Gabriel Burns 02: Die Brut

Über die Beliebtheit von Hörspielserien braucht wohl kein Wort mehr verloren zu werden. So ist der aktuell grassierende (und sehr zu begrüßende) Trend zum Audio Book nicht zuletzt ein Resultat aus den so genannten „Kassettenkindern“, also der mit Hörspielen aufgewachsenen Generation derer, die in den 1970ern und frühen 1980ern geboren wurden und ihr altes Hobby Hörspiel einfach ins Erwachsenenalter hinübergerettet haben. Es ist auch kein Geheimnis, dass der absolute Klassiker dieser „Generation Ton“, nämlich die Hörspielreihe „Die drei ???“, heute von weitaus mehr Erwachsenen als von Kindern gekauft wird, die Zielgruppe also mitgealtert ist. Mit „Gabriel Burns“ heißt es nun eine Serie zu entdecken, bei der sich selbst die drei cleveren Detektive aus Rocky Beach vor Angst ins Hemd machen würden...

von Christian Humberg

 

Blut, Schweiß und Tränen

Das Wichtigste gleich vorneweg: Diese Hörspiele machen enormen Spaß. Inhaltlich durchaus jugendgerecht gestaltet, verstehen es die Abenteuer um den Gelegenheitsschriftsteller und -taxifahrer Steven Burns und seinen unfreiwilligen Nebenjob als Geisterjäger problemlos, auch erwachsene Ohren zu begeistern. Gründe gibt es dafür einige.

Punkt eins: Die Sprecher. Durchweg hochkarätig mit bekannten Synchronstimmen aus Film und Fernsehen, talentierten (Noch-)Unbekannten und namhaften Gaststars (etwa Smudo von den Fantas oder GZSZ-Fiesling Wolfgang Bahro) besetzt, weht bei „Gabriel Burns“ ein Hauch von Hollywood durch die heimischen vier Wände. Wenn etwa Stevens mysteriöser Auftraggeber Mr. Bakerman auftritt, gesprochen vom allseits beliebten Ernst Meincke, fällt es schwer, sich nicht dessen TV-Alter-Ego Patrick Stewart vorzustellen. Und Burns selbst klingt für geschulte Couch Potatoes doch verdächtig nach Pa Kent, dem Dressman unter den Landwirten, diesem irdischen Ziehvater eines außeridischen Supermannes, der in einem kleinen Ort namens (nomen est omen) „Smallville“ lebt.

Punkt zwei: Die Atmosphäre. Mag die Handlung der jeweiligen Episode auch mal etwas Banane erscheinen, dieser schlichtweg wundervoll melancholische Soundtrack hilft dem Zuhörer mühelos über etwaige dramaturgische Stolpersteine hinweg. Besonders das Leitmotiv ist zum Dahinschmelzen. Zudem wird das Intro von Hans Paetsch gesprochen, der seinerzeit schon die Europa-Hörspielplatten unserer Kindertage als Erzähler veredelt hat. Nostalgie pur!

Punkt drei: Die Handlung. Bevor man mich ob des eben gesagten missversteht – verstecken müssen sich die von Raimon Weber geschriebenen „Gabriel Burns“-Geschichten ganz und gar nicht. Jede der etwa einstündigen Episoden ist in sich abgeschlossen, ein durchgehender roter Handlungsfaden sorgt aber für genügend inneren Zusammenhalt und Neugierde beim Hörer, dass man gleich die nächste Folge einlegen möchte. Und die nächste, und die nächste. Dabei macht „Gabriel Burns“ auch vor, nunja, deftigeren Szenen keinen Halt: Wenn hier jemand blutet, dann blutet er. Wenn jemand stirbt, geschieht auch dies nicht unbedingt immer auf harmlose Weise. „Gabriel Burns“ ist eine Horrorserie und schämt sich dafür keineswegs. Gut so.

Und worum geht’s jetzt eigentlich?

In Episode 2 „Die Brut“ verschlägt es Steven Burns nach Vancouver Island, wo ein kindlicher Poltergeist die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt, insbesondere die Familie Garner. Schnell erkennt der skeptische Burns, dass dieser Spuk zwar durchaus real sein könnte, seine Intentionen aber alles andere als auf der Hand liegen. Und was hat der „Kindmann“ Chuck, die missgestaltete Version des hiesigen Dorftrottels, zu verbergen? Zusammen mit der Wissenschaftlerin Dr. Phillips untersucht Steven das Phänomen und bringt sich und seine Begleiter dabei in tödliche Gefahr.

Fazit: Auch wenn der Inhalt aus Spannungsgründen hier nur kurz umrissen werden kann: „Die Brut“ ist ein sehr stimmiges, auch atmosphärisch überzeugendes Gruselhörspiel, für dessen Genuss man den Rest der Serie nicht kennen muss. Wer sich aber bereits den Vorläufer „Der Flüsterer“ zu Gemüte geführt hat, wird hier einige offene Fragen beantwortet sowie viele neue gestellt bekommen. Suchtgefahr garantiert!


Gabriel Burns 02: Die Brut
Volker Sassenberg, Raimon Weber
Universal 2004
ISBN: B0000E33I3
1 CD, 58 min., deutsch
Preis: EUR 6,99

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