Gabriel Burns 35: Das Haus der Seele

„Angst essen Seele auf“ – Dieser Titel eines bekannten „Neuen Deutschen Films“ aus den 1970er Jahren kommt einem in den Sinn, wenn man sieht, wie die 35. Folge der Mystery-Hörspielreihe „Gabriel Burns“ heißt und welches Bild ihr Cover ziert. Im Doppelfolgenverbund mit der vorangegangen Episode gehen die schrecklichen Ereignisse im indischen Urwald weiter. Beängstigend, doch niemals seelenlos.

von Simon Ofenloch

 

In Indien haben Bakerman und seine Helfer Joyce Kramer, Larry Newman und der undurchsichtige Schmidt zusammen mit dem Magier Julien Cardieux sowie dem Forscher Stewart Carradine und dessen Tochter April einen weiteren der Fahlen Orte entdeckt. Mit Hilfe von in Bernstein eingeschlossenen tödlichen Sporen wollen sie das Schlimmste verhindern, den Fall der übernatürlichen Stätte. Auch Steven Burns befindet sich vor Ort und versucht seine Freunde zu beschützen. April dient ihm als Anker aus der Welt der „Zwei Horizonte“ ins Diesseits.

Im Tempelbau „Jangal Mandir“ überschlagen sich bald die Ereignisse: Nachdem sich die Expeditionsteilnehmer aufgeteilt und in Gruppen voneinander getrennt haben, kündigt Julien Cardieux Bakerman die Gefolgschaft und stiehlt den „Stein von Akhilesh“. Joyce Kramer und Larry Newman beobachten in der Anlage, wie unheimliche Sadhu-Mönche einem schrecklichen Rakshasa Menschenopfer darbieten. Dann überflutet ein Monsununwetter das uralte Bauwerk.

Auf den Stirnen der Eindringlinge erscheinen Tilaka-Male und bewirken albtraumhafte Visionen. Untote und das Rakshasa-Ungeheuer verfolgen die Expeditionsmitglieder. Steven Burns materialisiert sich und bekämpft das mordlüsterne Monstrum. Dann wird Schmidts schauriges Geheimnis offenbar, das Ergebnis einer früheren Freveltat von Bakerman. Und in einer gewaltigen Grotte mit Wänden voller Harz, in der sich ein riesiges Becken gefüllt mit Opferblut und das uralte Skelett eines sagenhaften Leviathans befinden, kommt es schließlich zur Konfrontation zwischen Steven „Gabriel“ Burns und Bakerman.

Die Folge „Das Haus der Seele“ schließt nahtlos an die vorherige Episode 34, „Ich weiss, was Angst ist“, an. Und die zwei Teile bilden zusammen etwas Großes, etwas Bedeutendes, etwas Wegweisendes. Der „Umbau“ von Gabriel Burns ist in vollem Gange. Frühere Allianzen sind brüchig geworden, Freundschaften oder zumindest Partnerschaften erschüttert oder ganz zerstört. Grenzlinien werden neu gezogen, Gut und Böse neu positioniert. Am Ende der Doppelfolge ist der dritte Fahle Ort dem Bösen anheim gefallen. Doch zugleich wurden neue praktische und hilfreiche Hinweise für den großen Kampf gegen den großen Plan der unmenschlichen Gegner bekannt. Die Serie bleibt spannend und originell.

Perfekte Musikkulissen, überzeugende Geräusche und Soundeffekte, qualifizierte Sprecher, das sind wie immer die festen Stützen dieser Reihe. Mit großem Bombast werden gewaltige Szenarien entworfen, doch ebenso überzeugend gelingen eindringliche ruhige Momente.

Auf dem Cover wird die Zusammengehörigkeit der Folgen 34 und 35 zusätzlich deutlich gemacht. Wo bei „Ich weiss, was Angst ist“ nur die obere Kopfhälfte der Gestalt auf dem Titelbild zu erkennen ist, kann man neben Augen und Bindhi nun auch das verzerrte Maul sehen. Die düster dreinblickende Augenpartie vom Cover der vorherigen Folge offenbart sich als grauenerregende Fratze eines Rakshasas, eines jener indischen Dämonen. Eine einfallsreiche Idee.

Fazit: „Das Haus der Seele“ steht auf einem soliden Fundament. In gewohnter professioneller und absolut überzeugender Manier geht es immer weiter im Kampf zwischen Schwarz und Weiß – und immer mehr Grau, mit stetig neuen Enthüllungen und Wendungen.


Gabriel Burns 35: Das Haus der Seele
Hörspiel
Volker Sassenberg
Universal 2010
ISBN: 978-3-8291-2378-5
1 CD, ca. 53 min., deutsch
Preis: EUR 8,99

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