Frank Frazettas Death Dealer – Schatten von Mirahan

Das Gemälde „Death Dealer“ wurde 1973 von „Conan“-Zeichenlegende Frank Frazetta zu Papier gebracht. Es folgten fünf weitere Bilder des düsteren, schattenhaften behelmten Kriegers, welche mittlerweile zu den Ikonen der modernen Fantasy-Illustration gehören. Zweifellos haben seit ihrer Entstehung alle Bilder einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der modernen Fantasy, vor allem aber auf das spätere „Sword & Sorcery“-Genre ausgeübt. Doch bietet das genügend Stoff für einen eigenen Comic?

von Dominik Cenia

 

Im Prinzip hat Frank Frazetta seinem „Death Dealer“ niemals eine wirkliche Persönlichkeit oder gar Hintergrundgeschichte verpasst. Frazetta ist Maler, nicht Autor. Die Figur vermag also sowohl einen wilden Barbarenkrieger als auch die reine Verkörperung des Todes auf dem Schlachtfeld darstellen. Eine Art Verhängnis oder gar ein drohender Schatten, welcher auf jeder Art von Verkörperung eines Fantasy-Kriegers liegen mag.

Nun haben die Autoren Nat Jones, Jay Fotos und Joschua Ortega versucht, dem ganzen Konzept eine Art Geschichte aufzusetzen. Oder besser gesagt: eine eigene Comic-Interpretation aus der mittlerweile doch recht betagten Vorlage zu entwerfen. Denn eines ist sicher: So sehr die Figur des „Death Dealers“ auch Kult sein mag, genauso angestaubt ist sie mittlerweile auch. Während Robert E. Howards „Conan“ durch eine Vielzahl von Geschichten, zwei Kinofilmen und zahlreichen Comic- und Spieleadaptionen immer wieder neu erfunden wird, bietet der „Death Dealer“ gerade mal sechs Gemälde und eine Reihe von Merchandise-Produkten wie Büsten, Statuen oder Helme.

Autor und Zeichner Nat Jones ist mir noch ein Begiff aus der genialen „Spawn – The Dark Age“-Serie, in welcher er im späteren Verlauf federführend war. Seine Zeichnungen haben sich in mein Hirn eingebrannt und verfehlen auch beim „Death Dealer“ nicht ihre Wirkung. Wenn ein Zeichner Frank Frazettas Stil würdig ist, dann er. Wobei man zugeben muss, dass sich eine gewisse Ähnlichkeit zum mittelalterlichen „Spawn“ aus der damaligen Comic-Serie nicht ganz verneinen lässt. Ebenfalls als Autor und für die Farben zuständig ist Jay Fotos, der mit einer Mischung aus schwarzen und vorherrschend gedeckten Grau-, Braun- und Blautönen genau dich richtige Stimmung einfängt. Möglicherweise mag die gesamte Farbkomposition dadurch dem ein oder anderen Leser zu eintönig oder gar zu einfarbig erscheinen. Bei mir hat es jedoch voll eingeschlagen. Das hochwertige Papier, die gute Druckqualität und die satten Farben der Panini-Ausgaben sorgen für das Übrige. Hier stimmt die Qualität einfach voll und ganz.

Doch kommen wir zur eigentlichen Story des Comics. Diese vermag leider nicht sonderlich zu überzeugen. Die Geschichte um eine düstere, mittelalterliche Welt, die Auferstehung eines finsteren Gottes, welche an keiner Stelle so wirklich erklärt wird, und das Auftauchen des „Death Dealers“ als ein Racheengel der Natur oder Inkarnation eines Versprechens, vermochte mich nur wenig begeistern. Unfreiwillig musste ich bei der Entstehungsgeschichte des „Death Dealers“ ein wenig an Tim Burtons „Sleepy Hollow“ und den kopflosen Reiter denken.

Auch was diverse Nebencharaktere angeht, fehlt es dem Comic irgendwie an Tiefgang. Die ganze Handlung erscheint zu geradlinig und viel zu einfach. Die Interpretation über die Entstehung des „Death Dealers“ wirkt zu simpel und zu einfach gestrickt. Hier wurde viel zu viel Potenzial verschenkt, um aus einem geheimnisvollen Charakter eine vielschichtige und für weitere Interpretationen offene Figur zu machen. Schade!

Die ganze Geschichte umfasst auch nur gut 2/3 des Bandes. Was folgt sich Covergalerien, Abbildungen von Frazettas Original-Gemälden mit anschließender Kurzbiographie des Künstlers, zahlreiche Skizzen und Entwürfe sowie ein kurzer Einblick in den Entstehungsprozess des Comics. Alles durchaus interessant und schön anzusehen, aber in anbetracht der eher dürftigen Comic-Handlung, einer viel zu kurzen Geschichte und einem zu abruptem Ende dann doch irgendwie unbefriedigend.

Fazit: Es fällt mir diesmal schwer, an dieser Stelle ein wirklich aussagekräftiges Urteil abzugeben. Auf der einen Seite empfinde ich die Zusammenarbeit von Nat Jones und Jay Fotos als überaus gelungen. Auf der anderen Seite ist die einfallslose Handlung eine ziemliche Enttäuschung. Was bleibt ist in erster Linie ein schönes Werk fürs Auge zum Blättern und Staunen. Zum Vertieften und vielleicht sogar mehrfachen Lesen taugt der Band aber bei Weitem nicht. Inwieweit einem da der Preis von knapp 20,00 Euro nicht zu viel ist, sollte jeder bei einem kurzen Testblick in den Band lieber selbst entscheiden.


Frank Frazettas Death Dealer – Schatten von Mirahan
Comic
Nat Jones, Jay Fotos, Joschua Ortega
Image Comics / Panini Comics 2009
ISBN: 987-3-86607-741-6
Ca. 212 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 19,95

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