Star Wars Marvel Comics-Kollektion 39: Darth Vader – Vaders Festung

„Star Wars“ war schon immer eine Space-Fantasy-Saga, und Darth Vader wurde von jeher als dunkler Ritter mit blutrotem (Licht)Schwert inszeniert. Was lange fehlte – oder nur in Concept Sketches respektive Werken des alten Expanded Universe auftauchte – war eine Burg für ihn. In „Rogue One – A Star Wars Story“ tauchte dann eine schwarze, hoch aufragende Festung mit gegabelter Spitze auf Mustafar auf. Durch Comic-Storys und ein LEGO-Set wurde sie rasch im Kanon verankert. Die vorliegende 39. Band der „Star Wars Marvel Comics-Kollektion“ verrät das Geheimnis ihrer Entstehung.

von Frank Stein

Der 162-seitige Hardcoverband versammelt die US-Einzelausgaben „Darth Vader #19-25“, die als 7-teilige Story mit dem Titel „Fortress Vader“ zwischen August und Dezember 2018 erschienen sind. Auf Deutsch kamen die Teile über die Comic-Heft-Ausgaben „Star Wars #44-49“ verteilt zwischen März und August 2019 bei Panini heraus. Im Dezember 2019 folgte die Zusammenfassung in einem Softcover- beziehungsweise limitierten Hardcover-Sonderband. Dieser Band beendet die zweite Staffel „Darth Vader“. Er wurde erneut von Charles Soule geschrieben und von Giuseppe Camuncoli illustriert.

Die Geschichte beginnt inhaltlich mit reichlich Vorlauf. Zunächst tritt Vader einmal mehr mit seinem Trupp aus Inquisitoren auf, die einem der letzten überlebenden Jedi, hier dem ehemaligen Meister Eeth Koth, ein Ende bereiten. Damit erreicht zugleich die Mission der Inquisition einen vorläufigen Schlusspunkt, denn obwohl man weitere Jedi draußen in der Galaxis vermutet, gibt es keinerlei konkrete Spuren mehr, denen man folgen könnte. Vader braucht eine neue Beschäftigung.

Diese findet er zunächst darin, mutmaßliche Verräter in den eigenen Reihen zu stellen und zu vernichten. Das wird actionreich inszeniert, wenngleich es nach wie vor nichts mit Vaders noch zu bauender Festung zu tun hat. Der Imperator ist über die Schneise der Zerstörung, die bei dem Duell quer durch das Regierungsviertel von Coruscant gezogen wird, nicht erbaut und will Vader für einen neuen Auftrag nach Alderaan schicken. Doch Vader hat andere Pläne. Es zieht ihn zurück nach Mustafar, zu der Welt, auf der er Padmé verloren hat, von Obi-Wan verraten wurde und in einer Feuertaufe von Anakin Skywalker zu Darth Vader wurde.

Die folgenden fünf Teile des Comics erzählen dann von Vaders Rückkehr zu dieser von Feuer und Lava beherrschten Welt. Sie erzählen vom Scheitern seiner imperialen Architektin, dem Kontakt mit einem alten Sith-Artefakt, dem verlustreichen Bau der Feste und dem Aufstand der Einheimischen gegen das widernatürliche Werk der Dunklen Seite. Zuletzt nimmt der Comic noch eine Wendung ins Mystische, als sich Vader in der Macht seiner Vergangenheit stellt und dabei dem gleichen fatalen Motto folgt, das Kylo Ren in dem Kinofilm „Die letzten Jedi“ prägte: „Töte sie, wenn du musst.“

Mit „Vaders Festung“ kommt – so kann man es wohl sagen – Vaders Entwicklung vom wütenden, traumatisierten Jungen in schwarzer Rüstung hin zu einem in sich gefestigten Diener des Bösen zu einem Ende. Damit ist er endlich der Mann, den Kinogänger 1977 in „Eine neue Hoffnung“ kennenlernten. Charles Soule hat hier insgesamt eine spannend zu lesende Geschichte ersonnen, die zwar dann und wann etwas abschweifte, aber immer zu unterhalten wusste, nicht zuletzt deshalb, weil sie in dem bedrohlichen Umfeld des imperialen inneren Zirkels stattfand, in dem selbst ein Raubtier wie Vader ständig von gefährlichen Feinden umgeben war.

Visuell kommt es auch in diesem Band zu keinen Überraschungen. Routiniert setzt Giuseppe Camuncoli den Zeichenstift ein. Dabei entstehen manchmal Panels, die vor allem dank toller Farben beeindrucken, manchmal solche, die durch anatomisch hässlich verzogene Gesichter sauer aufstoßen, im Mittel aber einfach eine gefällige Optik, die die Handlung unterstützt und vor allem in den zahlreichen Actionsequenzen sehr dynamisch wirkt. Gegen Ende, das muss man ihm lassen, dreht Camuncoli nochmal auf. Die Schlacht um Vaders Festung hat stellenweise eine urtümliche Wucht, die positiv an das finale Lichtschwertduell zwischen Obi-Wan und Anakin in „Die Rache der Sith“ erinnert. Das macht schon Spaß.

Am Drumherum der „Marvel Comics-Kollektion“ ändert sich nichts. Die Einleitung bietet ein kurzes „Was bisher geschah“ und liefert – ungewöhnlich – zudem einen Ausblick darauf, wie es mit Vader in den Comics weitergeht. Bebildert wird sie passend mit dem Cover von „Darth Vader #20“. Die Cover-Galerie am Ende ist komplett und bildet alle 6 Cover ab, allerdings nur auf 3 Seiten und dann jeweils etwa viertelseitengroß. Mir ist schon klar, dass mit diesen Galerien am Schluss immer nur Platz bis zu einem kompletten Druckbogen gefüllt wird. Trotzdem wünscht man sich immer wieder eine einheitliche Ganzseitenpräsentation.

Fazit: Mit „Vaders Festung“ endet die zweite Staffel „Darth Vader“. Obwohl actionreich, braucht der Comic am Anfang etwas, um zu seinem Thema zu kommen. Der Bau von Vaders Festung auf Mustafar wird dann als erstaunlich mühsames und von zahlreichen Gefahren begleitetes Unterfangen geschildert. Am Ende steht ein gelungener Schlusspunkt für Vaders Entwicklung zum Dunklen Lord der Sith. Nicht nur dieser Band, sondern überhaupt die ganze „Darth Vader“-Reihe ist Fans des finsteren Lichtschwertschwingers sehr zu empfehlen.

Star Wars Marvel Comics-Kollektion 39: Darth Vader: Vaders Festung
Comic
Charles Soule, Giuseppe Camuncoli u. a.
Panini Comics 2022
ISBN: 978-3-7416-3063-7
162 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 16,99

bei amazon.de bestellen