Pirates: Quest for Davy Jones’ Gold

„Gebt mir zwei Schiffe und eine Handvoll guter Männer, dazu ein paar Säbel und anständige Kanonen und ich werde mit einer Unmenge an Schätzen wiederkehren. Arrrr.“ Stellenweise fühlt man sich hier in die ungewaschene Haut eines Piraten versetzt. Als dieser besegelt man die Weltmeere, um sich Gold unter den Nagel zu reißen, welches nun von dem Geist seines ehemaligen Besitzers bewacht wird.

von Kai Melhorn

 

 

Bei „Pirates: Quest for Davy Jones Gold“ handelt es sich um die Brettspielversion eines Tabletop-Spiels namens „Pirates – Constructible Strategy Game“ (CSG). Es ist für Schatzsuchen bis zu zwei Stunden und für zwei bis vier Möchtegern-Piraten ausgelegt. Man steuert seine Flotte auf der Suche nach dem legendären Schatz von Davy Jones über das Meer. Dieser hat im Laufe seines skrupellosen Piratendaseins eine Menge Gold an sich gebracht und dieses auf verschiedenen Inseln in den Weltmeeren versteckt. Bedauerlicherweise hat sich der Spieler aber nicht nur mit der Konkurrenz herumzuschlagen, die sich ebenfalls auf der Suche befindet, sondern muss auch noch damit rechnen, dass das glänzende Geschmeide mit dem einen oder anderen Fluch belegt ist. So kann es passieren, dass sich die goldgierige Mannschaft auf einmal in den größten Schwierigkeiten wiederfindet und nun ums nackte Überleben kämpfen muss. Aber auf Flüche allein hat sich Davy Jones nicht verlassen. Sein Geist wandert von Insel zu Insel und sollte man auf ihn treffen, muss man einen besonders harten Kampf bestehen. Und wenn man am Ende des Spiels als Sieger dastehen möchte, sollte man sich diesem auch stellen.

Auf jeden Fall ist dieses Spiel schön anzusehen. Man setzt seine Schiffe aus kleinen Plastikteilen zusammen, die man vorher aus Platten herausdrückt, die die Größe einer Spielkarte haben. Das Resultat sind etwa zehn Zentimeter lange, sehr detailreich und liebevoll gestaltete Piratenschiffe. Im Laufe der zahlreichen Schlachten, die man sich auf dem Meer mit Seeungeheuern und anderen Schiffen liefern muss, nehmen die Schiffe immer wieder Schaden, der markiert wird, indem die Masten entfernt werden. Das bedeutet, so schön die Schiffe auch aussehen mögen, durch die zahlreich vorhandenen Sollbruchstellen ist die Lebensdauer leider sehr begrenzt. Genauer gesagt ist einer der Masten noch vor der ersten Partie, beim gemeinschaftlichen Zusammenbau, in zwei Teile zerbrochen. Man kann natürlich auch weiterhin spielen, aber es ist damit zu rechnen, dass man früher oder später Schiffbruch erleiden wird.

Im Spielverlauf hat man die Wahl, welche Aktionen die beiden eigenen Schiffe ausführen sollen. Abwechselnd wird gesegelt, gelandet, geschossen und solange gegraben, bis das Schiff an Schätzen überfüllt ist. Man erliegt Flüchen und kämpft gegen Seeungeheuer und die neidischen Gegner, um möglichst viel Gold auf die Heimatinsel und damit in die eigene Schatzkammer zu retten.

Etwas, das dieses Gesellschaftsspiel von anderen unterscheidet, ist die Art der Fortbewegung und des Kampfes. Wie man es von Table-Tops kennt, bewegt man sich nicht auf Feldern entlang, sondern ist vollkommen frei in der Wahl des Weges. Mit Hilfe eines Lineals, das jeder Spieler besitzt, wählt man die Richtung aus und steuert sein Schiff, so weit es durch das Hilfsmittel vorgesehen ist. Ebenso im Kampf: Das Lineal wird am Schiff angelegt und befindet sich ein Feind in der Reichweite, kann man ihm mit den Kanonen einheizen. An diesem Punkt kommt nun ein klein wenig Strategie ins Spiel. Man verfügt über so viele Kanonen, wie man Masten besitzt. Das Lineal wird in einer Schlacht jeweils an einem Mast angelegt und zeigt an, ob sich der Feind in Reichweite befindet. Das bedeutet, dass man eventuell nur mit einigen Kanonen auf den Gegner schießen kann, während dieser aus allen Rohren feuern kann, um sich zu verteidigen.

Die Spielanleitung kommt in sieben Sprachen daher. Da der Rest des Spiels standardmäßig in Englisch gehalten ist, ist dies auf jeden Fall ein Pluspunkt. Einzig die Tatsache, dass nur die erste Anleitung bebildert ist, macht es teilweise etwas umständlich, die Regeln zu lesen. Ich las zunächst nur die deutsche Version, ohne auf die Abbildungen zu achten, jedoch kommen dabei hin und wieder Fragen auf, die häufiges Blättern leider unverzichtbar machen. Also sollte man, wie so oft, am besten gleich die englische Version lesen. Die Übersetzung ist jedoch gut gelungen und insgesamt ist alles gut verständlich, ohne dass man die Regeln auslegen oder diskutieren muss.

Nicht zuletzt soll noch kurz auf die „free online version“ eingegangen werden, die dem Spiel in Form eines einzigartigen Codes beiliegt. Ein Blick auf die Homepage verwirrt zunächst ein wenig, aber schon bald hat man die Option gefunden, die es ermöglicht, den Code einzugeben, um sich die versprochenen Vorteile zu sichern. Eine schnelle Registrierung und ein bisschen Werbung für das gewaltige Online-Angebot später, kann man sich einloggen, und den Client für das Spiel herunterladen (150 MB). Ein genauerer Blick offenbart, dass man den Code gar nicht hätte eingeben müssen, um das Spiel auszuprobieren, was seinerseits wieder zu ein wenig Verwirrung führt. Aber schließlich entdeckt man, dass man sich neben dem Zugang zum grenzenlosen Online-Spiel noch das Anrecht auf zwei Dinge erworben hat. Ein Booster Pack mit Game Cards für das „Pirates CSG“ und die digitale Version des Brettspiels. Es wird dem Spieler also nicht nur ein netter Abend vor dem Monitor beschert, sondern man bekommt weiterhin die Möglichkeit, sehr günstig in die wahre Welt von Pirates CSG einzusteigen.

Fazit: Alles ist detailreich illustriert und schön anzusehen, aber nach dem Spiel hatte ich nicht das Gefühl, dass ich unbedingt gleich wieder spielen möchte, weil ich dieses oder jenes anders machen will beziehungsweise ausprobieren möchte. Bei einem Preis von knapp 27 Euro kann man sich dennoch auch durch den Kopf gehen lassen, ob man nicht für einige Abende in die Haut eines echten Piraten schlüpfen möchte. Mit ein bisschen Rum und dem Soundtrack von „Fluch der Karibik“ sollte es nicht schwer sein, in die richtige Stimmung für einen netten Abend in illustrer Piratenrunde zu kommen.


Pirates: Quest for Davy Jones' Gold
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler
WizKids/Topps Europe 2006
Box mit Spielplan, 8 Schiffen, 2 Seemonstern, 5 Besatzungs-/Schatzkarten, 7 Inseln, 2 Würfeln
Preis: $ 22,99

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