Ich hoffe, ihr habt das Notizbuch noch zur Hand, in dem ihr die Serienhandlung und ihr illustres Personal all die Jahre fleißig mitgeschrieben habt, denn ihr werdet es brauchen.

Wurden in „Zauberer“ die Geschehnisse um Steven Burns, seine mysteriöse Herkunft und seine Verbindung zu Bakerman, den fahlen Orten und den Ammoniten genauer thematisiert, bietet „In das Dunkel“ das Gleiche für Bakerman selbst, beide Hörspiele können somit – obwohl inhaltlich relativ voneinander abgetrennt – als einzelne Teile einer Doppelfolge gesehen werden.

Volker Sassenberg – hier auch mal wieder selbst als „Aaron Cutter“ im Sprecherensemble vertreten – und sein Team setzen 64 Minuten lang voll auf Bakerman, Newman, Kramer und die Finks – und liefern damit ein, in Anbetracht der bereits langen Laufzeit der Serie und der besonders in letzter Zeit doch massiv aufgetretenen Füllfolgen, erstaunlich homogenes Gesamtwerk, das mit Fug und Recht als Staffelfinale betrachtet werden kann.

Hier finden Fragen ihre wirklich definitive Antwort, Handlungsstränge (und Figuren) ihr Ende. Und es scheint tatsächlich so, als sei das alles von Anfang an so geplant gewesen. „Closure“ nennt der Anglist dieses Phänomen, wenn am Ende alles „rund“ ist, wenn ein wirklicher Abschluss stattfindet. Zwar widersetzt sich auch „Gabriel Burns“ nicht der obersten Serienregel, nach der Autoren niemals wirklich alles beantworten dürfen (um das Publikum nach wie vor am Rätseln zu halten und somit eine weitere Folge oder gar Staffel zu rechtfertigen), doch kann sich nach der vorliegenden Episode wirklich niemand darüber beklagen, bei „Burns“ würde man mit Fakten hinterm Berg bleiben. Zumindest nicht in Bezug auf „In das Dunkel“.

Wer immer brav aufgepasst hat, wird diesmal mit einer wahrhaft phantastischen (und gelungenen!) Auflösung belohnt.

Back in ‘nam

Was wäre ein (Staffel-)Finale ohne letzte Konfrontation der beiden Hauptfiguren, des Prota- und des Antagonisten? Ein Blick ins Booklet beweist zwar schon, dass der eigentliche leading man Steven Burns in dieser Episode gar nicht vertreten ist, aber dafür erlebt der Hörer den finalen (?) Showdown zwischen Mister Bakerman und Armintore Fink. „Ah, we meet again...“

Bakerman ist Larry Newman und Joyce Kramer nach Vietnam gefolgt, wo die Geschehnisse um die Ammoniten und ihre Geheimnisse zu kulminieren drohen. Während seine beiden Mitarbeiter im Dschungel gegen eine Art Pflanzenmutation antreten müssen und über den Handel einige nicht uninteressante Zusatzinformationen von einem alten Bekannten erfahren, stößt Bakerman schon kurz nach seiner Ankunft auf die Familie Fink, allem Glauben nach die Erzfeinde der Bakermanschen Agenda. Dorgan Fink, Sohn des großen alten Widersachers, nimmt Bakerman per U-Boot mit zu seinem Vater. Wie unser glatzköpfiger Bakerman scheint auch Pappa Fink unter den Auswirkungen des Ila al Khalf zu leiden – die Wirkung der vor etwa 70 Jahren von beiden eingenommenen Wundersubstanz lässt spür- und sichtbar nach, die langlebigen Herren altern plötzlich und rapide, endlich wieder. Doch Armintore hat Pläne. Und einen Wasco. Eine Katastrophe bahnt sich an...

Fazit: „Gabriel Burns“ war nie eine Serie für Nebenher. Zwar gab es immer mal wieder Episoden, die problemlos einzeln genossen werden konnten, mit „Zauberer“ und „In das Dunkel“ aber läuft das Burnsiversum auf eine Zäsur hinaus, die den Status Quo ändern kann und wird. Zwar werden längst nicht alle offenen Fragen beantwortet (und viele der beantworteten auch nicht in ausreichender Länge und Detailfreude), doch liegt dies im Gesetz der Serie begründet. Staffel Eins (?) namens „Phase Fleisch“ verabschiedet sich mit einem Knall und belohnt die treuen, aufmerksamen Stammhörer mit einem dichten Teppich aus Querverbindungen und innerer Logik.