Perry Rhodan: Sternenozean 18: Die mediale Schildwache

Mit „Die mediale Schildwache“ kommt die dritte Produktionsstaffel des Hörspiel-Mammutprojekts „Sternenozean“ zum Abschluss. Die Handlung wendet sich erneut Perry Rhodan und Atlan zu, deren Kampf an der Seite der Motana gegen die Kybb-Cranar nun richtig in Schwung gekommen ist.

von Bernd Perplies

 

Schon „Der Todbringer“ (Ep. 16) hatte den Perry-Rhodan-Handlungsstrang mit einem kräftigen Zeitsprung nach vorne getrieben, nur um sich dann in einer eher kurzen, tatsächlich erzählten Episode zu verlieren. In dem Fall konnte man als Hörer noch darüber hinwegsehen, in „Die mediale Schildwache“ wird diese neue Praxis hingegen in ärgerlicher Art und Weise auf die Spitze getrieben.

Handlungssprung: Zuletzt war die Crew des Bionischen Kreuzers SCHWERT auf dem Weg nach Tom Karthay gewesen, um die dort lebenden, letzten freien Motana zum Kampf gegen die Kybb-Cranar aufzuwiegeln. Auf einmal befinden wir uns auf Baikhal Cain (mal wieder), und Perry Rhodan stapft durchs ewige Eis auf der Suche nach einer geheimnisvollen blauhäutigen Frau, die ihm zuvor in einer Vision erschienen war, während Dutzende Bionische Kreuzer die gesamte Motana-Bevölkerung evakuieren, um sie vor dem Gegenschlag (!) der Igelwesen zu schützen, zu dem diese sicher ausholen, nachdem Zephyra und die Truppen von Tom Karthay den Planeten (zumindest zeiweise) zurückerobert haben.

Ich schrieb es bereits anlässlich der 16. Episode, aber ich wiederhole mich diesbezüglich gerne: WAS? Zwischen der letzten und der aktuellen Episode haben Perry und Co. also nicht nur Tom Karthay erreicht, sie haben auch die dort lebenden Motana in ihren Krieg hineinziehen können, irgendwo eine Flotte Bionischer Kreuzer aufgetrieben, Besatzungen ausgebildet und in einer in einem Nebensatz erwähnten, spektakulären Schlacht Baikhal Cain erobert. Das alles wird einem als Hörer vorenthalten. Ein Blick auf die Heftromanvorlagen enthüllt das Ausmaß dieser Plotlücke. Mehr als zehn Romane wurden übersprungen. Die gesamten 2230er-Ausgaben spielen in der Hörspiel-Adaption des „Sternenozeans“ keine Rolle.

Stattdessen genügt sich das Hörspiel darin, fast 74 Minuten lang Action zu bieten. Unnötig langwierig wird die Schlacht zwischen den zurückgekehrten Kybb-Cranar und den Motana zelebriert (was schlichtweg an der arg langsamen Inszenierung der Handlung liegt, in der Zephyra dreimal statt einmal kotzen muss, weil ihr Gehirn von der Psi-Wellenfront einer neuen Geheimwaffe der Kybb-Cranar zermartert wird, und Atlan selbst dann noch so gemütlich jovial daherkommt, wenn unter ihm bereits die SCHWERT zerschossen wird). Nein, ich habe nichts gegen Action, wenn sie wirklich mitreißt. Im vorliegenden Fall hätte man auf jeden Fall Erzählzeit sparen können.

Interessanter – wenn auch stellenweise ein wenig verwirrend (warum schlägt sich Rhodan selbst nieder?) – nimmt sich Perry Rhodans Suche nach der blauen Frau aus, die sich als Mediale Schildwache Lyressea entpuppt und in einem Gefängnis im ewigen Eis steckt. Sie stellt Rhodan auf die Probe, bevor sie ihm „erlaubt“, sie zu befreien. Dummerweise löst Perry dabei den Selbstzerstörungsmechanismus aus, und seine Rückkehr an die Oberfläche von Baikhal Cain, mit der bewusstlosen Schildwache auf dem Buckel, wird zum Kampf ums Überleben.

Als Vorlage für das Hörspiel dienten die Heft-Romane „Die Todbringer“ (2241) von Arndt Ellmer und „Die Mediale Schildwache“ (2243) von Frank Borsch.

Fazit: Die dritte Produktionsstaffel ist vorüber – und der „Sternenozean“ entwickelt sich in eine Richtung, die mir nicht recht gefallen will. Schon immer herrschte ein gewisses Ungleichgewicht im Erzähltempo. Mitunter wurden weite Passagen übersprungen, andere dann im kleinsten Detail über eine ganze Episode ausgedehnt. Diese Unart beginnt sich zu verstärken. So wurden viele interessante Handlungselemente im Formieren eines Widerstands gegen die Kybb-Cranar zugunsten krachender, aber im Grunde handlungsarmer Gefechtssituationen ausgelassen. Damit man mich nicht falsch versteht: „Die Mediale Schildwache“ ist kein schlechtes Hörspiel. Kennt man aber die Heftroman-Hintergründe, könnte es durchaus besser sein. Diese „Hektik“ ist übrigens erst in der dritten Produktionsstaffel ausgebrochen. Noch bis Episode 12 herrschte ein so gemächliches Erzähltempo vor, dass sich viele fragten, wie 100 Hefte auf 40 CDs erzählt werden würden. Langsam wissen wir es.


Perry Rhodan: Sternenozean 18: Die Mediale Schildwache
Hörspiel nach Heftromanen von Arndt Ellmer und Frank Borsch
Siegfried Antonio Effenberger
Lübbe Audio 2007
ISBN: 978-3785734360
1 CD, 74 min., deutsch
Preis: EUR 7,95

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