabern ist das Büchlein sicher zu schlicht gehalten.


Star Wars: The Clone Wars: Du entscheidest 1: Der Weg des Jedi
Abenteuerspielbuch
Jake T. Forbes, Sue Behrent
Panini Books 2011
ISBN: 978-3-8332-2247-4
208 Seiten, Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 8,95

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