Zuckerbrot und Peitsche

Okay, bevor jetzt falsche Hoffnungen aufkommen: Natürlich ergeht sich auch diese Episode wieder eher in Andeutungen als darin, definitive Auflösungen für all die weiß Gott zahlreichen Rätsel zu liefern, welche das Burnsiversum so interessant machen, doch waren diese Andeutungen kaum jemals so konkret wie hier (und werden daher auch tunlichst nicht von mir verraten).

Nichtsdestotrotz ist dies wohl der Moment, an dem sich die Spreu der Burnsianer vom Weizen der Gelegenheitshörer trennen muss, lebt „Am Grenzgebiet“ doch klar vom roten Faden, der sich seit „Der Flüsterer“ durch diese Produktion zieht. Mit-Süchtige mögen sich erinnern, dass beim „Experiment Stille“ in einem völlig leeren Raum Tonbandaufzeichnungen gemacht werden konnten, auf denen sich drei Stimmen miteinander unterhielten, und dies in rumänisch, isländisch und vietnamesisch. Als Mister Bakerman nun von einer Spur erfährt, die nach Rumänien führt, setzt er Burns und Kramer darauf an.

In Bukarest angekommen, stoßen unsere Helden schnell auf eine schon fast legendäre Geschichte über eine verlassene Militärbasis weit draußen im Niemandsland, auf der vor Jahren seltsame Erscheinungen gesehen worden sein sollen. Nelaru, so der Name der Militärbasis, gilt seither als Sperrgebiet und wird nicht einmal mehr auf Landkarten verzeichnet. Klar, dass Bakermans Team da neugierig wird. Doch als dann ihr Informant Angelescu, der einzige nachweisliche Zeitzeuge der Erscheinungen von damals, tot aufgefunden wird – im wahrsten Sinne des Wortes elektrisierend ans Bett gefesselt –, ist schnell klar, dass Kramer und Burns nicht gerade dabei sind, sich neue Freunde zu machen.

Die Sache mit dem Subplot

Man sollte meinen, die Nelaru-Plotte würde für eine Episode genügen, doch mitnichten. Stammautor Raimon Weber dreht die ohnehin beachtliche Spannungskurve noch weiter auf und lässt Larry Newman im heimischen Vancouver zeitgleich und völlig unerwartet auf den Verbleib des Ila al Khalf stoßen, jenes sagenumwobenen Elixirs, dass der junge Bakerman vor Jahrzehnten in der Wüste trank und dass ihn seitdem nicht altern ließ. (Wer das nochmal nachhören möchte, sei auf Episode 7 „Die Fänge des Windes“ verwiesen).

Ohne Bakermans Wissen trifft sich Newman mit einem geheimen Informanten und muss erfahren, dass die Fronten in ihrem undurchschaubaren Kampf gerade noch verworrener geworden sind, melden doch gleich drei Parteien nachdrückliches Interesse an dem Zaubertrank an – und sind bereit, die unvorstellbarsten Mittel einzusetzen, um an ihr Ziel zu gelangen. Ich sage nur Luther Niles...

Qualität erstklassig, was sonst?

Kann Universal bitte mal einen absoluten Rohrkrepierer produzieren? Dann muss ich mich nicht jedes Mal wiederholen, wenn ich von der sehr guten Qualität dieser Hörspiele berichte. Sprecher, Geräusch- sowie Musikkulisse bewegen sich wieder einmal auf sehr hohem Niveau. Es gefällt besonders, den Stamm-Nebendarsteller Helmut Krauss mal wieder länger genießen zu dürfen. Sein Rumäne Gacek kommt ausgesprochen schnoddrig, gleichzeitig aber auch sehr vertrauenserweckend rüber – Hut ab vor diesem nuancierten Sprecher.

Fazit: Dies ist keine Burns-Folge für Nur-mal-so-Hörer. Zu viele rote Fäden aus vorangegangenen Abenteuern werden aufgegriffen (und endlich mal ein gutes Stück fortgeführt), als dass Besucher der actionreichen Handlung von „Am Grenzgebiet“ lange folgen könnten. Selbst mir fiel es mitunter schwer. Das soll aber kein wirklicher Kritikpunkt sein, weiß Burns 9 doch gerade durch diese Intertextualität sehr zu begeistern. Fans werden diese Geschichte gleich mehrmals hören wollen! Und Neuzugänge können ja jederzeit bei Folge eins anfangen.