Star Wars – The Clone Wars

Die Klonkriege waren vor allem durch eine Bedrohung geprägt: Droiden. Heerscharen von Droiden, die Planet um Planet angriffen. Die Jedi-Generäle mit ihren Klontruppen waren kaum imstande, diese Flut einzudämmen, während sie von Krise zu Krise hechelten. Als Brettspiel umgesetzt, könnte Kennern das Konzept vertraut erscheinen: übermächtige Bedrohung, die überall auftritt und der man kaum Herr wird? Richtig, das erinnert an „Pandemie“. Dies hier ist die „Star Wars“-Variante.

von Frank Stein

Ein Hinweis gleich vorab: Ich habe den Brettspiel-Dauerbrenner „Pandemie“ von Matt Leacock in meinem ganzen Leben nur zwei oder drei Mal gespielt, damals, als er ganz neu war, im Jahr 2008. Ich weiß noch, dass ich das Konzept des kooperativen Kampfs gegen einen schier unüberwindlichen Mechanismus extrem spannend fand – und frustrierend. Ich glaube nicht, dass wir ein einziges Mal gewonnen haben. Als sozusagen gebranntes Kind habe ich danach mehr als ein Jahrzehnt einen Bogen darum geschlagen – und nichts vermisst.

Dann kam mit „Wrath of the Lich King“ eine „World of Warcraft“-Variante von „Pandemie“ (oder mittlerweile nur noch englisch „Pandemic“ genannt) heraus, und weil ich so Franchise-Adaptionen immer sehr mag, war meine Neugierde geweckt. Zeitmangel verhinderte, dass ich mich mit dem Spiel beschäftigte – aber es wurde hier beim Ringboten von KaiM vorgestellt. Dann kam „Star Wars – The Clone Wars“, eine weitere „Pandemic“-Variante, und hier habe ich zugeschlagen. Da ich an das Urspiel, wie gesagt, kaum noch Erinnerungen habe, werde ich das Spiel als eigenständiges Produkt vorstellen, beziehungsweise eher mit einem Fokus auf „Star Wars“-Fans. „Pandemic“-Spieler werden selbst entscheiden müssen, inwiefern die Änderungen im Spielgefühl für sie interessant sind.



„Star Wars – The Clone Wars“ kommt in einer für heutige Verhältnisse eher kleinen, aber prall gefüllten Schachtel einher. Darin sind 1 Spielplan, 1 Regelheft, 1 Spezialwürfel, 7 Jedi-Miniaturen, 4 Schurkenminiaturen, 3 Blockade-Schiffe, 36 B1-Droiden, 6 Marker, 1 Plastik-Schieber, 4 Schurkenbögen sowie 138 Spielkarten in Standardgröße enthalten. Das Spielmaterial ist durch die Bank hochwertig. Die Miniaturen sind fein ausgeführt und die Droiden existieren sogar in unterschiedlichen Posen, was reiner Luxus ist, wenn man bedenkt, dass sie letzten Ende bloße Zählsteine sind. Luxuriös wirken ebenfalls die Spielkarten, denn nicht nur die Jedi-Karten, Schurkenbögen und Schurkenkarten sind schön illustriert, auch die 46 Squadkarten, die im Spiel Aktionen unterstützen, werden von sage und schreibe 46 unterschiedlichen Illustrationen von Klonsoldaten, Flugvehikeln und Bodenfahrzeugen geziert. Hier haben sich die Macher nicht lumpen lassen. Das Spiel sieht auf dem Tisch sehr gut aus.

Auch spielerisch weiß es zu gefallen. Grundsätzlich geht es darum, eine Flut von Droiden auf verschiedensten Planeten der Republik zurückzuhalten, während man gleichzeitig Missionen erfüllt, um schließlich gegen den Oberbösewicht der Partie anzutreten. Das Regelwerk ist dabei mit 12 Seiten erfreulich schlank, davon entfallen 1 Seite auf das Spielmaterial, 2 Seiten auf den Aufbau, 1 Seite auf das Impressum und 3 Seiten auf Detailerklärungen zu Helden, Schurken und gern vergessenen Regeln. Das reduziert die eigentlichen Regeln auf 5 Seiten, die sehr gut aufbereitet präsentiert sind. Ein Spiel mit definitiv niedriger Einstiegshürde.



Vor der Partie wählen alle Spieler je einen Jedi aus, den sie übernehmen wollen. Anakin Skywalker, Obi-Wan Kenobi, Mace Windu, Ahsoka, Yoda, Aayla Secura und Luminara Unduli stehen zur Auswahl, die alle jeweils eine eigene Spezialfähigkeit haben. Außerdem entscheidet man sich für einen Gegner: Asajj Ventress wird für den Einstieg empfohlen, schwieriger wird der Kampf gegen Count Dooku, General Grievous und Darth Maul. Je nach gewünschtem Schwierigkeitsgrad wählt man 3 bis 6+ Missionen aus, die bewältigt werden wollen, bevor man sich dem Schurken stellen kann. Diese Skalierung wurde bisweilen kritisiert, denn je schwerer das Spiel sein soll, desto länger dauert es auch. Die angegebenen 60 Minuten Spielzeit stimmen dann nicht mehr. Uns hat das bei den Testspielen nicht gestört, aber wir wollten auch jeweils nur „Star Wars – The Clone Wars“ spielen und haben uns gern auf eine längere Dauer eingelassen. Zu guter Letzt werden noch ein paar Marker platziert, erste Droiden werden mithilfe von Invasionskarten auf dem Spielplan verteilt und zwei erste Missionen werden aufgedeckt.

Eine Partie wird in Runden gespielt, die im Uhrzeigersinn ablaufen. Jeder Spieler, der am Zug ist, führt vier Schritte aus. Zunächst werden erschöpfte (getappte) Karten bereit gemacht. Dann darf man vier Aktionen ausführen. Wie es der Zufall will, gibt es auch genau vier Standardaktionen (neben Kartenaktionen), man muss allerdings nicht alle vier ausführen, sondern kann frei entscheiden, Aktionen mehrfach auszuführen, sofern es sinnvoll ist.



Mit „Flug“ bewegt man seine Figur entlang einer Linie von einem Planeten zu einem verbundenen Planeten. Mobil zu sein, ist sehr wichtig, um rechtzeitig Droidenbedrohungen zu dezimieren und Missionen zu erfüllen.

„Verstärkung“ erlaubt das Ziehen eine Squadkarte. Das Kartenlimit liegt bei 7. Die Squadkarten werden offen vor einem ausgelegt. Es gibt vier Arten: Überfall, List, Transport und Rüstung; dazu kommen Verbündete, die individuelle Effekte haben. Überfall und List fügen jeweils einen Erfolg zu einem Angriff oder einem Missionsversuch bei, dürfen aber nur kombiniert werden, wenn es eine Mission ausdrücklich erlaubt. Transport gestattet einmalig pro Zug, die Bewegung von 1 auf 2 zu erhöhen. Rüstung schließlich reduziert Schäden, die man durch Gegenangriffe der Droiden erhält. Unverhinderter Schaden reduziert übrigens die eigenen Karten jeweils um eins. Es gehen also Truppen, Fahrzeuge und Schiffe verloren. Dadurch wird man ineffektiver und ist zur Aktion „Verstärkung“ gezwungen, sterben können die Jedi aber nicht. Sehr schön: Solange ein anderer Jedi auf deinem Planeten agiert, kannst du eigene Squadkarten erschöpfen, um ihm bei seinen Aktionen zu helfen, auch wenn du nicht am Zug bist.



Mit einem „Angriff“ geht man gegen Droiden, Blockadeschiffe und Schurken vor. Der Spezialwürfel wird geworfen, dann kann man beliebig viele Überfall- oder List-Karten erschöpfen, um Boni zu erhalten, danach werden Gegner entfernt. Droiden haben 1 Ausdauer, Blockaden 2 und Schurken abhängig von ihrem Schurkenbogen. Die Ausdauerschwelle muss immer komplett erreicht werden, es gibt keine Marker für Schadenspunkte. Besiegte Gegner kommen in den Vorrat – und werden von dort sehr bald zurückkehren, denn „Pandemic“-typisch wird man in „Star Wars – The Clone Wars“ von Gegnerhorden geradezu überrannt. Hat man nicht alle Gegner an einem Kampfschauplatz besiegt, erhält man Gegenschlagschaden (der auch beim Würfeln entstehen kann).

Ein Missionsversuch läuft ähnlich ab. Hat man den Missionsplaneten erreicht, würfelt man und darf Squadkarten entsprechend der Mission einsetzen, um Boni zu erhalten, die helfen, den nötigen Zielwert zu erreichen. Bei Erfolg wird die Mission abgelegt und die nächste aufgedeckt. Sind alle Missionen bewältigt, kommt es zum „Endkampf“. Dann wird der Schurkenbogen umgedreht und man schaut sich die Voraussetzungen für den Sieg an.

In Schritt drei werden die Schurken aktiviert. Das passiert tatsächlich in jedem Spielerzug. Man zieht eine Schurkenkarte vom individuellen Stapel des Bösewichts und führt sie aus. In der Regel geht es darum, Jedi zu verwunden oder Droiden auf Planeten zu setzen. Letzteres passiert erneut im Schritt „Planeten besetzen“. Hier deckt man zwei bis drei Karten vom Invasionskartenstapel auf und setzt jeweils einen Droiden auf den angezeigten Planeten. Das klingt erstmal wenig, aber dadurch, dass es nach jedem Spielerzug passiert, summieren sich die Klappergestelle. Sind drei auf einem Planeten vorhanden und ein vierter muss gesetzt werden, kommt eine Blockade, außerdem wird der Marker auf der Bedrohungsleiste weitergeschoben. Das passiert auch, wenn einer der Vorräte (Droiden oder Blockade) leer ist oder – eher selten der Fall – wenn der Marker auf der Invasionsleiste das letzte Feld erreicht hat. Sieben Felder hat die Bedrohungsleiste. Hat der Marker das Ende erreicht, gewinnt das Böse (in dem Fall Darth Sidious).



Das Spiel ist wirklich spannend. Eine Partie mag locker anfangen, aber durch die cleveren Mechanismen zieht die Spannungsschraube stetig an. Am Ende muss man genau rechnen, wer jetzt welche Squadkarte wann erschöpft, wie viele Droiden besiegt werden müssen, damit man genug im Vorrat hat für die nächste Invasionsphase und wer sich am besten um was kümmert, um möglichst effektiv zu handeln. Dabei ist die Klonkriegsatmosphäre gut eingefangen, ganz ohne Erzähltexte. Überall marschieren Droiden auf, die Jedi hasten von Krise zu Krise, Klonkrieger fallen, Blockaden werden gebrochen. Das passt alles zur TV-Serie, die den Hintergrund liefert.

Einen Kritikpunkt gibt es: Das Spiel skaliert nicht optimal. So wird es (ungewollt) schwieriger, mit je mehr Leuten man spielt. Das liegt daran, dass die eigene Figur dann mehrere Züge lang mit Schurkenaktivitäten konfrontiert ist, ohne dass sie groß darauf reagieren kann, weil man erst zu Beginn des eigenen Zuges wieder Karten bereit macht. Und da Schurken ganz gern „alle Jedi“ betreffen, die Voraussetzung X oder Y erfüllen, kommt es hier zu größeren Auswirkungen, als wenn nur zwei Jedi (die Minimalbesetzung) durch die Galaxis jagen. Der Vorteil, dass man bei mehreren Jedi eher mal jemanden auf dem eigenen Planeten hat, der einem mit Karten aushilft, kann das nicht ganz aufwiegen. Aber das ruiniert jetzt nicht das Spiel, man kann die Herausforderung ja immer durch mehr oder weniger Missionen sanft korrigieren.

Abschließend noch ein kleiner Hinweis zum Solo-Modus. Der ist im Grunde eine Mogelpackung. Man spielt allein einfach mit zwei Jedi, also nicht anders, als wenn man zu zweit spielen würde.

Fazit: Manchmal fällt das Fazit wirklich leicht. Der „Pandemic“-Ableger „Star Wars – The Clone Wars“ sieht toll aus und macht – vor allem „Star Wars“-Fans – großen Spaß. Die Einstiegshürde ist gering und die Schwierigkeit leicht anzupassen. Einzig die Spieldauer mag für Menschen, die gern mehrere Spiele an einem Abend zocken, vielleicht ein wenig zu lang sein (zumindest in den höheren Schwierigkeitsgraden). Unterm Strich eine klare Empfehlung!

Star Wars – The Clone Wars
Brettspiel für 1 bis 5 Spieler ab 14 Jahren
Alexandar Ortloff, Matt Leacock
Z-Man Games/Asmodee 2022
EAN: 841333117757
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 54,99

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