Odyssey – Zorn des Poseidon

Nach dem Ende des trojanischen Krieges versuchen die Griechen den Weg zurück in die Heimat zu finden. Doch die Launen des zornigen Meeresgottes Poseidon machen ihnen einen Strich durch die Rechnung: Stürmen, Seeungeheuern und Meeresstrudeln gilt es zu trotzen, um die Heilige Insel zu erreichen.

von Michael Wilhelm

Einer der Spieler übernimmt Poseidons Rolle, die anderen Spieler teilen die vier griechischen Schiffe gleichmäßig aufeinander auf. Das Spiel wird auf zwei identischen Spielplänen gespielt, einen davon versteckt Poseidon hinter dem zum Sichtschirm umfunktionierten Schachteldeckel, der andere dient den restlichen Spielern als Spielfeld. Auf dem Spielplan sind gut 30 Inseln zu finden, davon in den vier Ecken die Startinseln (in gelb, rot, grün und weiß), von wo aus die Schiffe starten, sowie die Heilige Insel, die es in der Mitte des Plans zu erreichen gilt.

Zu Spielbeginn platzieren Poseidon auf dem verdeckten Plan und die Seefahrer-Spieler auf ihrem gemeinsamen Plan jeweils die vier Schiffe auf den Startfeldern. In jeder der (im Standard-Spiel) elf Runden agiert zuerst Poseidon, indem er eines der elf Sturmplättchen wählt. Für jede Schiffsfarbe gibt es zwei Plättchen, sowie drei schwarze Plättchen. Die farbigen Plättchen lassen Poseidon das entsprechende Schiff um ein Feld auf dem Spielplan versetzen, ohne dass die Seefahrer die Richtung mitbekommen. Mit den schwarzen Plättchen werden alle vier Schiffe durch den Sturm um jeweils ein Feld verweht. Nach Poseidons Sturm sind die Seefahrer-Spieler an der Reihe und bewegen ihre Schiffe um jeweils ein Feld in Richtung der Heiligen Insel.

Nach jeder Bewegung folgt die Erkundung der Schiffsumgebung. Der Poseidon-Spieler muss nun angeben, wie viele Inseln oder andere Schiffe in der Umgebung sind. Anhand dieser Angaben und der vorherigen Züge müssen die Seefahrer nun versuchen, ihre Position auf dem Spielplan zu bestimmen und damit die weiteren Züge planen, um an der Heiligen Insel nicht vorbeizufahren. Die möglichen Positionen können die Seefahrer dabei mit Markerplättchen auf ihrem Spielplan markieren, um nicht die Übersicht zu verlieren.

Sind nach elf Runden, wenn also alle Sturmplättchen aufgebraucht sind, wenigstens drei Schiffe an der Heiligen Insel angelangt, gewinnen die Seefahrer, bei zwei oder weniger hat Poseidon gesiegt.

„Odyssey“ ist ein spannendes Tüftel- und Bluff-Spiel, das an den Klassiker „Schiffe versenken“ oder auch an „Scotland Yard“ erinnert. Wer nach einigen Durchgängen des Standard-Spiels mehr Abwechslung (oder Herausforderung) wünscht, kann mit den vier Sorten Spezialplättchen das Spiel modifizieren.

Die beiden Seeungeheuer verwickeln ein Schiff für eine Runde in den Kampf und bremsen es damit, verlängern das Spiel aber insgesamt um jeweils eine Runde, was es für die Seefahrer erleichtert, die Heilige Insel zu erreichen. Genauso begünstigen die beiden Leuchttürme die Seefahrer, da sie als zusätzliche Orientierungspunkte dienen, um in der Erkundung die Position genauer zu bestimmen.

Ein Mahlstrom dient als zusätzlicher unbeweglicher Sturm, der Poseidon einen Vorteil bietet und für mehr Verwirrung bei den Seefahrern sorgt, während Nebelbänke die Erkundungsmöglichkeiten für die Seefahrer einschränken, indem sie die Sicht behindern. Zusätzlich gibt es vier unterschiedliche Spielpläne (natürlich in doppelter Ausführung für Poseidon und die Seefahrer) mit unterschiedlicher Inselanordnung und -zahl.

Sowohl einzelne Spezialplättchen, als auch alle vier lassen sich in einem Spiel verwenden, sodass mehrere Kombinationen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden möglich sind. Und das macht tatsächlich einen zusätzlichen Reiz bei „Odyssey“ aus. Außerdem kann so abhängig von Alter und Erfahrung der Spieler ein individueller Schwierigkeitsgrad eingestellt werden. So ist meines Erachtens auch die Empfehlung für Spieler ab 13 Jahren etwas hoch gegriffen, da auch (einigermaßen pfiffige und spielerfahrene) 10-Jährige die Mechanismen rasch durchschauen und sogar die Poseidon-Rolle bestens erfüllen. Und als einer der kooperativen Seefahrer-Spieler können erst recht auch jüngere Spieler mitsegeln. Dabei sollte man aber darauf achten, dass nicht zu viele Spieler am Tisch mitmischen. Zwar können bis zu vier Seefahrer jeweils ein Schiff durch die Stürme steuern, aber bei mehr als zwei Seefahrern wird es auf jeden Fall schon eng hinter dem Sichtschirm, und sollten die Seefahrer Blicke auf Poseidons Plan erhaschen, ist es mit dem Spielspaß schnell vorbei.

Fazit: „Odyssey“ ist ein spannendes und kurzweiliges Tüftelspiel für im Idealfall zwei bis drei Spieler. Bei der kurzen Spieldauer von etwa 30 Minuten wird man sicher gleich zwei oder drei Runden hintereinander weg spielen wollen. Und dank der vier Varianten Spezialplättchen ist auch für die nötige Abwechslung gesorgt. Also, hisst die Segel und trotzt den Stürmen, ihr mutigen Seefahrer. Poseidon hat es auf euch abgesehen.


Odyssey – Zorn des Poseidon
Brettspiel für 2 bis 5 Spieler ab 13 Jahren
Leo Colovini
Ares / Heidelberger Spieleverlag, 2015
EAN: 4015566033450
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 34,95

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