Mark Brandis: Verrat auf der Venus

Gerade wurde „Bordbuch Delta VII“, die erste Episode der neuen „Mark Brandis“-Hörspiel-Reihe von steinbach sprechende bücher mit dem Phantastikpreis als bestes Hörspiel 2007 ausgezeichnet. Den Preis haben sich die Macher verdient, muss man sagen, denn hier wird in der Tat akustisch feinstes Action-Kopfkino geboten. „Verrat auf der Venus“ setzt die Abenteuer von Commander Mark Brandis und seiner Crew im Kampf gegen den Diktator General Gordon B. Smith fort.

von Bernd Perplies

 

Wir erinnern uns: Wir befinden uns im 22. Jahrhundert. Als Captain Mark Brandis, Pilot der Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik, kurz VEGA, nach einem dreimonatigen Testflug mit einem neuen Raumschiff-Prototypen, der „Delta VII“, mit seinen Kollegen zur Erde zurückkehrt, muss er feststellen, dass General Gordon B. Smith, ein faschistoider Fanatiker aus Texas, die Macht über die EAAU, die Europäisch-Amerikanisch-Afrikanischen Union, an sich gerissen hat. Er hat sich ein Heer manipulierter Ja-Sager geschaffen und lässt Kritiker gnadenlos verfolgen. Auch die VEGA hat Smith übernommen, und natürlich will er die „Delta VII“ für seine Zwecke nutzen. Doch Brandis und seine Kollegen machen ihm einen Strich durch die Rechnung und fliehen zur neutralen Venus.

Doch schon der Titel von Episode 2, „Verrat auf der Venus“, legt nahe, dass sie auch dort keinen sicheren Hafen finden. Von dem Moment an, da sich die kleine Kolonie von der Erde losgesagt hat, wird eine Invasion durch Smith erwartet. Um den Plänen des Generals auf die Schliche zu kommen, werden Mark Brandis, Antoine Ibaka, Iwan Stroganow und der neue Pilot, Captain Robert Monnier, ein alter Bekannter von Brandis, mit dem ihn nicht nur gute Erinnerungen verbinden, ausgesandt, um auf dem Mond einen Informanten zu treffen. Leider platzt die konspirative Zusammenkunft, und als die „Delta VII“ beschädigt zurück gen Venus eilt, müssen die vier Männer feststellen, dass der Griff des Generals schon weiter reicht, als sie gedacht hätten. Ihnen bleibt nur eins: erneut ihr Heil in der Flucht zu suchen. Nun werden sie endgültig zu „Weltraumpartisanen“.

Auch die zweite, von Interplanar verantwortete Episode der „Mark Brandis“-Hörspiel-Reihe besticht, neben einer wechselvollen Handlung, durch hohe technische Qualität. Die Sprecher erfreuen durch ihr pointiertes Spiel, das neben dem militärisch zackigen Umgang an Bord auch menschliche Zwischentöne durchscheinen lässt, etwa wenn die Männer gemeinsam ihr Schiff reparieren. Dann fallen auch schon mal gut gemeinte Ratschläge wie „immer aus den Knien heben, nicht aus dem Rücken“, und man muss unwillkürlich schmunzeln. Etwas sprunghaft wirkt der Konflikt zwischen Mark Brandis und Robert Monnier: Mal scheint Monnier auf Brandis zuzugehen, ihn zu unterstützen, dann wiederum schreien sich die Beiden an. Erklärt werden diese Stimmungswechsel (auch in Ermangelung eines Erzählers) nicht.

Neben Holger Umbreit, der als Captain Robert Monnier das Stamm-Ensemble verstärkt, haben lustigerweise zwei deutsche Größen der Science-Fiction-Community kleine Cameos erhalten: Robert Vogel, der mit seinem DVD-Stand und seinen Vorträgen über Filmthemen beinahe auf jeder Convention anzutreffen ist, spricht einen Techniker auf der Venus. Mike Hillenbrand, der unter anderem als Verfasser des mit Thomas Höhl geschriebenen Sachbuchs „40 Jahre Star Trek“ von sich reden machte, ist in einer kurzen Szene als Abfangjägerpilot zu hören. Und sogar Reinhild von Michalewsky, die Witwe von Mark-Brandis-Autor Nikolai von Michalewsky, tritt kurz vor das Mikrofon. Solch kleine, nette Gesten in Richtung der Community zeigen, wie sehr die Produzenten selbst Fans sind.

Die Effekte erwecken einmal mehr sehr plastisch die Umgebung zum Leben. Das leise Rascheln eines Kissens in Brandis’ Kabine hört man ebenso deutlich wie das dumpfe Abfeuern von Raketen auf ein gegnerisches Schiff. Derlei nuancierte Tonkulissen findet man nicht oft in Hörspielen! Auch die Musik fügt sich harmonisch ins Gesamtgefüge ein und untermalt Actionsequenzen ebenso wie ruhige Momente treffend, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Zuletzt sei erneut die Aufmachung lobend hervorgehoben. Das Cover der CD kündet von atmosphärischer Action, und das Booklet unterstützt den Hörgenuss durch Informationen zur „Delta VII“, vier namhaften Protagonisten sowie der Venus-Kolonie.

Fazit: Die „Mark Brandis“-Hörspiel-Reihe hält auch in der zweiten Episode „Verrat auf der Venus“ ihr hohes Niveau und gefällt durch eine spannende Story und eine sehr gute technische Umsetzung. Das einzige, das man bemängeln könnte, wäre der langsame Veröffentlichungszyklus der Reihe: Nur zwei Hörspiele pro Jahr stellen für den Fan eine große Prüfung dar. Andererseits höre ich persönlich lieber zwei sehr gute Geschichten, als vier oder sechs nur mittelmäßige!


Mark Brandis: Verrat auf der Venus
Hörspiel nach einem Roman von Nikolai von Michalewsky
Jochim-C. Redeker, Balthasar von Weymarn
steinbach sprechende bücher 2008
ISBN: 978-3-88698-773-3
1 CD, 76 min, deutsch
Preis: EUR 9,99

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