Gruselkabinett 63: Besessen

„Verschließen Sie Ihre Türe heute Nacht und in den kommenden Tagen. Der Mond ist fast voll und wer weiß, was alles in einer solchen Nacht passieren kann.“ Das waren seine Worte, als mich de Montour am Abend ansprach. Nun ist es Nacht und ein leises Geräusch reißt mich aus meinem Schlaf. Jemand versucht, meine Zimmertüre zu öffnen. Doch vergebens, die Tür ist verschlossen. Schritte entfernen sich leise auf dem Gang. Plötzlich gellt ein markerschütternder Schrei durch die Nacht. Eine der Zimmertüren war wohl nicht verschlossen.

von Uwe Weingärtner

 

Mit dem Hörspiel „Besessen“ greift Titania Medien nach „Der Grabhügel“ eine weitere Kurzgeschichte von Robert E. Howard auf. Der bereits mit 30 Jahren verstorbene Howard, der ein Brieffreund von H.P. Lovecraft war, ist vielen Leuten eher durch seine Romanfigur Conan, im Film grandios verkörpert von Arnold Schwarzenegger, bekannt. Seine gruseligen Kurzgeschichten sind, im Gegensatz zu Lovecrafts Geschichten, dagegen eher unbekannt. Die CD erscheint in der für die Serie typischen Ausstattung mit einem kleinen Booklet, das neben einem stimmungsvollen Titelbild die Auflistung der Sprecher bzw. Verantwortlichen und eine Übersicht der bereits erschienenen Titel enthält.

Im Jahre 1785 lädt der Rohstoff- und Sklavenhändler Dom Vincente da Lusto eine illustre Gesellschaft aus Freunden und Bekannten auf sein Schloss an der westafrikanischen Küste ein. Darunter ist auch Pierre, der über die Geschehnisse auf dem Schloss berichtet. Der Aufenthalt der Gäste gestaltet sich unerwartet aufregend, zumal ein den übrigen Gästen wenig vertrauter Bekannter da Lustos, der Franzose de Montour, sich gleich am ersten Abend durch einen ungewöhnlichen Trinkspruch ausspricht, der die Feierlichkeiten unter keinen guten Stern stellt. Und so passieren bereits in der ersten Nacht ungewöhnliche Dinge. Ein Fremder versucht, in die Zimmer der Gäste zu gelangen, und ein Sklave wird in den Urwäldern um das Schloss von einem Leoparden zerfetzt. In der zweiten Nacht dann wird das Fräulein Marcita Verenca in ihrem unverschossenen Zimmer von einem unbekannten Wesen mit Krallen verletzt und Baron von Schiller als zerfetzte Leihe aufgefunden. Welches Tier zu einer solchen Tat fähig sein soll, bleibt offen, bis die Spuren am Tatort auf einen Menschen hindeuten. In der dritten Nacht offenbart sich dann Pierre ein schreckliches Geheimnis.

„Besessen“ ist wie viele andere Hörspiele der Reihe „Gruselkabinett“ eine von Titania Media sehr gut produzierte Geschichte, bei der wieder einmal die guten Sprecher und die musikalische Untermalung sehr zur Stimmung und zur Steigerung der Spannung beitragen. Es handelt sich um eine klassische Werwolfgeschichte mit unerklärlichen Toden und den sich verdichteten Hinweisen auf eine Bestie in Menschengestalt, die bei Vollmond die Menschen heimsucht. Während in vielen anderen Werwolfgeschichten am Ende der Tod des Monsters steht, gibt es in der Geschichte von Robert E. Howard ein etwas anderes Ende.

Fazit: Insgesamt betrachtet handelt es sich bei „Besessen“ um eine unterhaltsame, aber keine besonders herausragende Geschichte von Robert E. Howard. Doch das Werwolfthema und der untypische Ausgang der Geschichte geben eine gute Begründung, sie in der Reihe „Gruselkabinett“ zu vertonen. Die Umsetzung ist gewohnt gut und stimmungsvoll. Ich persönlich finde andere Teile der Reihe „Gruselkabinett“ unterhaltsamer, aber Freunde von Werwolfgeschichten werden ihre Freude an der Geschichte finden.


Gruselkabinett 63: Besessen
Hörspiel nach einer Erzählung von Robert E. Howard
Marc Gruppe
Titania Medien 2012
ISBN: 978-3-7857-4640-0
1 CD, ca. 56 min., deutsch
Preis: EUR 8,99

bei amazon.de bestellen