Farscape Bd. 2 – Die Seuche

1999 kam ein schräges Ding auf den TV-Markt: „Farscape“, eine australische SF-Serie, die sich neben sperrigen Charakteren und skurrilen Plot-Ideen vor allem durch die unverwechselbare, durch den Jim Henson’s Creature Shop realisierte Optik der Aliens auszeichnete. Vier Staffeln war Astronaut John Crichton und seinen Freunden am anderen Ende der Galaxis gegönnt, danach folgte noch die Mini-Serie „Peacekeeper Wars“, um Fäden abzuschließen. Dann wurde es ruhig. 2008 übernahm der Comic-Verlag BOOM! Studios das Szepter und führte die „Farscape“-Geschichte offiziell weiter. In Deutschland sind bislang zwei der Comics bei Panini erschienen.

von Kurt Wagner

 

 

Wir befinden uns einige Zeit nach „Peacekeeper Wars“. John Crichton, der Astronaut von der Erde, den es zu Beginn von „Farscape“ durch ein Wurmloch an ferne Gestade geschleudert hatte, reist mit seiner Frau Aeryn, ihrem kleinen Sohn Deke und der verbliebenen Bande von Außenseitern – namentlich der Diebin Chiana, dem jungen Luxaner-Krieger Jothee – Sohn des verstorbenen Ka D’Argo – der greisen Noranti und dem krakenartigen Pilot auf ihrem lebendigen Leviathan-Raumschiff Moya durchs All. Die Stimmung an Bord ist etwas angespannt. John und Aeryn sind sich nicht sicher, ob ihr Sohn nach irdischen oder der eher militaristischen Peacekeeper-Traditionen aufgezogen werden soll und Chiana liegt mit Jothee regelmäßig im Clinch, weil der Schatten seines Vaters, mit dem Chiana einst zusammen war, noch über ihnen hängt.

Diese Lage wird noch verschlimmert, als die Crew von Moya auf einem Kommerzplanet landet, auf dem plötzlich das reine Chaos ausbricht. Fremde beginnen ohne Grund zu streiten, Freunde wenden sich gegen Freunde, überall liegt Gewalt in der Luft. Grund dafür ist eine Seuche, die auch auf Moya eingeschleppt wird. Nun gilt es, herauszufinden, was man dagegen tun kann und woher die mysteriöse Krankheit kommt, die sich überall im Quadranten ausbreitet. Klingt so schon knifflig genug, doch richtig spaßig wird es, als an Bord jeder plötzlich auf Mordgedanken kommt …

Man merkt dem Comic an, dass hier Serienschöpfer Rockne S. O’Bannon seine Finger mit im Spiel hatte. Das Universum und die Charaktere fühlen sich sehr echt an, die Stimmung wird von Autor Keith R.A. DeCandido (der u.a. für seine zahlreichen „Star Trek“-Romane bekannt ist) sehr gut rübergebracht. Genau wie die Serie ist auch die Bildergeschichte skurril und hemmungslos erzählt. Die Figuren lieben und schlagen sich. Und die Auflösung am Ende ist grenzwertig abstrus. In manchen Serien würde mich dieser letzte Punkt womöglich stören. Zu „Farscape“ passte es.

Schön auch für Fans der Serie, dass diverse bekannte Gesichter kleine Auftritte haben. Das „Farscape“-Universum scheint recht klein, ja geradezu familiär. Ständig stößt man auf Freunde und Feinde von früher. Und auch die Dinge an Bord bleiben in Bewegung. Mal geht ein Mitglied der Crew, dann kommt ein anderes dazu oder wieder. So erweckt die Comic-Reihe (und auch dieser Band) wirklich den Eindruck, die offizielle Geschichte fortzuerzählen, als einfach nur willkürliche Abenteuer zu schildern.

Die Zeichnungen von Illustrator Will Sliney sind in einem schlichten, klaren Stil gehalten. An und für sich ist das nicht schlecht. Leider werden die Figuren häufig nicht sehr gut getroffen. Die Mimik wirkt hölzern oder die Figur ist kaum zu erkennen (natürlich weiß man, wer in der Szene zu sehen ist, aber nur, weil man den Kontext kennt, nicht weil die Schauspieler, welche die Figuren in der Serie verkörpert haben, gelungen abgebildet worden wären). Positive Überraschungen gibt es natürlich durchaus, und auch die Kolorierung macht einige Defizite wett. Letzten Endes punktet der Comic jedoch deutlich mehr mit seiner Geschichte, als mit seiner Optik. Vor allem punktet er vermutlich durch den Umstand, dass neue „Farscape“-Abenteuer extrem rar sind und man als Fan für jeden Ausflug ins „Farscape“-Universum dankbar ist.

Am Ende des Sammelbandes findet sich noch eine Covergalerie.

Fazit: Für alle, die „Farscape“ im Fernsehen mochten, sind die neuen Abenteuer von John, Aeryn, Chiana und Co natürlich ein kleiner Leckerbissen. Mag der Comic optisch kein Meisterwerk sein, so stimmt doch zumindest die Atmosphäre. Das Universum, die Figuren und die schrägen Geschehnisse sind genau so, wie man sie kennt. Schade, dass es nach Band 2 in Deutschland bisher nicht weitergegangen ist. (Auf Englisch liegen diverse Folgebände vor, die allerdings mitunter schwer zu bekommen sind.)

Farscape Bd. 2 – Die Seuche
Comic
Rockne S. O’Bannon, Keith R.A. DeCandido, Will Sliney
Panini Comics 2011
ISBN: 978-3862010691
112 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

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