von Frank Stein
Aufmerksame „Star Wars“-Fans erkennen schon am Cover, was Sache ist. Der blaue Chiss-Junge und der rote Riese können nur eins bedeuten: Wir haben es mit einem neuen Abenteuer der Truppe um Nuru Kungurama, Gizz und das Breakout-Squad zu tun, die bereits in der vierteiligen Jugendbuchreihe „Star Wars: The Clone Wars: In geheimer Mission“ von Ryder Windham gemeinsam unterwegs waren. Nun geht es also wieder los, und im Gegensatz zu den mitunter etwas konfusen Geschichten in Romanform liegt hier ein absolut gradliniges, kleines Abenteuer vor. Es stammt wieder aus der Feder von Windham, aber offenbar hat ihm die Zusammenarbeit mit der Comic-Redaktion gut getan, um sein Erzählen etwas zu fokussieren.
Der Job klingt einfach: Ein neimodianischer Pirat hat Droidengehirne gestohlen, die zur republikanischen Schiffswerft nach Fondor sollten. Für die nächste Lieferung fordert huttische Industrielle Noggox daher Jedi-Geleitschutz an. Da die Ressourcen der Jedi knapp sind, schickt Yoda auf Drängen des Kanzlers Palpatine den jungen Nuru Kungurama mit seiner Truppe los. Doch es kommt nicht nur, wie es kommen muss, als der Jedi-Padawan und seine Begleiter auf die Piraten stoßen, die ganze Mission wirkt zudem etwas seltsam, was allerdings vor allem der Leser begreift. (Man ahnt, dass Palpatine mit Nuru noch einiges vor hat, allerdings werden wir nun nie mehr erfahren, was es war, da Disney ja das „alte“ Expanded Universe beendet hat.)
In der Mitte des Buchs schließt sich nahtlos dann das zweite Abenteuer an. Auf Fondor angekommen, treffen Nuru und Gizz auf eine blinde Twi’lek-Dame, die Waisenkinder nach Foless bringen möchte, allerdings auf Fondor gestrandet ist, da ihr Transporter nicht eintraf. Vor allem der unbeholfene Schwerenöter Gizz ist sogleich Feuer und Flamme für die schöne Fremde und überredet Nuru, zu helfen. Doch schon bald müssen beide feststellen, dass Kinder hüten schlimmer ist, als gegen Kampfdroiden zu kämpfen – und dass die ganze Angelegenheit noch einen fiesen Haken hat.
„Seltsame Verbündete“ hat mir persönlich besser gefallen, als die Romane um Nuru und Co, vielleicht weil der Comic nicht versucht, mehr zu sein, als er ist: eine kleine, schnelle Geschichte mit gelungenen Charakteren. Eben die sind es auch, die der Geschichte Auftrieb verleihen und sie zumindest ein wenig über das Standard-08/15-Klonkriegsabenteuer hinausheben. Der Chiss-Padawan, der Droide Cleaver, dessen Gehirn in einem Attentätermodell steckt und der gleichzeitig gerne ein Jedi wäre und vor allem der gradlinige, raubeinige Biker Gizz – der ein wenig an Ron Perlman als Hellboy erinnert – machen Spaß und trösten über die doch langsam immer gleichen Konflikte zwischen Republik und Separatisten (stets wieder gewürzt durch Intrigen von Dooku und Palpatine) hinweg.
Visuell herrscht schnelle Massenware vor. Ben Dewey gelingt es zwar erstaunlich gut, den Charakteren mit wenigen Pinselstrichen Leben einzuhauchen. Doch der Detailgrad ist gering; oft wird der Hintergrund schlicht von leeren Flächen beherrscht. Ein Comic-Strip eben, ganz sicher keine Graphic Novel – dabei zeigt das gelungene Cover von Stéphane Roux, was noch möglich gewesen wäre, wenn ein bisschen mehr Aufwand, Zeit und Geld in diese Geschichte gesteckt worden wäre.
Fazit: „Seltsame Verbündete“ ist die Fortsetzung der vierteiligen Buchreihe „Star Wars: The Clone Wars: In geheimer Mission“, kann aber auch eigenständig gelesen werden. Die Handlung in der ersten Hälfte erzählt das typische Klonkriegsszenario der Woche, in der zweiten blitzt immerhin ein wenig anarchischer Humor auf. Vergnüglich wird das Ganze vor allem durch den liebenswert raubeinigen Biker Gizz, dem „Hellboy“ des „Star Wars“-Universums, den man mit seiner rauen Schale, aber dem weichen Herz einfach gernhaben muss.
Star Wars – The Clone Wars 11: Seltsame Verbündete
Comic
Ryder Windham, Ben Dewey
Panini Comics 2013
ISBN: 978-3-86201-573-3
100 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 9,95
bei amazon.de bestellen
