Star Wars Marvel Comics-Kollektion 29: In den Weiten der Galaxis

Der Kampf der Rebellion gegen das Imperium besteht nicht immer nur aus epischen Schlachten. Lange Zeit dazwischen geht es schlicht ums Verstecken und Verfolgen. Vor allem die Rebellion hat dabei immer wieder alltägliche Probleme, die zu kleinen Abenteuern führen. Ein paar davon erzählt dieser „Episodenfilm“ von einem Sammelband.

von Frank Stein

Der 146-seitige Hardcoverband versammelt die US-Einzelausgaben „Star Wars Annual 3“ sowie „Star Wars #33-37“, die zwischen Juli und Oktober 2017 erschienen sind. Auf Deutsch kamen die Comic-Hefte bei Panini Comics gesammelt in einem Softcover- beziehungsweise limitierten Hardcover-Sonderband im Oktober 2018 heraus. Obwohl die Serie hier keinen Abschluss findet, stellt das Erzählte doch einen Umbruch dar, denn – wie man im erfreulich informativen Vorwort zu lesen bekommt – „Star Wars #37“ war der Abschiedscomic für Autor Jason Aaron, der danach den Staffelstab an Kieron Gillen weiterreichte. Daher, so heißt es weiter, habe er sich für die letzten Hefte eine etwas andere Herangehensweise ausgedacht, nämlich eine elegant ineinander überleitende Episodenabfolge. Gezeichnet wurden die Geschichten unverändert von Salvador Larocca. Für den „Annual“-One-Shot waren Jason Latour und Michael Walsh verantwortlich.

Mit dem One-Shot geht der Sammelband dann auch gleich los. Han Solo und Prinzessin Leia suchen auf dem Planeten Odona gerade nach einem Ort für eine mögliche Rebellenbasis, als sie von einem Nikto, mit dem Solo Ärger hat, und seinen schießwütigen Helfershelfern gefunden und in einen wechselvollen Kampf verwickelt werden. Action bestimmt die Handlung über weite Teile, für die Saga interessant ist am Schluss, dass hier suggeriert wird, es wäre der entscheidende Moment für Solo gewesen, sich einstweilen der Rebellion anzuschließen.

Danach beginnt der verbundene Fünfteiler von Jason Aaron. Zu Beginn sind Luke und Leia nach einem (nur erzählten) Zusammenstoß mit Tie-Jägern zu einer Notlandung auf einer einsamen Insel einer nicht weniger einsamen Wasserwelt gezwungen. Recht lapidar wird verkündet, dass sie dort mehrere Wochen verbringen, ohne dass sie jemand gefunden oder abgeholt hätte. Sie fischen, jagen, philosophieren unterm Sternenhimmel – und dann treffen sie auf Einheimische, die Probleme mit dem Imperium haben. Ein Schlagabtausch wird unausweichlich.

Auf der letzten Seite der Geschichte wechselt die Perspektive dann fließend zu Lando Calrissian und Sana Starros auf Coruscant. Dort beginnt ein heikles Katz-und-Maus-Spiel, das Sana mit einer Kiste Blaster, einer Band Piraten, dem Imperium und Jabba dem Hutten treibt. Calrissian darf ihr hierbei als Kontakteknüpfer und ansonsten etwas nutzloser Sidekick beistehen. Die Kniffe sind nett, der finale Twist ebenfalls – und schon sind wie bei Han Solo und Chewbacca.

Die werden von der Rebellion beauftragt, den gefährlichen Hutten Grakkus zu transportieren. Er wurde vom Imperium extrahiert und soll nun in einem geheimen Allianzgefängnis verhört werden, da die Rebellen auf ein verstecktes Lager an Waffen und Ausrüstung spekulieren, das er besitzen soll. Solo und Chewie dürften als galaktisches Taxi dienen. Doch natürlich läuft der Flug nicht reibungslos ab, denn schon bald sind Tie-Jäger hinter dem Millennium Falken her. Auch hier ist die Story auf eine nette Pointe hin geschrieben, der Übergang diesmal allerdings ein wenig holpriger.

Weiter geht es mit R2-D2, der in einer Solo-Mission seinen Freund C-3PO aus den Fängen des Imperiums befreien will.  Wie man im Vorwort noch einmal erinnert wurde, war der in dem Comic „Der letzte Flug der Harbinger“ (SWMCK 17)  von den Elite-Soldaten das SCAR-Einheit entführt und dann von der Rebellion mehr oder minder vergessen worden. Nun also schließt Jason Aaron auch diese Nebenhandlung ab, wenngleich man doch irgendwie das Gefühl hat, dass die nicht ganz so gelaufen ist, wie sie eigentlich sollte. Auch diese Geschichte ist kurzweilig zu lesen, ganz realistisch wirkt der plumpe R2 als Sturmtruppen fressender „Bruce Willis“-Verschnitt allerdings nicht.

Zuletzt darf die SCAR-Einheit noch einmal glänzen (die – nebenbei bemerkt – irgendwie an die „Bad Batch“-Truppe, nur innerhalb des Imperiums, erinnert). Viel Gelegenheit hatte sie dazu ja leider nicht in der Reihe. Nachdem sie Darth Vader auf der Harbinger enttäuscht hatte, muss sie nun Wiedergutmachung leisten. Auf dem Planeten Horox sollen sich Rebellen befinden. Die SCAR-Einheit soll Luke Skywalker finden und zu Vader bringen. Das wird nichts, aber in einem Akt schierer Brutalität können sie der Allianz zumindest eine Nachricht senden. Wie es weitergeht, bleibt offen ...

Allen Geschichten gemein ist, dass sie jeweils „erzählt“ werden. Erst von Leia, dann von Sana, von Han und Sergeant Kreel sowie in einigen letzten Sätzen von Luke. Als Kurzabenteuer können sie durchaus überzeugen, dennoch bleibt das Erzählte natürlich episodisch, eine Momentaufnahme im Kampf der Rebellion gegen das Imperium, die man leider schon bald wieder vergisst, Qualität hin oder her. Apropos Qualität: Auch die Zeichnungen von Salvador Larocca wissen eindeutig zu gefallen, wobei das Highlight doch die Farben von Edgar Delgado sind. Seine Gesichter wirken stellenweise fast fotorealistisch. Irritierend ist hier nur, dass alles drumherum deutlich comicartiger bleibt. So scheinen die Gesichter, so gut sie aussehen, hier und da fast wie Fremdkörper im Rest der Optik, einfach weil sie zu perfekt getroffen sind.

Den Abschluss bildet eine Covergalerie, die ganzseitig alle sechs Cover der Heftausgaben präsentiert. Sehr schön.

Fazit: „In den Weiten der Galaxis“ – das klingt ein wenig allgemein, es könnte alles und nichts bedeuten. Ähnlich verhält es sich mit dem Inhalt. An sich sind die sechs Geschichten nicht schlecht. Sie unterhalten sogar ziemlich gut, sind mitunter clever aufgebaut und haben einen schönen Twist am Ende. Doch wirklich bedeutsam ist das Erzählte nicht. Es bleiben Momentaufnahmen im Kampf der Rebellion gegen das Imperium. Abgesehen davon, dass C-3PO zur Rebellion zurückkehrt, passiert nichts, was erkennbar Auswirkungen auf den Fortlauf der „Star Wars“-Comic-Reihe hätte. Ein Genusshappen für Zwischendurch, aber wer den Comic überspringt, hat nicht viel verpasst.

Star Wars Marvel Comics-Kollektion 29: In den Weiten der Galaxis

Comic
Jason Aaron, Salvador Larocca, Edgar Delgado u.a.
Panini Comics 2022
ISBN: 978-3-7416-2685-2
146 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 15,99

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