Indiana Jones IV

Steven ist schwer verletzt. Der dramatische Showdown der Abenteuer im Mountain Whistler (siehe Episode 6 „Die Totenmaschine“) hat ihm ernsthaft zugesetzt. Doch anstatt nun die Füße hochzulegen und auf Heilung zu warten, drängt er darauf, zu erfahren, was es mit dem Foto auf sich hat. Und tatsächlich, diesmal gewährt ihm – und somit auch uns Hörern – Bakerman einen kleinen aber entscheidenden Einblick in sein bewegtes Leben. Er beginnt, zu erzählen...

Schnitt, Szenenwechsel. Wir befinden und im tiefsten Afrika und schreiben das Jahr 1936. Nach dem Tod eines Bekannten wird Mister Bakerman mehr oder weniger gezwungen, an dessen Stelle an einer archäologischen Expedition teilzunehmen, deren Ausgang sein Leben für immer verändern wird. Die Suche nach dem Ila al Khalf, einer legendären Art von Zaubertrank mit unbekannter Wirkung, bedeutet für den bis dahin eher dem sinnlosen Müßiggang verschriebenen Bakerman den Anfang einer ganz neuen Existenz.

In einer langen Wagenkarawane macht man sich aus der Hafenstadt Bengasi auf ins Landesinnere. Kämpfe mit Rebellen und eine geheimnisvolle Unbekannte machen die Reise selbst schon zum Abenteuer, noch bevor man den vermuteten Fundort des Trankes erreicht. Und dort angekommen geht der Spaß erst richtig los.

Ein Spin-Off gefällig?

Spin-Offs nennt man Ableitungen aus bereits etablierten Serien, die ihre ganz eigenen Wege gehen. Aus „Buffy“ entstand „Angel“, aus „Maddrax“ entstand „Mission Mars“ – und aus „Gabriel Burns“ könnte, das vorliegende Hörspiel als Maßstab genommen, eine exzellente Serie über die Vorgeschichte Bakermans erwachsen, so die Produzenten dies denn wollten.

„Die Fänge des Windes“ liefert zumindest neben Mysterien und Querverweisen auf in der Hörspiel-Jetztzeit kommende Ereignisse eine ganz eigene, von der eigentlichen Serie angenehm losgelöste Atmosphäre. Dies liegt, neben der ganz offensichtlich reihenunüblichen Geschichte (neben Bakerman tauchen die üblichen Hauptfiguren nur in einer wenige Minuten dauernden Rahmenhandlung auf), vor allem an der wunderbar stimmigen Musik von Matthias Günthert, Manuel Rösler und Serien-Mastermind Volker Sassenberg, die zum perfekten Kopfkino-Erlebnis auch noch den Hauch John-Williamsscher Wüstenepen-Scores liefert. Traumhaft.

Zudem wird die Exponiertheit dieser einen „Burns“-Folge noch dadurch unterstrichen, dass sich der reguläre Erzähler Jürgen Kluckert hier zurücknimmt und die gesamte Afrika-Rückblende, die immerhin nahezu die komplette Laufzeit der CD für sich beansprucht, von Gastsprecher und Synchronlegende Thomas Dannenberg berichtet wird.

Spin-Off gefällig? Ja, bitte!

Fazit: Oooh jeh. Ich bin ja sowas von angefixt. Im Ernst, eine neue „Gabriel Burns“-Folge entwickelt sich immer mehr zum dauerhaften Highlight. Was nur beweist, dass die Serienhandlung bei kontinuierlichem und chronologischem Genuss der einzelnen Folgen rockt wie Sau. Wie man so sagt. „Die Fänge des Windes“ ist exzellent produziert und bietet in ihrer knappen Stunde Dauer ein komplettes Wüstenepos – mit orchestralem Score, unheimlichen Sandsturmwänden und verwunschenen archäologischen Fundstellen, die einem Professor Jones zur Ehre gereicht hätten. Dieses Abenteuer ist eher „Die Mumie 3“, eher „Indiana Jones 4“ als ein regulärer Ausflug ins lieb gewonnene Burnsiversum. Und dabei absolut gelungen.