Perry Rhodan: Sternenozean 10: Überfahrt nach Curhafe

Für Perry Rhodan und seinen Freund Atlan, die im Sternenozean von Jamondi verschollen sind, geht die Reise weiter. Nachdem sie von den ozeanischen Orakeln auf den Planeten Ash Irthumo gebracht worden sind und dort auf der Insel Ore einen weiteren Stamm der in Jamondi beheimateten Motana trafen, zieht es sie nun zum Kontinent Curhafe, wo sie sich weitere Informationen über die Zustände in Jamondi erhoffen. Eine Überseefahrt voller Gefahren steht ihnen bevor.

von Bernd Perplies

 

Im zehnten Kapitel des lang laufenden Hörspielprojekts „Der Sternenozean“ ist die Handlung mittlerweile so weit fortgeschritten, dass man selbst als Stammhörer mitunter Schwierigkeiten hat, alle Details im Auge zu behalten. Das scheinen sich auch die Macher bei STIL gedacht zu haben, weswegen sie die Helden während der Seereise an Bord der Terra Incognita mal wieder über ihre eigentliche Aufgabe reflektieren lassen – die mir kurioserweise völlig neu schien. Ist mein Gedächtnis schuld? Oder haben auch die Macher die Details ihrer eigenen Schöpfung aus den Augen verloren.

Zur Auffrischung der Erinnerungen: Perry Rhodan und Atlan wurden in „Planet der Mythen“ (Ep. 4) von Lotho Keraete, dem Gesandten der Superintelligenz ES aufgesucht. Man müsse, so der Bote, unbedingt eine Expedition in den Sternenozean von Jamondi unternehmen, eben jenem Sternhaufen, der bislang in einem hyperphysikalischen Kokon gesteckt hatte und nun, dank der Erhöhung der Hyperimpedanz durch die Kosmokraten, plötzlich im Normalraum aufgetaucht war. Warum diese Reise wichtig sei, verriet der Bote nicht. Die Expedition endete in einem Absturz auf dem Planeten Baikhal Cain, Lothos Roboterkörper versank im ewigen Eis und Perry und Atlan gerieten kurz darauf in den Konflikt zwischen den kriegerischen Kybb-Cranar und den ausgebeuteten Motana. So weit so gut.

Nun plötzlich sinniert Perry Rhodan plötzlich in „Überfahrt nach Curhafe“ über eine Bedrohung, die laut Lotho von der Bastion von Parrakh ausgehen sollte. Darüber hatte Lotho allerdings in der ganzen Hörspielreihe bis dato nie ein Wort verloren. (Wenn ich irre, mag man mich korrigieren.) Scheinbar eine Informationslücke, die bei der Adaption aus den Heftromanen entstand. Was es indes mit dieser Bastion auf sich hat, wird auch hier nicht aufgelöst – das bleibt spannend.

Stattdessen erzählt uns der Gefährte von Perry, Atlan und der Motana-Frau Zephyda, der Wanderer Rorkhete, ein bisschen mehr über die Motana, die einst wohl die herrschende Rasse in Jamondi war. Mit Raumschiffen, die von paranormal durchsetzten Gesängen angetrieben wurden, durchkreuzten sie das All und alles war gut – vor dem Auftauchen der Kybb-Cranar. Nun, da die Hyperimpedanz viele moderne Techniken hat ausfallen lassen, könnten die Kräfte der Motana zu neuer Blüte gelangen – wenn sie es denn erst einmal schaffen, die ihnen angelegten Fesseln zu lösen. Das zu erreichen ist das erklärte erste Ziel der kleinen Gemeinschaft.

Auch auf Curhafe werden die Motana von den Kybb-Cranar unterdrückt, schlimmer sogar noch als auf Baikhal Cain, wie die Gefährten bald von ansässigen Motana erfahren. Der Schlüssel zu den Untaten scheint in einer Festung zu liegen, in der grausame Experimente stattfinden und die man mithilfe eines automatisierten Zuges erreichen könnte – wenn man sich traut. Perry, Atlan, Zephyda und Rorkhete nehmen das Wagnis auf sich.

„Überfahrt nach Curhafe“ vereint das Ende der Heftromans „Tau Carama“ von Arndt Ellmer mit dem Beginn von „Die Femesänger“ von – ebenfalls von Ellmer – und bildet somit eine Übergangsgeschichte. Tatsächlich besteht die Handlung im Wesentlichen aus der Überfahrt, die recht klassisch von Unwetter und Seeungeheuer aufgelockert wird, einigen Reflexionen der Helden und dem Erstkontakt mit den Motana auf Curhafe. Bevor es richtig spannend wird, also noch vor dem Eindringen in die Festung der Kybb-Cranar, ist das Hörspiel schon wieder vorbei. Etwas dünn, möchte man sagen – sicher hätten die Handlungsschwerpunkte anders gesetzt die Story deutlich zügiger vorangetrieben.

Apropos Story: Ich hatte mich immer gefragt, wie man 100 Heftromane in 40 Hörspiel-Episoden zusammenfassen wollte, wenn die Geschichte so „langsam“ erzählt wird. Nun wird es klar. Neben dem sinnvollen Ausklammern von Einzelschicksalen im Umfeld der Erhöhung der Hyperimpedanz wurden leider offenbar auch die komplette Handlungsstränge um Protagonisten wie Reginald Bull und Julian Tifflor gestrichen, denn zumindest bislang sprang die Geschichte immer zwischen Kantiran und Mal Detair links und Perry und Atlan rechts hin und her. Das nun ist höchst bedauerlich, denn gerade die dramatischen Ereignisse, die sich auf galaktischer Ebene abspielen – und die bislang zugunsten von relativ „klein“ erzählten Einzelschicksalen ignoriert wurden –, würden der Reihe eine galaktische Dimension verleihen.

Fazit: Auch die 10. Episode von „Der Sternenozean“ ist durchaus hörenswert, ohne indes spektakulär zu sein. Irgendwie hat sich das Niveau der Geschichten mittlerweile im guten Mittelmaß eingependelt. Die Effekte sind sehr ordentlich, die Musik zweifellos ein Highlight, die Sprecher könnten gelegentlich etwas prägnanter agieren. Im vorliegenden Falle hat die Handlung eher Übergangscharakter, da die Reise von der Insel Ore zum Kontinent Curhafe im Mittelpunkt steht. Ein paar interessante Hintergrundinformationen zum Volk der Motana und eine unvermittelt auftauchende Zusatzinformation zur Mission von Perry Rhodan und Atlan stellen nette Puzzleteile im großen Rätsel Jamondi dar.


Perry Rhodan: Sternenozean 10: Überfahrt nach Curhafe
Hörspiel nach Heftromanen von Arndt Ellmer
Siegfried Antonio Effenberger
Lübbe Audio 2007
ISBN: 978-3-7857-3227-4
1 CD, 54 min., deutsch
Preis: EUR 7,95

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