Star Wars – Labyrinth des Bösen 1: Gunrays Geheimnis

Angesichts des enormen Erfolgs von Audio-Büchern geriet das früher gerade im Bereich der Science-Fiction sehr populäre Format des Hörspiels etwas in Vergessenheit. Als exklusive deutschsprachige Produktion verfolgt die Universal Music Group das ambitionierte Unternehmen, eine neue Reihe von „Star Wars“-Hörspielen auf den Markt zu bringen. Als Vorlage dienen aktuelle Romane rund um den letzten Prequel-Film.

von Andreas Rauscher

Synchronfassungen bieten ausgiebig Stoff für Streitgespräche unter Cineasten. Gelegentlich eröffnen sie jedoch, wie das Hörspiel „Star Wars – Labyrinth des Bösen“ anschaulich demonstriert, auch überraschende Möglichkeiten für Spin-Off-Produktionen. Der Einsatz der aus den entsprechenden Filmen vertrauten deutschen Synchronsprecher kann in Hörspielen und Videospielen für eine Kontinuität sorgen, die in den englischen Fassungen kaum vorstellbar wäre. Indiana Jones spricht im Videospiel „Indiana Jones und die Legende der Kaisergruft“ mit der aus dem Kino bekannten Stimme und für die mit „Labyrinth des Bösen“ begonnene Reihe von „Star Wars“-Hörspielen der Firma Universal Music Group gelang es gleich eine ganze Reihe von an der Synchronisation der „Star Wars“-Prequels beteiligten Sprecher zu verpflichten, sodass alle namhaften Charaktere akustisch sofort wiedererkennbar sind.

Der einführende Erzähler der sonst weitgehend ohne Narration auskommenden Vertonung eines Romans von James Luceno erinnert an die alten Europa-Hörspielkassetten aus den frühen 1980er Jahren. In deren „Flash Gordon“-Reihe gelang es selbst die berechenbarsten Cliffhanger-Situationen spannend und unterhaltsam klingen zu lassen. In dieser Hinsicht funktioniert das aus drei Teilen bestehende Hörspiel „Labyrinth des Bösen“ im Vergleich zu anderen „Star Wars“-Spin-Offs wie dem „Republic Commando“-Videospiel oder den „Clone Wars“-Zeichentrickfilmen auch als nostalgisches Erlebnis.

Inhaltlich beschränkt sich die Handlung auf eine Reihe von Abenteuern unmittelbar vor dem Beginn des letzten Kinofilms „Die Rache der Sith“. Im ersten Teil der Hörspiel-Trilogie folgen wir Anakin und Obi-Wan, die gegen Ende der Klonkriege einen Angriff auf Cato Neimoidia leiten, die Heimatwelt von Handelsföderation-Oberhaupt Nute Gunray. Der seit „Die dunkle Bedrohung“ bekannte Schurke mit dem französischen Akzent kann zwar entkommen, doch seine zurückgelassenen Habseligkeiten führen auf eine Spur, die zur Enthüllung der Identität des ominösen Dunklen Lord Darth Sidious führen mag.

Wie bereits in der Vorlage besteht der Reiz in der Ausgestaltung klassischer, an alte Science-Fiction- und Abenteuer-Serials erinnernder Standardsituationen. Der verbale Schlagabtausch zwischen den beiden Jedi-Rittern funktioniert auf Grund des narrativen Rhythmus im Hörspiel noch um einiges besser als im Roman. Außerhalb des melodramatischen Settings der Prequels erinnert das dynamische Jedi-Duo gelegentlich an die Buddy-Movie-Konstellationen des neueren Actionkinos.

Aufgrund der episodischen Erzählstruktur eignet sich „Labyrinth des Bösen“ besonders gut als Grundlage für einen Hörspiel-Mehrteiler. Introspektive Passagen, die im Mittelpunkt differenzierterer „Star Wars“-Romane stehen, fehlen bei Luceno weitgehend. Stattdessen konzentriert sich der Autor ganz auf dynamische Action-Passagen und abwechslungsreiche Szenarien, die eine solide Grundlage für die Vertonung bieten, ohne sich wie die „Clone Wars“-Trickfilmserie in ausgedehnten, auf Dauer redundanten Schlachtszenarien zu verlieren. Die Verwendung diverser Passagen aus dem Soundtrack von John Williams trägt neben den originalen Sound-Effekten und den gut ausgewählten Sprechern wesentlich zur Atmosphäre der Adaption bei.

Fazit: Zwar wurde mit „Labyrinth des Bösen“ nicht gerade der interessanteste Bereich des Expanded Universe bearbeitet, aber für alle, die sich noch an die „Flash Gordon“-Europa-Kassetten aus den 1980er Jahren erinnern können, bietet der vielversprechende Beginn der „Star Wars“- Hörspielreihe ein nostalgisches Vergnügen. Eine attraktive Alternative zu gewöhnlichen Hörbuch-Umsetzungen. Es wäre sehr zu wünschen, dass im Programm auch noch gelungenere „Star Wars“-Romane, wie etwa die Thrawn-Saga von Timothy Zahn, adaptiert werden.


Star Wars – Labyrinth des Bösen 1: Gunrays Geheimnis
Hörspiel nach einem Roman von James Luceno
Universal Music Group 2006
ISBN: n.a.
1 CD, 55 min., deutsch
Preis: ca. EUR 10,00

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