von Daniel Pabst
In „Spice & Wolf Deluxe Edition 1“ wurden die ersten beiden Bände der Manga-Reihe neu abgedruckt. Zusätzlich liegt in der Erstauflage eine kleine Postkarte bei, die das Cover der Deluxe-Edition zeigt. Weiter hat sich Panini Manga dafür entschieden, einige Seiten bunt abzudrucken. Das Papier und die Gestaltung der Ausgabe überzeugen. Die goldenen Umrandungen in Letterpress auf dem Cover fühlen sich hochwertig an und versetzen einen in die Zeit des Buchdrucks.
Schon von Anfang an liegt der Fokus bei „Spice & Wolf“ auf der Wölfin namens Holo. Der Name ist nicht zufällig gewählt worden, da die Wölfin eine Fruchtbarkeitsgöttin ist, welche in dem mittelalterlichen Dorf Pasloe seit jeher dafür gesorgt hat, dass der Weizen wächst. Doch die Zeiten haben sich geändert und die Bauern wenden neue Mittel für die Ernte an, wodurch der Glaube an eine Fruchtbarkeitsgöttin in den Hintergrund tritt und Holo nicht gebraucht wird.
Just zum Erntefest erreicht der fahrende Händler Lawrence das Dorf und überbringt seine Waren. Als er von dort wieder aufbricht, hat er eine blinde Passagierin zwischen den Fellen liegen. Diese ist Holo! Was hat sie dazu gebracht, sich zwischen den Fellen eines ihr unbekannten Händlers zu verstecken. Und wie reagiert Lawrence auf sie? Zuallererst schaut er überrascht drein und errötet sofort, denn Holo verdeckt ihren Körper allein durch die umherliegenden Felle.
Und hier beginnt die Schwierigkeit dieses Mangas. Eine Wölfin, die einen menschlichen Körper angenommen hat und sich durch ihre spitzen Ohren, Fangzähne sowie einen langen Schwanz vom Menschen unterscheidet, fällt auf. Lawrence und Holo müssen daher bei der Weiterfahrt versuchen, die Herkunft von Holo zu verschleiern. Als die Kirche ins Spiel kommt, droht Holo der Tod durch Verbrennen. So erhält der Manga einen kritischen Unterton und die Frage, wie man mit Andersartigkeit umgeht?
Doch auch aus einer anderen Perspektive könnte man den Blick auf die Zeichnungen und den Manga werfen. Eine junge Wölfin, die lange keine Kleidung trägt und den Blicken von Lawrence „ausgesetzt“ ist, ebnet den Weg für Kritik. Der sogenannte „male gaze“ (männlicher Blick, welcher den Blickwinkel auf den weiblichen Körper reduziert) kommt hier nicht zu kurz. Wohl bewusst wurden entsprechende Seiten, die Holo nackt zeigen, für die Leserschaft in bunt illustriert. Das mag dem einen gefallen, die anderen dagegen abschrecken.
Bei all diesen kritischen Fragen muss ins Feld geworfen werden, dass der Manga beinahe zwanzig Jahre alt ist (die Erstauflage war 2006) und die Deluxe-Edition den alten Manga unzensiert einem neuen Publikum – in einer schön gestalteten Ausgabe – anbieten möchte, nachdem die Erstausgaben schon seit längerem ausverkauft sind. Die Geschichte zwischen Holo und Lawrence ist unterhaltsam und die Chemie zwischen den beiden überzeugt. In den aktuellen Zeiten bietet „Spice & Wolf“ einen Eskapismus in die mittelalterliche Welt eines fahrenden Händlers.
Fazit: Diese Deluxe-Edition bringt einen Manga zurück, welcher lange ausverkauft war. Die Beziehung zwischen Lawrence und Holo entwickelt sich langsam und hinterlässt den Eindruck, dass hier noch so manches passieren wird. Die in dieser Edition enthaltenen zwei Bände machen Lust auf mehr. Die dort präsentierte Welt scheint (noch) in Ordnung zu sein, obgleich die Kirche und gierige Kaufleute ihre eigenen Gefahren bergen. Wer den Eskapismus sucht, der findet ihn hier.
Spice & Wolf Deluxe Edition 1
Comic
Isuna Hasekura
Panini Manga 2025
ISBN: 978-3-7416-4144-2
376 S., Hardcover, deutsch
Preis: 14,00 EUR
bei amazon.de bestellen