In die Nachbarschaft der Familie Lobenthal ist eine mysteriöse Fremde gezogen. Eine Frau in schwarzer Trauerkleidung, die das einsam gelegene, verfallene Haus im Wald, das sie mit ihrem unsympathischen Diener bewohnt, stets nur tief verschleiert und mit Handschuhen verlässt. Als es bald zu Albträumen, mysteriösen Unfällen und unerklärlichen Krankheitsausbrüchen kommt, ist es mit der kleinbürgerlichen Idylle der Lobenthals vorbei. Tatsächlich hat sich ein dunkler Schatten auf die Familie gelegt. Oberhaupt Alfred Lobenthal, seine Frau und der Nachwuchs sind Opfer eines Fluches, der von Verfehlungen aus der Vergangenheit herrührt. Unteroffizier Werner macht sich daran, das grausige Geheimnis der trauernden Nachbarin Lodoiska zu lösen, der rätselhaften Fremden, die in Wahrheit gar keine ist.

Die 79. Episode der Titania-Medien-Hörspielreihe „Gruselkabinett“ basiert auf einem Text des Unterhaltungsschriftstellers Theodor Hildebrand. Dieser schrieb 1828 mit „Der Vampyr oder: Die Todtenbraut“ eine der ersten Vampir-Erzählungen der Literaturgeschichte, einen radikalen Vertreter der Schauerprosa. Das Motiv ist heutzutage ein altbekanntes und vielbemühtes. Der geneigte Zuhörer sollte schnell erkennen, worum es hier geht und welche Bedrohung von der geheimnisvollen Nachbarin ausgeht. Was bleibt, ist das Rätsel um die Grundlage der Bedrohung, um die Hintergründe der hartnäckigen Verfolgung der Familien Lobenthal durch die „Totenbraut“.

Wieder einmal punktet ein „Gruselkabinett“-Hörspiel mit überzeugender Atmosphäre. Dies ist zum einen sicherlich der passenden Musikuntermalung geschuldet, die hier allerdings auf sehr breiter Front zum Einsatz kommt, dadurch womöglich fast schon zu viel des Guten ist, zum anderen aber – und das hier ganz besonders – auch der tollen Besetzung und den großartigen Sprecherleistungen.

Den Erzähler spricht Hasso Zorn. Des Weiteren sind zu hören: Sascha Wussow, Dieter Brandecker, Arianne Borbach, Axel Lutter, Claus Thull-Emden, Lene Bierstedt und Hanna Bierstedt. Einen außergewöhnlichen Coup stellt die gleichzeitige Beteiligung der in der Tschechoslowakei geborenen Schauspielerin Jana Nagyová und der vielbeschäftigten deutschen Darstellerin Susanne Uhlen an dieser Hörspielproduktion dar. Jana Nagyová spricht die Titelrolle der Lodoiska, während Susanne Uhlen ihre Stimme der Ehefrau Helene Lobenthal leiht. Die beiden Schauspielerinnen verbindet eine Arbeit aus der Vergangenheit: In den 1970er und 1980er Jahren spielte Jana Nagyová die Hauptrolle der Prinzessin Arabella in der beliebten tschechischen Fantasy-Kinderserie „Die Märchenbraut“. Fürs westdeutsche Fernsehen wurde ihr Part seinerzeit mit der Stimme von Susanne Uhlen synchronisiert. Über die derartige frühere wie auch die neuere Zusammenarbeit der beiden Damen klärt zusätzlich ein Interview auf den Internetseiten von Titania Medien auf: www.titania-medien.de/cms/specials/im-gespr%C3%A4ch-mit/587-jana-nagyova-und-susanne-uhlen-sommer-2013.html

Das ansprechende Cover-Bild zum Hörspiel stammt von Firuz Askin. Eine weitere Meisterleistung, welche diese Folge der Hörspielreihe weiterhin aufwertet.

Fazit: Mit der 79. „Gruselkabinett“-Folge „Lodoiska“ liefert Titania Medien die Adaption einer klassischen Vampirgeschichte, deren Vorlage wenigen bekannt sein dürfte. Das Hörspiel überzeugt insbesondere durch eine kongenial besetzte Sprecher-Schar. Die atmosphärisch stimmige, gute Musik hätte getrost sparsamer eingesetzt werden können.