von Bastian Ludwig
Inhalt
Im fünften Band von „Locke & Key“ reisen wir zunächst zurück ins Jahr 1775, direkt ins Lovecraft des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges. Hier erfahren wir endlich, wie die Schlüssel ins Keyhouse gelangt sind und was es mit der Höhle unter den Klippen auf sich hat. Im Jahr 1988 schließlich enthüllt sich die Hindergrundgeschichte der geheimnisvollen Theater-AG der Lovecraft Academy. Und in der Gegenwart gibt es allerhand Probleme, denn noch immer wissen Kinsey und Tyler nicht, dass sich Lucas „Dodge“ Caravaggios Geist im Körper ihres kleinen Bruders Bode befindet, nach wie vor auf der blutigen Jagd nach dem Omegaschlüssel.
Besprechung
Okay, machen wir es kurz: Das meiste, was ich über die bisherigen „Locke & Key“-Bände geschrieben habe, lässt sich natürlich auch wieder über Band 5 sagen. Rodriguez’ Zeichnungen sind nach wie vor großartig, die Geschichte ist spannend und dramatisch wie eh und je, sensibel und poetisch, manchmal humorvoll, oft brutal, immer düster.
Hills Erzählweise ist dabei dieses Mal nicht so verspielt, wie wir es von den vergangenen Bänden gewohnt sind; er jongliert weniger mit verschiedenen Erzähl- und Zeitebenen, mit unterschiedlichen Perspektiven und dem Wechselspiel von realer und durch die Schlüssel erzeugter, phantastischer Welt. Zu diesem weniger opulenten Erzählstil passt es, dass dieser Band mehr als je zuvor zeigt, dass es in „Locke & Key“ trotz allem Fantasy-Brimborium in erster Linie um das fein ausgearbeitete Drama der Charaktere geht. Wenn nämlich Licht ins Dunkel der Geschichte der Theater-AG von Lovecraft gebracht wird, erkennen wir, dass weniger mystische und dämonische Kräfte oder Magie für den ganzen Schlamassel verantwortlich sind, dem sich die Locke-Familie nun ausgesetzt sieht, sondern vielmehr ganz und gar menschliche Fehler.
Das Drama der Figuren noch zu vertiefen, ist also der eine Schwerpunkt von „Uhrwerke“, einen ganzen Haufen Erklärungen unterzubringen der andere. Denn dieser Band von „Locke & Key“ liefert Antworten, zwar nicht alle, aber doch die meisten. Nachdem die letzte Seite gelesen ist, sind neben der Theater-AG auch das Keyhouse, die Schlüssel, die Höhle unter den Klippen und die Geschichte der Familie Locke keine Bücher mit sieben Siegeln mehr. Geschenkt, dass dabei die eine oder andere Enthüllung – etwa die Herkunft der Schlüssel – eher konventionell und wenig spektakulär anmutet. Geschenkt auch, dass das Instrument, das die Aufklärung bringt – ein weiterer Schlüssel – ein relativ plumper Deus ex machina ist. In meiner Besprechung von Band 4 habe ich frohen Mutes geäußert, dass „Locke & Key“ den Eindruck mache, es könne seine Geheimnisse auf befriedigende Art und Weise aufklären; kein unbedingter Standard bei Mystery-Serien. Und es bestätigt wieder einmal Hills Können als Erzähler, dass tatsächlich alle Erklärungen nachvollziehbar sind und sich mit dem decken, was wir bisher über Figuren und Ereignisse wissen. Schon jetzt wirkt die Geschichte dadurch rund, was nicht heißt, dass ich mich nicht darauf freue, wenn im finalen Kapitel auch noch die letzten Rätsel aufgelöst werden.
Fazit: Der größte Teil des Weges ist geschafft, und wenn es auf den letzten Metern keine Stolperer mehr gibt, ist „Locke & Key“ das großartige Werk, das schon der erste Band versprochen hat. „Uhrwerke“ steht den bisherigen Bänden auf jeden Fall in keiner Weise nach.
Locke & Key 5 – Uhrwerke
Comic
Joe Hill, Gabriel Rodriguez
Panini Comics 2012
ISBN: 978-3-862013-65-4
152 S., Softcover, deutsch
Preis EUR 16,95
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