"... Aber noch ist die Sache nicht ausgestanden, denn der skrupellose Schieber, der ihnen den Auftrag vermittelt hat, ist höchst erbost. Er hetzt ihnen seine Killer auf den Hals und bei der Schießerei wird Psycho schwer verletzt. Die vier Freunde müssen untertauchen, doch wenn sie nicht ihr Leben lang davonlaufen wollen, gilt es einige offene Fragen zu beantworten: Wer hat ihren Run auf Aztechnology verraten? Und was hat es mit jenem ominösen Chip auf sich, der nicht nur die Begehrlichkeit des Schiebers weckt?“ - Klappentext

Trockene Fakten – die äußeren Werte:

„Die Anfänger“ ist ein weiterer Shadowrun-Roman aus dem Heyne-Verlag. Das Titelbild ist futuristisch gehalten, aber nicht besonders aussagekräftig. Die Geschichte verteilt sich in dem Taschenbuch auf 361 Seiten, was einem guten Durchschnittswert entspricht.

Um was geht es überhaupt? – zum Inhalt:

Ivan Nedi? erzählt in seinem Roman verschiedene Handlungsstränge, welche sich zum Ende immer stärker miteinander verweben. Den Hauptstrang bildet dabei die Gruppe um den Shadowrunner Psycho. Er und seine drei Kameraden wollen in Berlin eine Karriere als Schattenläufer beginnen. Doch schon bei ihrem ersten Auftrag geht alles daneben. Es erhärtet sich der Verdacht, dass die Anfänger verraten wurden. Im Verdacht steht der skrupellose Schieber Tommy der Fuchs, um welchen sich einer der weiteren Handlungsstränge dreht. Er selbst steht vor großen Problemen und eines davon forciert er durch seinen harten Umgang mit seinen Untergebenen. Einer dieser Untergebenen ist der Troll Ridgeback. Er stellt immer stärker die Vorgehensweise seines Chefs in Frage. Im dritten Handlungsstrang geht es um den paranoiden Magier Moonwish. Wie es der Zufall bzw. der Autor so will, führt das Schicksal den Magier mit dem Anfängerteam zusammen.

Zuckerbrot und Peitsche – Pro und Contra:

Ivan Nedi? vermag es, die einzelnen Szenen sehr detailliert und plastisch zu beschreiben. Aber bei einem sehr actionlastigen Roman führt das zu sehr gewalttätigen und brutalen Abschnitten. Leider schafft es der Autor nur gelegentlich, durch seine Erzählweise den Leser an die Handlung zu fesseln und zum Weiterlesen zu motivieren. Etwas zu oft wirkten einzelne Abschnitte auf mich eher demotivierend – dies galt insbesondere für Szenen mit dem Runnerteam rund um Psycho. Die wichtigsten Charaktere werden unterschiedlich ausgeprägt dargestellt und während des Handlungsverlaufs weiterentwickelt. Besonders gut kommt der „Exot“ Moonwish rüber. Mit solchen Charakteren zeigt Ivan Nedi?, welches Talent in ihm steckt. Im Vergleich zu Moonwish erfüllen die anderen Charaktere eher Klischees und wirken doch etwas blass.

Die Geschichte basiert auf einer sehr guten Grundidee: Eine Gruppe von Anfängern begibt sich auf den Weg, ein Leben in den Schatten zu führen. Doch leider wirken viele Stellen des Romans sehr konstruiert und erscheinen in der Welt von „Shadowrun“ nicht sehr angebracht. So sind die angehenden Runner recht gut ausgestattet, aber die Riggerin besitzt keine Drohnen. Auf der anderen Seite kann der Ork aber eine Operation inklusive teurer Cyberware bezahlen.

Für wen lohnt es sich? – meine Einschätzung:

Die alles entscheidende Frage: Für wen lohnt sich dieser Roman? Ein Sammler von SR-Romanen wird an diesem Werk nicht vorbeikommen. Ansonsten dürften noch Fans von blutiger Action Gefallen an „Die Anfänger“ finden.

Fazit: „Die Anfänger“ von Ivan Nedi? basiert auf einer guten Grundidee, welche aber einige Defizite bei der Umsetzung aufweist. Einzelne Abschnitte zeigen das Talent des Autors und lassen in Zukunft auf große Werke hoffen – insbesondere mit Charakteren vom Format eines Moonwish. Im Vergleich mit anderen Romanen aus der Welt von „Shadowrun“ liegt dieser Actionroman dennoch eher im unteren Mittelfeld. Eine Kaufempfehlung kann ich daher eigentlich nur Sammlern der SR-Romane und vielleicht noch einigen Actionfans geben.