Steven Burns ist abgebrannt, seine Kasse ist leer – und gelegentlich verliert er die Kontrolle über seine dunkle Seite. In einem Moment der Schwäche handelt er eiskalt – und lässt einen Barmann gefrieren.

Es steht wahrhaftig nicht gut um Steven Burns. Seit dem Verschwinden von Bakerman und dem vermeintlichen Tod von Joyce Kramer muss er nicht nur mit seinem bösen Ich, mit Gabriel, zurechtkommen, sondern auch mit finanziellen Problemen. Da erscheint es wie eine glückliche Fügung des Schicksals, dass Stevens ehemaliger Verleger Sonny Heseltine überraschend vorbeikommt, um ihn wieder in Lohn und Brot zu nehmen. Doch während seines Besuchs entdeckt Heseltine auch eine seltsame Bauchrednerpuppe zwischen Stevens Sachen – und schon glaubt niemand mehr so wirklich, dass Steven Burns mir nichts dir nichts in den Beruf des Kochbuchschreibers zurückkehrt. Die Bauchrednerpuppe trägt den Namen „Chap“. Sie gehörte einst einem Zauberer namens Charlie. Und dessen Spur verliert sich in Mexiko. Steven gelingt es, Sonny zu einem Trip in den Süden zu überreden. Mit der Aussicht auf mexikanische Kochrezepte geködert, übernimmt der Verleger die Kosten der Reise. Und Larry Newman darf auch noch mitfahren.

In Mexiko wird gerade das Totenfest „Dia de los Muertos“ gefeiert, an dem die Toten im Volksglauben für eine Nacht zu ihren Angehörigen zurückkehren. Steven und Larry treffen auf eine Gruppe Zauberer und eine Schar Kinder, die dem „Tag der Toten“ alle Ehre machen. Denn bei diesen Kindern handelt es sich um Geister, um Geister auf der Schwelle zum Jenseits. Sie scheuen sich, den letzten Schritt zu tun, weil sie fürchten, dann von den „Fahlen“ berührt zu werden. Sie werden von einer alten, zahnlosen Frau verfolgt, einer Frau, begleitet von einem dreibeinigen Hund. Larry Newman kennt sie aus Bukarest. Und es sind keine angenehmen Erinnerungen, die er mit ihr verbindet. Gleichzeitig hat Steven mit sich selbst zu kämpfen. Wird er sich der einnehmenden Macht seines eigenen Schattens – Gabriel –, der ein bedrohliches Eigenleben entwickelt, widersetzen können?

„Zwiespalt“ bietet eine etwas inkonsequente Story, die anstatt an die Enthüllungen und Ereignisse der unmittelbar vorangegangenen Episoden anzuknüpfen, einen Seitenweg einschlägt, und wieder einmal das Spektrum mehr erweitert als auflöst. Bakerman und Joyce Kramer werden ausgeklammert. Stattdessen gibt es ein Wiedersehen beziehungsweise -hören mit Sonny Heseltine, dem sympathischen Kauz, der lange nicht mehr aufgetreten war. Folge 27 der Hörspielreihe schlägt vor allem eine Brücke zur neu initiierten „Gabriel Burns“-Buchreihe, im Besonderen zum ersten Band „Die grauen Engel“, in dem Charlie und Chap ebenfalls eine Rolle spielen.

Als „Stargast“ ist Henning Wehland, Lead-Sänger der Musikgruppe H-BLOCKX, mit von der Partie. In einem genialen Intro mit einem betrunkenen Steven und einem topfitten Gabriel absolviert er einen Kurzauftritt als Barkeeper Max.

Technisch ist diese Folge wie gewohnt perfekt realisiert. Die Sprecherleistungen sind auf höchstem Niveau, die Produktion überzeugt mit sehr beeindruckenden Sound-Effekten und einer phantastischen, wuchtigen Hinter- und Vordergrundmusik. In diesem Zusammenhang sei auch die zweite CD erwähnt, die dieser Folge beiliegt. Dabei handelt es sich um den zweiten Soundtrack zur Serie mit 14 Tracks und einer Laufzeit von insgesamt 46 Minuten.

Fazit: Arriba Mexiko! Das traditionelle Fest der Toten liefert einen dankbaren Hintergrund für schaurige Ereignisse. Gabriel wird mächtiger. Doch gleichzeitig zeigen sich Möglichkeiten, wie er in seine Schranken gewiesen werden kann. Kleine (aber bedeutsame) neue Erkenntnisse in einem gewohnt stimmungsvollen, erstklassig realisierten Hörspiel.