Wir schreiben das Jahr 1066. Der englische König Edward stirbt und hat keinen Erben hinterlassen. Am nächsten Tag lässt sich Harold, Graf von Wessex, zum König krönen. Er beruft sich darauf, dass der König ihm am Sterbebett zum Schützer des Königreichs berufen habe. Dies missfällt Wilhelm von der Normandie, einem ehrgeizigen Grafen, den König Edward vor langer Zeit ebenfalls als Nachfolger auserkoren haben soll. Er sammelt daher sein Heer um sich und setzt über den Ärmelkanal, um sich seinen Thron notfalls mit Gewalt zu holen. Kurz nach seiner Landung wird er vom Heer Harolds gestellt und es kommt zur legendären Schlacht von Hastings, deren Ausgang die weitere Geschichte Englands erheblich beeinflusst hat.

Die Ereignisse kann der Leser im vorliegenden Spielbuch-Abenteuer nachspielen. Er schlüpft in die Rolle eines normannischen Edelmanns, der allerdings schon seit vielen Jahren in England lebt, dort ein kleines Landgut besitzt und mit dem bisherigen König Edward einen guten Lehnsherrn hatte. Der bevorstehende Krieg bringt in eine schwierige Lage: Soll er seinem alten oder seinem neunen Lehnsherren dienen? Zunächst kann sich der Leser selber entscheiden, wem er dienen will. Schon bald wird er aber von beiden Kontrahenten aufgefordert, seine Treue dadurch zu beweisen, dass er den anderen ausspioniert. Je nachdem, wie er sich entscheidet, kann er dann an der Seite von Harold oder Wilhelm das Abenteuer erleben. Die geschickte Inszenierung der Handlung bringt es aber mit sich, dass der Spieler oft zwischen beiden Lagern hin- und her reisen muss, so dass der Leser es sich bis zum Ende offen halten kann, wem er letztlich die Treue hält. Erst wenn es zu Schlacht von Hastings kommt, muss er Position beziehen, auf welcher Seite er kämpft.

Allein der geschickte Schachzug, das Abenteuer auf beiden Seien erleben zu können, macht das Spielbuch schon lesenwert. Aber auch die Handlung, die historischen Bezüge und die Darstellung der beiden Kontrahenten, welche beide als fähige und ehrbare Männer dargestellt werden, sind gelungen.

Die Regeln sind denkbar einfach: Es gibt mehrere Fertigkeiten, auf die man Punkte verteilen kann, so dass die Fertigkeiten einen Wert zwischen 2 und 12 Punkten haben. Ein Wurf mit zwei sechsseitigen Würfel entscheidet dann, ob die Probe gelungen ist. Der Kampf ist genauso einfach (man würfelt und wenn man unter den Wert würfelt, hat man den Gegner getroffen) und genau das ist das Problem. Weil man keine Verteidigungsmöglichkeit hat, kann man davon ausgehen, dass man im jeden Kampf verletzt wird. Spätesten beim zweiten Kampf ist man daher in Lebensgefahr und auf Würfelglück angewiesen. Das ist schade, denn dadurch ist es kaum möglich, in der Schlacht an den Kampfhandlungen teilzunehmen.

Ein weiterer Schwachpunkt ist die Tatsache, dass man die Schlacht von Hastings nur auf einer Seite ganz durchleben und überleben kann, denn wenn man sich für den „falschen“ König entscheidet, dann ereilt einem ein früher Tod in der Schlacht. Das ist sehr schade, weil das den Leser letztlich zwingt, sich für den einen König zu entscheiden, was die gute Idee des Abenteuers, es auf zwei verschiedenen Seiten erleben zu können, deutlich schmälert. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn das Buch zwei gute Ende bereitgehalten hätte, je nach dem, wem man die Treue hält.

Das Buch selbst ist übersichtlich gestaltet und mit zahlreichen schönen Bildern geschmückt. Der Deckel ist (im Gegensatz zu den „Einsamer Wolf“-Bänden des Verlages) gut knickbar, so dass das ständige Herumblättern im Buch leicht von der Hand geht. Vermisst habe ich allerdings eine Karte von den Gegend. Viele genannten Orte dürften dem Leser nicht bekannt sein. Lobenswert ist hingegen die Zusammenfassung der historischen Ereignisse. Mit einem Preis von lediglich 11,95 Euro liegt zudem ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis vor.

Fazit: Insgesamt handelt es sich um ein schönes Spielbuch, das neben dem üblichen Spielspaß auch noch den Vorteil mit sich bringt, dass man etwas für seine geschichtliche Allgemeinbildung tut. Prädikat: besonders wertvoll!