Gabriel Burns 16: Infektiös

Wie hieß das bei „South Park“ noch so schön? „Blame Canada!“ Tja, Gabriel Burns hätte sich vielleicht nicht aus dem heimischen Vancouver entfernen sollen. In ihrem Afrika-Zweiteiler bekleckert sich die sonst doch so zielsichere Produktion nicht gerade mit Ruhm.

von Christian Humberg

 

Wer hat an der Uhr gedreht?

Und zwar an der im Tonstudio, ging die etwa vor? Ist schon seltsam, wenn eine Folge einer Hörspielreihe, deren Episoden zumeist immer so um die 60 Minuten dauern, plötzlich nach knappen 42 Minuten endet. Richtig komisch wird es, wenn es sich dabei um Teil zwei einer Doppelfolge handelt und schon der erste kaum auf 45 Minuten kam. Und wenn dann auch noch die Handlung eher... zäh verläuft, fängt man an zu grübeln.

Aber genug der Spekulationen. Wir wollen hier niemandem etwas unterstellen, wirklich. „Gabriel Burns“ hat bisher immer begeistern können, da sei ihm ein kleiner Durchhänger vorbehaltlos verziehen. Doch anders kann man „Infektiös“ leider nicht bezeichnen.

Zur Handlung

Die Story setzt nahtlos am Cliffhanger der vorherigen Episode ein. Steven Burns und sein afrikanischer Begleiter Patrice werden von Rebellen entführt, die Lösegeld von der kanadischen Regierung erpressen wollen. Währenddessen gelingt es dem für tot gehaltenen Bakerman, unbemerkt zum Krankenhaus vorzustoßen, in welchem eine Seuche ausgebrochen ist, die der damals in Fairlane festgestellten Epidemie genau gleicht. Und tatsächlich: Alle Anzeichen sprechen dafür, dass sich die Geschichte von vor 32 Jahren hier wiederholt. Als schließlich Burns und Patrice die Flucht gelingt und sie ebenfalls eintreffen, hat „Infektiös“ tatsächlich noch eine überraschende Handlungswendung parat. Immerhin.

Die akustische Qualität bewegt sich auf gewohnt hohem Niveau. Sprecher, Musikscore (hier mitunter auch mal angenehm ausführlich zu hören), alles wunderbar. Und doch wird man ob so mancher unnötigen Szene (der komplette Rebellensubplot ist zwar fürs Lokalkolorit sicher angenehm und wertvoll, bedeutet für die Rahmenhandlung „Bakerman und Burns fahren nach Afrika“ aber Zilch) das Gefühl nicht los, dass „Ohne Bewusstsein“ und „Infektiös“ mit ein wenig inhaltlicher Straffung auch bequem auf eine CD gepasst hätten.

Vielleicht hätte ein zweiter Handlungsstrang der Produktion gut getan. So hätte man etwa das momentane Schicksal von Figuren wie Joyce Kramer oder Larry Newman (letzterer wäre aktuell sehr interessant) in einer B-Handlung schildern können. Das brächte Abwechslung und auch mehr Leben in den eher dünnen Zweiteiler. Es ist schon ein Zeichen, wenn bei „Gabriel Burns“ die Liste der Sprecher der aktuellen Episode nur eine halbe Bookletseite ausmacht...

Fazit: Weniger ist machmal... weniger. Der Zweiteiler „Ohne Bewusstsein“ und „Infektiös“ erweist sich nach Komplettgenuss beider Folgen als halbgare Angelegenheit. Besonders „Infektiös“ erscheint trotz einer sehr geringen Laufzeit von knapp 42 Minuten als sehr gestreckt und vermag das übliche Spannungsniveau der Serie nicht zu halten. Doch hat jeder einmal einen schlechten Tag, warum nicht auch diese, ansonsten voll zu empfehlende Serie. Freuen wir uns auf Folge 17.


Gabriel Burns 16: Infektiös
Volker Sassenberg, Raimon Weber
Universal 2005
ISBN: 3-89945-988-1
1 CD, 42 min., deutsch
Preis: EUR 6,99

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