Gabriel Burns 25: … dem Winter folgte der Herbst

Die Zeit heilt alle Wunden. So sagt man. Und denkt dabei an die Zukunft. Für Bakerman, dessen vermeintlich ewiges Leben plötzlich dem Ende zuzugehen scheint, ruht die Hoffnung auf eine Linderung seiner Schmerzen allerdings auf Ereignissen in der Vergangenheit. Mithilfe eines Mediums unternimmt er eine abenteuerliche Reise in die Gründerzeit von Vancouver, eine Reise, die darüber entscheiden wird, ob er auch in Zukunft noch Steven Burns zur Seite sein wird.

von Simon Ofenloch

 

Zeitreisen sind möglich. In Einsteins Theorien, in Literatur und Film und selbstverständlich auch in Hörspielen. Dabei handelt es sich bei dem in „… dem Winter folgte der Herbst“ geschilderten Fall nicht einmal um eine körperliche, sondern lediglich geistige Transportation. Aber der Reihe nach:

Bakerman geht es auf einmal schlecht, richtig schlecht, und immer schlechter. Völlig kraftlos, ist er ein bedauernswerter Zeuge der Tatsache, dass die Wirkung des Wundermittels Ila al Khalf mit der Zeit nachlässt. Eine neue Dosis des „Elixiers der Rückkehr“ muss her. Bakerman erinnert sich an den Seher Pandialo, der vor langer Zeit über Ila al Khalf verfügte. Und er erinnert sich an Julien Cardieux, den Sohn seines verstorbenen Kollegen Bernard Cardieux, der die Fähigkeit besitzt, Brücken in die Vergangenheit zu schlagen. Mit Bakermans Beziehung zu Julien Cardieux steht es nicht zum Besten, doch Steven Burns und Larry Newman gelingt es, Julien Cardieux aufzutreiben und zur Kooperation zu überreden.

Bakermans Geist reist daraufhin durch die Zeit. Dieser Trip ist nicht ganz ungefährlich, denn im Vancouver des Jahres 1886 ist nicht nur Pandialo anzutreffen, sondern auch ein gefährlicher Serienmörder, ein unheimlicher Bekannter: Aaron Cutter. Und außerdem weiß jeder, der sich mit Vancouvers Geschichte auskennt, von dem großen, alles verzehrenden Feuer, das in diesem Jahr die junge Stadt heimsuchte.

Am Ende liegt die Lösung zu Bakermans Problem doch in der Gegenwart „vergraben“. Aber auch hier sind die Feinde mächtig. Und ein Telefonanruf des schaurigen Neurologen Doktor Victor Zeysen kann alle Erfolge zunichte machen.

In „… dem Winter folgte der Herbst“ (Glückwunsch für den gelungenen, raffinierten Titel!) steht einmal mehr Bakerman im Mittelpunkt. Steven Burns, Larry Newman und Joyce Kramer spielen lediglich Nebenrollen. Das ist etwas schade, weil die Geschichte um Stevens Schicksal als Gabriel, die in den letzten Folgen vorangetrieben wurde, dadurch wieder ins Stocken gerät. Aber es ist verzeihlich, weil die 25. Folge der Hörspielreihe eine der spannendsten und hintergründigsten Folgen ist, ausgeklügelt und absolut stimmig.

Sie wartet mit intelligenten Referenzen auf bereits Bekanntes auf und einer augenzwinkernden Erklärung für die erste große Katastrophe in der Stadtgeschichte von Vancouver. So taucht das Motiv der „Nachtkathedrale“ wieder auf, und Volker Sassenberg darf als Aaron Cutter wiederkehren. Ganz zu schweigen von Doktor Victor Zeysen. Die vormals unter den Namen „Gastown“ oder „Granville“ bekannte Siedlung, die am 6. April 1886 offiziell „Vancouver“ getauft wurde, wurde am 13. Juni des selben Jahres vom außer Kontrolle geratenen Feuer einer Brandrodung nahezu vollständig zerstört. – Aber vielleicht hatten auch die Fahlen ihre Hände im Spiel…

Fazit: Großartig! Auch wenn sich die Handlung in dieser Folge wieder einmal überwiegend auf Bakerman konzentriert und Steven Burns, Larry Newman und Joyce Kramer bedauerlicherweise vernachlässigt, erzählt „… dem Winter folgte der Herbst“ eine genial historisch verankerte, spannend und überzeugend entworfene und inszenierte Geschichte, die mit einem grandiosen (grandios gemeinen!) Cliffhanger endet.


Gabriel Burns 25: … dem Winter folgte der Herbst
Volker Sassenberg
Universal 2007
ISBN 978-3-8291-1935-1
1 CD, ca. 51 min., deutsch
Preis: EUR 6,99

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