Princes of the Apocalypse

Mit „Princes of the Apocalypse“ erscheint nach den „Tyranny of Dragons“-Abenteuern der nächste Abenteuerzyklus für die fünfte Edition von „Dungeons & Dragons“. Es geht gegen den – vielen Veteranen bekannten – Temple of Elemental Evil und damit gegen eines der ersten Feindbilder des vor Jahrzehnten noch jungen Rollenspiels. Wie gelungen ist die Rückkehr?

von André Frenzer

Im Jahre 1985 wurde das für damalige Verhältnisse unverschämt umfangreiche Abenteuer „The Temple of Elemental Evil“ für „Advanced Dungeons & Dragons“ veröffentlicht. Das 128-seitige Buch war für die Kampagnenwelt Greyhawk geschrieben und schickte die Spieler in einem unermüdlichen Dungeoncrawl gegen den Tempel des elementaren Bösen. 2015, also zum 30jährigen Geburtstag dieses Meilensteins der „Dungeons & Dragons“-Geschichte schickt sich Wizards of the Coast nun an, abermals zahlreiche Abenteurer gegen den Tempel vorgehen zu lassen. Eines sei vielleicht vorweg geschickt: Ich kenne das ursprüngliche Abenteuer nicht und kann daher keine Vergleiche zwischen der alten und neuen Inkarnation der Geschehnisse anstellen.

Inhalt

Im Dessarin Valley in den Vergessenen Reichen geht es seit einiger Zeit nicht mit rechten Dingen zu. Die einsame Gegend wird von unheimlichen Phänomenen heimgesucht. Schäfer berichten von stummen Beobachtern, an den Waldrändern lauern finstere Kreaturen. Als auch noch eine große und wehrhafte Zwergenexpedition auf ihrem Weg durch das Tal spurlos verschwindet ist klar: Hier ist etwas gar nicht in Ordnung… Tatsächlich haben sich vier Kulte, die sich den vier Elementen verschrieben haben, in diesem beschaulichen Tal niedergelassen. Sie haben ihre Festungen errichtet und planen nun, die Herrschaft über die Region und die Welt an sich zu reißen.

Das ist der Handlungsrahmen von „Princes of the Apocalypse“, und das Buch gibt sich wirklich Mühe, dem Spielleiter auf über 250 Seiten genügend Unterstützung an die Hand zu geben. Eröffnet wird das angenehm griffige Hardcover mit einer allgemeinen Beschreibung der verschiedenen elementaren Kulte und ihrer Anführer. Im Anschluss wird das Dessarin Valley, der vorrangige Schauplatz der Ereignisse, umfassend beschrieben. Diese Beschreibung hat mich persönlich besonders gefreut, sind doch für die 5. Edition noch keinerlei Kampagnenwelten beschrieben worden. In der Folge werden die Festungen und unterirdischen Verliese der Kulte umfangreich beschrieben, bevor schließlich der Temple of the Elder Elemental Eye, der Ursprung allen Bösen, sein eigenes umfangreiches Kapitel erhält.

Ein umfangreiches Abschlusskapitel führt schließlich noch jede Menge neuer Spielzeuge für Spieler und Spielleiter ein. Neben neuen Zaubersprüchen und magischen Gegenstände, die allesamt mehr oder minder mit dem Thema „Elemente“ spielen, sind auch zahlreiche neue Monster und Kreaturen in dem – damit angenehm kompletten – Band enthalten.

Kritik

Als „Princes of the Apocalypse“ angekündigt wurde, war die erste Reaktion der Spielerschaft eher ablehnend. Immerhin war das 30 Jahre alte „Temple of Elemental Evil“ in der Kampagnenwelt Greyhawk gelagert, während nun ein weiteres Mal die Vergessenen Reiche als Setting herhalten sollten. Allerdings muss ich nach der Lektüre des Bandes sagen, dass sich die Hintergrundgeschichte problemlos in die Vergessenen Reiche einbettet. Außerdem konzentriert sich „Princes of the Apocalypse“ ohnehin eher auf den klassischen Dungeoncrawl – das Licht der Oberfläche werden die Abenteurer eher selten zu sehen kriegen.

Damit wären wir auch beim eigentlich größten Kritikpunkt am Band angelangt: Es mangelt ein wenig an Abwechslungsreichtum. Das bezieht sich mitnichten auf den gebotenen Inhalt: Die Dungeons sind wahrlich sehr unterschiedlich gestaltet. Es sind einige sehr nette Ideen in den Beschreibungen der unterschiedlichen Räume enthalten und auch die Konzentration auf vier elementare Fraktionen sorgt für eine Menge Abwechslung. Darüber hinaus ist auch die Reihenfolge, in der die Spieler gegen die Kulte vorgehen absolut frei und modular. Im Rahmen eines Dungeoncrawls haben wir hier also die nahezu maximale Flexibilität. Doch letzten Endes bleibt „Princes of the Apocalypse“ ein großer, mahlstromartiger Dungeoncrawl, der für Spieler, die nach anderen Aufgaben suchen, wenig bereithält.

Aufmachung

Optisch ist das Buch – wie bislang jedes Buch aus der 5. Edition – gut gelungen. Auch „Princes of the Apocalypse“ ist vollfarbig und reich bebildert. Die Bilder sind dabei auf einem angenehm hohen Niveau und zeigen hauptsächlich anzutreffende NSC oder Szenen aus dem Abenteuer. Das Kartenmaterial ist wirklich toll gestaltet. Ärgerlich bleibt aber, dass viele Karten zu klein sind, um sie den Spielern direkt vorlegen zu können. Das Buch ist übersichtlich gegliedert, die verwendeten Schriftarten sind gut lesbar. An der Aufmachung gibt es damit wieder einmal wenig auszusetzen.

Fazit: Ich kann „Dungeons & Dragons 5: Princes of the Apocalypse“ nahezu vorbehaltlos empfehlen. Es gibt ein schön aufbereitetes Setting, umfangreiches zusätzliches Regelmaterial und nicht zuletzt einen Haufen abwechslungsreicher Dungeons, die den Spielern einiges abverlangen. Einzig die Spielgruppen mit wenig Interesse am klassischen Dungeoncrawl sollten hier besser nicht zugreifen.


Princes of the Apocalypse
Kampagnenband
Richard Baker u. a.
Wizards of the Coast 2015
ISBN: 978-0786965786
256 S., Hardcover, englisch
Preis: $ 49,95

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