Star Wars Miniatures: Rebel Storm Starter Set

Sammelbare Figurenspiele sind „in“ – erfolgreiche Systeme wie „MageKnight“ oder „Mechwarrior DarkAge“ haben das bewiesen. Star Wars ist „in“ – das braucht man gar nicht weiter zu beweisen. Was läge also näher, als ein Gewinn versprechendes Konzept und ein Gewinn versprechendes Universum miteinander zu verschmelzen? Et voilà: „Star Wars Miniatures“ – das sammelbare Figurenspiel in einer Galaxis weit weit entfernt.

von Frank Stein

Mit „Star Wars Miniatures“ erfüllt sich für viele Fans ein Traum: süße, kleine, doch dabei überraschend hübsch aus weichem (und daher ziemlich bruchresistentem) Plastik gegossene und bemalte Figürchen von all den Helden und Schurken, die man aus den Filmen und dem Expanded Universe so kennt – einen Bruchteil so teuer, wie ihre großen Geschwister von Hasbro oder ihre ähnlich großen Geschwister von Lego und obendrein noch mit einem netten, taktischen Tabletop-Spiel verknüpft.

Natürlich – so weisen die Macher Wizards of the Coast darauf hin – kann man die 60 verschiedenen Figuren der ersten Expansion „Rebel Storm“, die in 10-er Startern (samt Spielplan, Spielmarken und Regelwerk) und 7-er Boostern zu erwerben sind, auch sammeln, doch im Regal, muss ich sagen, entfalten die kleinen Stormtrooper, Aliens und Rebellen kaum mehr Charme als Ü-Ei-Beigaben (die von manchen Menschen durchaus begeistert gehortet werden, doch mir hat sich diese Begeisterung nie erschlossen). Ich finde, man sollte Spielfiguren auch zum Spielen verwenden.

Diesbezüglich allerdings sind die Miniatures, die nicht nur namhafte Helden wie Luke, Han, Chewie oder Vader umfassen, sondern auch universell einsetzbare Imps, Rebellen und Schurken, von doppeltem Wert. Denn abgesehen von ihrem Einsatz auf dem Spielbrett können sie auch super als Stand-Ins für Rollenspielcharaktere und NSCs im „Star Wars RPG“ – egal ob d6 oder d20 – eingesetzt werden (die dritte Einsatzmöglichkeit, die auch explizit in der Einleitung des Regelheftes genannt wird). Mit dieser Verwendung im Hinterkopf erscheint die Aussicht auf doppelte Figuren – und Doppelte stellen sich, wie bei jedem Sammelspiel, unweigerlich ein – nicht mehr ganz so ärgerlich.

Ärgerlich für den Sammler wie auch Spieler sind allerdings durchaus die vier verschiedenen Seltenheitsgrade. Neben den 16 Common-Figuren, den 16 Uncommons und den 16 Rares, gibt es noch 12 Very Rare Figures, die natürlich besonders hübsch sind – entweder aufgrund ihrer Spielstärke (Emperor Palpatine, Boba Fett) oder weil sie einfach größer sind als die gewöhnlichen Figuren (Scout Trooper on Speeder Bike, Jabba the Hutt, Wampa). Sie alle zusammenzubekommen bedeutet jedoch einen erheblichen finanziellen Mehraufwand bei – an dem Punkt wird es dann doch nervig – einer immensen Anzahl doppelter Commons und Uncommons.

Doch kommen wir zum Spiel selbst: Das Spielprinzip ist denkbar einfach und soll eine abgespeckte Version der Kampfregeln des d20-Rollenspiels sein. Man nehme einen Spielplan voller quadratischer Felder und bedruckt mit Räumen einer Raumstation, die laut Anleitung der Todesstern sein soll (könnte aber auch jede andere Basis sein) und setzte darauf sein Team auf Figuren, das man sich vorher individuell zusammengestellt hat. In der Regel wird mit 100-Punkte-Teams gespielt, wobei jede Figur je nach Spielstärke einen anderen Punktewert aufweist. So wird der gemeine Trooper mit fünf Punkten bewertet, Darth Vader zählt hingegen stolze 55 (in seiner Rare-Inkarnation).

Ein Würfelwurf ermittelt die Initiative für eine Runde. Der erste Spieler aktiviert erst eine seiner Figuren, danach eine zweite, dann kommt der zweite Spieler mit zwei Figuren dran, dann wieder der erste und so geht es hin und her, bis alle Figuren gezogen wurden. Dann ist die Runde zu Ende, es wird erneut die Initiative erwürfelt und eine neue Runde beginnt. Eine aktivierte Figur hat zwei Handlungen: bewegen & angreifen oder angreifen & bewegen oder bewegen & bewegen. Nur einzelne Kämpfer verfügen über die Spezialfähigkeit, zweimal pro Runde angreifen zu können. Ziel des Spiels ist es für gewöhnlich, alle Figuren des Gegners auszuschalten – natürlich kann man sich später auch Missionen mit besonderen Siegkonditionen ausdenken.

Die Spezialfertigkeiten der Figuren, die auf den Spielstatistikkarten gemeinsam mit den „Hitpoints“, dem „Attack Bonus“, der „Defense“ und dem „Damage“-Wert niedergelegt sind, bringen die Taktik ins Spiel („Star Wars Miniatures“ arbeitet nicht mit dem bewährten Prinzip der drehbaren Kampfscheibe à la „MageKnight“, was vermutlich daran liegt, dass das Klick-Patent bei WizKids liegt und die Wizards für diese Lizenz keine Kohle zahlen wollten – stattdessen gehört zu jeder Figur ein Pappkärtchen, das neben das Spielbrett gelegt wird). Derweil so basale Optionen wie halbe und ganze Deckung sowie die „attack of opportunity“ und „combined fire“ nur bedingte Spielvorteile erbringen, sind es die verschiedenen Fähigkeiten der Figuren und deren geschickter Einsatz, die am Ende über Sieg oder Niederlage entscheiden.

So gibt es „Special Abilities“, die nur der jeweiligen Figur einen Vorteil (oder Nachteil) bringen (wie z.B. die eben erwähnte „Double Attack“ für zwei Angriffe oder „Melee Attack“, was bedeutet, dass der Charakter nur im Nahkampf, also von einem benachbarten Feld aus, angreifen kann), es gibt „Force Powers“, die den (mit Machtpunkten zu bezahlenden) Einsatz von Machtfertigkeiten bedeuten, und zuletzt gibt es den „Commander Effect“, der Auswirkungen auf einige oder alle Figuren eines Spielers hat. Wie bei Sammelkarten auch sind hier nette Figurenkombos möglich. So bietet es sich beispielsweise an, den „Heavy Stormtrooper“, der mit seiner Blasterkanone nur schießen darf, wenn er sich in der Runde nicht bewegt, in der Nähe des „Stormtrooper Officer“ zu halten, der jedem Untergebenen in seiner Nähe einen Angriffsbonus von +3 gewährt, wenn sie sich in der besagten Runde nicht bewegen.

Fazit: „Star Wars Miniatures“ ist sehr schnell zu erlernen und bietet durch seine Möglichkeit, Dank der sammelbaren Figuren immer wieder die Teamzusammenstellung zu ändern wie auch durch acht dem Starter beigelegte Geländekarten die Spielarena zu modifizieren, durchaus längerfristigen Spielspaß. Allerdings ist vor dem Suchtfaktor zu warnen: Wer einmal damit angefangen hat, braucht recht schnell mehr Booster, denn er will mehr (und vor allem andere) Figuren sein Eigen nennen, um für anhaltende Abwechslung zu sorgen. Mit einem einzelnen Starter ist es da normalerweise nicht getan. Das ist natürlich kein Muss, aber von den Machern natürlich zweifellos intendiert. Entsprechend ist für November bereits die zweite Expansion „Clone Strike“ mit 60 neuen Figuren, diesmal rund um die Prequels, angekündigt. Bei einem Preis von 18-20 Euro pro Starter und 9-12 Euro pro Booster (und das ist schon das günstigste Angebot!) ist man da ganz fix eine schöne Stange Geld los. Andererseits: Es ist halt schon verdammt cool...


Star Wars Miniatures: Rebel Storm (Starter Set)
Sammelbares Figurenspiel
Wizards of the Coast 2004
ISBN: 078693476X
Sprache: Englisch
Preis: ca. 18-20 Euro

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