von Bernd Perplies
Kantiran und Mal Detair stecken echt in der Klemme. Nachdem sie in Episode 5 „Havarie auf Hayok“ den Schutz der Menschen hinter sich gelassen hatten, hatte sie ein Raumbeben zur Notlandung auf dem Planeten Hayok gezwungen. Und dort waren sie alsbald ihren Feinden, dem arkonidischen Agenten Shallowain und Kantirans rachsüchtiger Mutter Ascari da Vivo in die Hände gefallen. Da es um die Familienbeziehungen eher schlecht bestellt ist (Ascari ließ Kants Geliebte töten, dieser verübte daraufhin einen Mordanschlag auf die einflussreiche Mascantin), verwundert es nicht, dass es Ascari und Shallowain ein Vergnügen ist, die beiden „Verbrecher“ auf dem Ganberaanischen Folterbett leiden zu sehen. Danach sollen sie auf Arkon zum Tode verurteilt werden.
Der „Speicher“, das Hauptquartier des Terranischen Liga-Dienstes auf Hayok, erhält unterdessen unerwartet hohen Besuch. Die zwei Helden der Menschheit, der mehrfach paranormal begabte Mausbiber Gucky und der riesige Haluter Icho Tolot, sind angereist, um Kantiran und Mal Detair zu retten – sehr zur Verblüffung des Stationsleiters Dario da Eshmale, der zusammen mit seinem Superhacker, dem „Maulwurf“ Maykie Molinas, in den beiden nur gewöhnliche Terroristen sieht (wenngleich die hochrangig verschlüsselten Lebensläufe schon einige Fragen aufwerfen). Doch nachdem der redselige Mausbiber die beiden Agenten über Kantirans Status als Sohn Perry Rhodans aufgeklärt hat, ist rasch klar: Das Sonderkommando Kantiran muss alles daran setzen, den jungen Mann und seinen Freund zu befreien.
Während das Planetenabenteuer von Perry Rhodan und Atlan in der vorangehenden Episode eher etwas schleppend verlief, wird hier wieder rasante Actionkost mit namhaftem Ensemble geboten. Fans wird vor allem der Auftritt von Gucky und Icho Tolot gefallen, wobei Stefan Krause den Ilt passend verschmitzt gibt, derweil mir Tilo Schmitz als Icho Tolot, obwohl er ein durchaus basslastiges Timbre aufweist, immer noch ein wenig zu zahm klingt. Ich hätte mir den 3-Meter-Koloss bei aller Sanftheit, die ihm zugeschrieben wird, doch etwas grollender vorgestellt. (Der Einsatz eines Stimmverzerrers wäre hier nicht unangemessen gewesen.) Ansonsten sticht vor allem die prägnante Stimme von Oliver „Justus Jonas“ Rohrbeck hervor, der Maykie Molinas als nervösen Computerfreak spricht, der am Ende die Mission rettet (auch wenn das im Hörspiel, im Gegensatz zum Heftroman, nicht so klar wird).
Etwas schwach auf der Brust präsentieren sich einmal mehr die Effekte, die oft willkürlich elektronisch wirken und nicht immer gut zuzuordnen sind. Das fällt nur deshalb nicht so stark ins Gewicht, weil die Handlung durch den sehr präsenten Erzähler Joachim Höppner und die ebenfalls häufigen inneren Monologe von Kantiran (Christian Stark) praktisch pausenlos beschrieben ist. Erst jetzt, nach längerer Hörabstinenz, fiel mir auf, dass die Hörspieladaption des „Sternenozeans“ eigentlich ein Mittelding zwischen einer Lesung und einem Hörspiel ist. Zwar existieren verteilte Sprechrollen, es gibt eine durchaus aufwändige Musikuntermalung und auch Hintergrundgeräusche. Doch das klassische Erzählen steht stark im Vordergrund und transportiert die Handlung nachhaltiger als alle Dialoge und Effekte (wer mal hören möchte, wie die Alternative klingt, sollte sich beispielsweise die Trilogie „Star Wars – Labyrinth des Bösen“ zu Gemüte führen). Das ist aber nicht schlimm – solange man sich als Hörer darauf einstellt.
Fazit: „Sonderkommandon Kantiran“ nach dem Heftroman „Der Ilt und der Maulwurf“ (2210) von Leo Lukas folgt dem Handlungsstrang Kantiran/Mal Detair und erzählt gradlinig und gerade gegen Ende höchst actionlastig von der Rettung der beiden durch den Mausbiber Gucky, den Haluter Icho Tolot und den TLD-Agenten Maykie Molinas (der im Heftroman übrigens eine „getarnte“ Frau ist, aber dieser „Kniff“ wurde mit der Besetzung von Sprecher Oliver Rohrbeck hier offenbar nicht weiterverfolgt). Mit knapp 60 Minuten hat die Agentengeschichte eine gute Länge, sie endet allerdings einmal mehr in einem gemeinen Cliffhanger.
Perry Rhodan: Sternenozean 08: Sonderkommando Kantiran
Hörspiel nach einem Heftroman von Leo Lukas
Christian Hagitte, Simon Bertling
Lübbe Audio 2007
ISBN: 978-3-7857-3225-0
1 CD, 60 min.
Preis: EUR 7,95
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