Global Frequency 1: Planet in Flammen

In der Popkultur tummeln sich diverse Organisationen, die sich der Bekämpfung des Bösen verschrieben haben und ständig damit beschäftigt sind, die Welt zu retten. Nun sind diese um einen Neuzugang reicher: Global Frequency, eine weltweit agierende Rettungsorganisation, hochtrabend gepriesen als „letzte Hoffnung, wenn alle anderen Möglichkeiten versagt haben“. In Deutschland veröffentlicht Panini Comics die Geschichten, die auf einer Idee von Warren Ellis gründen, einem der jungen, hoch geschätzten Autoren im US-amerikanischen Comic-Business.

von Simon Ofenloch

 

Who you gonna call? Nein, nicht die Ghostbusters. Ganz andere Baustelle. Wenn’s dir richtig dreckig geht, ruf‘ die Global Frequency. Die verfügt über 1001 Agenten, die sich ebenso viele Nächte um die Ohren schlagen würden, wenn es darum ginge, den Weltfrieden zu bewahren. Selten handelt es sich um Kinkerlitzchen. Darum können sich ja auch James Bond und Konsorten kümmern. Nein, wenn die Global Frequency ausrückt, dann muss es schon ordentlich zur Sache gehen.

Und so versammelt der bei Panini Comics herausgegebene, erste deutsche Band sechs Geschichten, in denen es um die nukleare Bedrohung von San Francisco über ein Wurmloch im Raumzeit-Gefüge geht, einen Amok laufenden, radioaktiven Übersoldaten mit bionischen Prothesen, eine außerirdische Massenepidemie, die ihre Opfer in zombieähnliche Wirte verwandelt, fanatische Sektenanhänger, welche die Mitarbeiter von drei oberen Etagen eines Melbourner Bürogebaudes als Geiseln nehmen, neurochemische Phänomene im hohen Norden und die Bedrohung von London durch den Ebola-Zaire-Virus.

Und jedes Mal aktiviert Aleph, eine scheinbar nimmermüde Kassandra, der man Glauben schenkt, aus dem hochtechnisierten Hauptquartier der Global Frequency über spezielle Mobiltelefone Experten auf der ganzen Welt, die alleine oder mit Unterstützung der Leiterin von Global Frequency, Miranda Zero, zur Tat schreiten.

Dabei geht es auch schon mal äußerst rabiat zu. Die US-amerikanische Fernsehserie „24“ mit Kiefer Sutherland ist ungewollt berühmt-berüchtigt geworden wegen ihrer radikalen Darstellung von Folter- und Gewaltszenen, vor allem unter Ausklammerung moralischer Bedenken. Getreu dem Motto „Der Zweck heiligt die Mittel“ wird zuerst geschossen, dann gefragt. Wenn es denn dann noch jemanden zu fragen gibt. Das Phänomen wurde als „Tortue Porn“ bekannt. In den Bildergeschichten um die Global Frequency haben wir es weniger mit „Tortue Porn“ zu tun, wohl aber in ähnlich krasser Form mit plakativem „Violence Porn“.

Die Serie ist inhaltlich an Größenwahn kaum zu überbieten. Dabei werden übertrieben auf Action getrimmte Szenerien entworfen, die in ihrer groben Ausarbeitung wenig berühren oder gar mitreißen. Das alles geschieht ohne ironische Distanz, die den unglaubwürdigen Handlungsentwürfen sicher gut getan hätte. Immerhin ist dies das Mittel, auf dem die James-Bond-Filmreihe, in der ähnlich abgedrehte Weltuntergangsszenarios entworfen werden, ihre Jahrzehnte dauernde Erfolgsgeschichte gründet.

Des Weiteren mangelt es den Geschichten um die Global Frequency an tauglichen Identifikationspersonen. Stattdessen werden unsympathische, wenig charakterisierte Figuren ins Feld geführt. Auch an Miranda Zero, der bemüht mysteriös gestalteten, aber eher blassen und eindimensionalen Leiterin der global aktiven Organisation, ist lediglich der leidlich coole Name ansprechend.

Die Zeichnungen der Einzelgeschichten offerieren eine interessante Bandbreite, da sich mehrere Zeichner mit ihrem jeweiligen Stil den Episoden angenommen haben. Da ist wohl für nahezu jeden Geschmack was dabei. Was sie eint, ist die Verwendung einer freien Panelstruktur.

Fazit: Von dem umtriebigen, britischstämmigen Comic-Autor Warren Ellis hätte man mehr erwarten können. Seine ursprünglich beim DC Sublabel WildStorm publizierte Kopfgeburt der „Global Frequency“ enttäuscht in den ersten Folgen durch uninspirierte Geschichten, die altbekannte Handlungsabläufe unzureichend variieren. Die Qualität der Zeichnungen variiert je nach Zeichenteam. Ein lobenswerter Schachzug von Panini Comics ist es aber, mehrere Einzelgeschichten in einem Band zu versammeln. So werden qualitative Mängel relativiert.


Global Frequency 1: Planet in Flammen
Comic
Warren Ellis (Text), Steve Dillon u. a. (Zeichnungen)
Panini Comics 2007
ISBN: 978-3-86607-424-8
148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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