Ivar Leon Mengers Porterville: Staffel 1 (Folge 1-6)

Die Mystery-Reihe „Ivar Leon Mengers Porterville“ ist keine übliche Serie, die klassischerweise in jeder Folge mit demselben Personal aufwartet. Jede Episode ist wie ein neues Puzzle-Teil. Ein weiteres Stück zum Ganzen, das am Ende ein hoffentlich stimmiges und überzeugendes Gesamtbild abgibt. Das hat mit großem Erfolg bei „Ivar Leon Mengers Darkside Park“ geklappt. Ob die Fortsetzung des mehrfach preisgekrönten Mystery-Titels ebenso überzeugend ist, hat die auf drei Staffeln angelegte neue Serie erst noch unter Beweis zu stellen.

von Simon Ofenloch

Die Kleinstadt Porterville ist hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt. Außerhalb der Grenzmauern lauert das „Draußen“, in dem angeblich der Schmerz von allen Seiten angreift und in dem man keine fünf Minuten überleben kann. Die Einwohner sind dem Bürgermeister und der Stadtverwaltung hörig, nur wenige wagen es, zu widersprechen – und bereuen es allzu oft. Doch einige Erdbeben reißen Lücken in die Grenzen der Stadt und lassen immer mehr von „Draußen“ herein …

In den verschiedenen Episoden werden Einzelschicksale behandelt. Da erfährt der Hörer vom mutigen Mädchen Emily, das in Porterville Geheimgänge nach „Draußen“ entdeckt, vom New Yorker Studenten Jerry Benchley, der sich mit Freunden auf die Suche nach Spuren einer historischen Siedlung macht, die es eigentlich nicht gegeben haben dürfte, von Jefferson Prey, der im Geheimen eine Verschwörung gegen den Bürgermeister von Porterville plant, vom Doktoranden Paul Higgins, der in Cambridge ein lukratives Jobangebot bekommt, das allerdings einen Haken hat, und von der jungen Tori, die sich für die Geheimpolizei in Porterville interessiert. Nicht nur die Protagonisten und Erzähler wechseln ständig, auch die Schauplätze und Zeitebenen.

Da trifft M. Night Shyamalans „The Village“ auf Stephen Kings „Die Arena“ respektive „Under the Dome“ und mischt sich mit George Orwells „1984“ und den „Tremors“-Filmen. „Twin Peaks“, „Lost“, „Akte X“ und „Fringe“ lassen gleichfalls grüßen. Was ist das dunkle Geheimnis dieser Stadt? Diese Frage soll in drei Staffeln beantwortet werden. In achtzehn entsprechenden Kapiteln möchte die so in sich abgeschlossene Mystery-Serie nach und nach enthüllen, was allem tatsächlich zugrunde liegt.

Das Grundkonzept wurde von „Ivar Leon Mengers Darkside Park“ übernommen: Hier wie dort wird eine vielschichtige Mystery-Geschichte aus der wechselnden Perspektive ganz unterschiedlicher Personen erzählt. Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist wieder einmal jenes seltsame amerikanische Städtchen Porterville, das auch eine Geistesschöpfung von Stephen King oder Dean Koontz sein könnte. Diejenigen, die befürchten, man könne „Ivar Leon Mengers Porterville“ nur goutieren,  wenn man auch den Vorgänger kennt, seien beruhigt, dass dem nicht so ist. Wer „Ivar Leon Mengers Darkside Park“ kennt, der wird sich in Porterville gleich wieder zurecht finden. Wer die vorangegangene Serie hingegen nicht kennt, dem werden zwar einige auftretende Figuren keine alten Bekannten sein und dem werden sich einige Querverweise wohl nicht erschließen, der wird aber nichtsdestotrotz auf seine Kosten kommen und schnell dem besonderen Charme der Reihe erliegen. Jeder „Cliffhanger“ am Ende einer jeden Episode zwingt zum Weiterhören.

Geschrieben sind die einzelnen Stücke von unterschiedlichen Autoren, allesamt keine Neulinge in der Szene: Raimon Weber, Anette Strohmeyer, Simon X. Rost und John Beckmann. Gesprochen werden ihre Werke von bekannten Synchronsprechern wie Benjamin Völz, der seine Stimme Stars wie Charlie Sheen, Keanu Reeves, David Duchovny, James Spader und Matthew McConaughey leiht, Charles Rettinghaus, den man als deutschen Stimmgeber für Robert Downey jr., Jamie Foxx und Billy Zane kennt, und Luise Helm, die Scarlett Johansson und Megan Fox schon Deutsch sprechen ließ. Auch Simon Jäger ist dabei, den man unter anderem als deutschen Sprecher für Matt Damon kennt, sowie Jürgen Thormann, dessen Stimme man insbesondere als die deutsche von Michael Caine im Kopf hat, und Leyla Rohrbeck, die Tochter von Hörspiel-Veteran Oliver Rohrbeck.

Auf den zwei CDs stehen die unterschiedlichen Sprecher direkt nebeneinander. Im unmittelbaren Vergleich offenbart sich, dass einige es besser machen als andere. Manche Passage klingt doch zu abgelesen als wirklich in Szene gesetzt. Doch alles in allem wird ein insgesamt hohes Niveau erreicht.
 
Die grafische Gestaltung des Hörbuch-Gesamtpakets ist äußerst ansprechend geraten. Ivar Leon Menger, ausgewiesenermaßen der Kopf hinter allem, ist ausgebildeter Designer. Das mag die Aufmachung positiv beeinflusst haben.

Wieder gibt es die Geschichten sowohl zum Hören wie auch zum Lesen, dieses Mal zeitgemäß in E-Book-Form.

Fazit: Hier kommen Mystery, Fantasy, Dystopie und Science-Fiction gekonnt zusammen. Das Erfolgskonzept von „Ivar Leon Mengers Darkside Park“ wird fortgeschrieben, wieder mit verschiedenen Autoren, denen es erneut glückt, unter der Schirmherrschaft von Ivar Leon Menger eine spannende, komplexe Handlung in einem geheimnisvollen Szenario zu entwerfen, bei welcher der atmosphärisch aufgeladene Weg mit das Ziel ist. 


Ivar Leon Mengers Porterville: Staffel 1 (Folge 1-6)
Ungekürzte Lesungen
Ivar Leon Menger
Universal 2013
ASIN: B00GA8CW3O
2 MP3-CD, ca. 645 min., deutsch
Preis: EUR 21,99

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