Einsamer Wolf 4: Die Schlucht des Schicksals

Die Goldlieferung aus Ruanon ist schon über einen Monat fällig. Der Kontakt zur Provinz ist abgebrochen. Der 100-köpfige Reitertrupp, der gesandt wurde, um die Vorfälle aufzuklären, ist verschollen. Kurzum: Es ist ein Fall für den besten Mann seiner Majestät: den Einsamen Wolf!

von Morgath

 

Hauptabenteuer: Die Schlucht des Schicksals

Ruanon ist eine an Gold und Edelsteinen reiche Provinz im Süden von Sommerlund. Die monatlichen Transporte in die Hauptstadt Holmgard sind eine wichtige Einnahmequelle für das Königsreich. Die Transporte müssen dabei die Straße der Räuber passieren. Das ist eine etwa 100 Meilen lange Strecke, die im Westen durch das Schroffsteingebirge und im Osten durch die Ödländer begrenzt wird. Von den Bergen ist mit Überfällen durch Giaks, von den Ödländern durch Banditenstämme zu rechnen. Trotzdem erfolgten die Transporte in den letzten Jahren regelmäßig. Das Ausbleiben deutet auf eine ernst zu nehmende Störung hin. Zunächst schickt der König eine Kavalleriekolonne unter der Führung von Hauptmann D’Val in den Süden, um die Vorfälle aufzuklären. Doch die Kolonne verschwindet spurlos. Was 100 Mann nicht können, soll nun der Einsame Wolf erledigen. Zugegeben, er bekommt zunächst 50 Ranger an seine Seite gestellt, aber diese gehen im Laufe des Abenteuers alle verloren. Erst als der Einsame Wolf allein ist, kann er zur Höchstform auflaufen. Denn nicht nur Schiller, sondern auch der Autor Joe Dever wussten: „Der Starke ist am mächtigsten allein!“.

Auf seiner Reise in den Süden trifft der Einsame Wolf schon bald auf überraschend gut organisierte Räuber, die seine Truppe aufreiben und ihn zwingen, sein Ziel fern der Hauptstraße über verlassene Wildnispfade zu suchen, was sich als gefährlicher Spießrutenlauf herausstellt. Als er dann endlich Ruanon erreicht, muss er feststellen, dass die Stadt belagert wird und der Ansturm kurz bevor steht. Doch auch als die große Schlacht geschlagen ist, ist die Arbeit noch nicht getan. Der Anführer der Räuber plant ein Ritual mittels dessen er eine Armee der Toten zum Leben erwecken möchte. Die Konsequenzen währen verheerend für Sommerlund. Wie gut, dass der Einsame Wolf noch etwas Zeit erübrigen kann ...

Statt vieler Worte: Das Abenteuer ist einfach nur klasse! Es hat eine gute Handlung, abwechslungsreiche Begegnungen und spannende Kämpfe. Es macht Riesenspaß, es zu spielen!

Erwähnen möchte ich noch, dass es sich deutlich bemerkbar macht, ob man die Vorgängerabenteuer gespielt hat oder nicht. Wer den zweiten Band gespielt hat, wird das übermächtige Sommerschwert (KAMPFSTÄRKE +8) haben und sich mühelos durch die Gegner metzeln. Wer diese Waffe nicht hat, tut sich ungleich schwerer. Ich wage gar zu behaupten, wer seinen Charakter nicht auf KAMPKRAFT trimmt (oder manipuliert), wird diesen Abenteuer wohl nicht überleben.

Vergleich alt-neu

Das Hauptabenteuer wurde lediglich neu übersetzt, ansonsten hat sich nicht viel verändert. An sich ist daran nichts auszusetzen, da das ursprüngliche Abenteuer bereits gut war, allerdings gibt es drei Punkte auf die ich eingehen möchte:

1. Bereits im alten Abenteuer gab es eine Stelle, die mir missfiel und die mir, da sie nicht geändert wurde, auch heute noch missfällt. In Abschnitt 235 werden dem Leser zwei vernünftige Handlungsmöglichkeiten vorgeschlagen (etwa: gehe nach links oder rechts). Eine der Möglichkeiten führt in den Tod. Die Möglichkeit, sich falsch zu entscheiden, ist hoch, ich würde sagen 50%. Ärgerlich dabei ist, dass man keine Chance zu erkennen hat, welche Entscheidung die richtige ist. Ebensowenig kann man erahnen, welche Entscheidung die falsche ist.

2. Abschnitt 225 beinhaltet ein Problem, das ich bereits früher kritisiert habe. Man muss würfeln und hat dabei eine 10%-Chance zu sterben. Da fast jedes Buch eine solche Stelle beinhaltet, spricht die Wahrscheinlichkeit dagegen, dass es einem Leser gelingen sollte, alle Abenteuer mit einem Charakter durchzuspielen. Eine andere Lösung würde ich da vorziehen: Beispielsweise, dass man 10 AUSDAUERPUNKTE verliert, was weh tut, aber nicht zwangsläufig zum Tod führen würde.

3. Leider wurde bei der Überarbeitung vergessen, den Einsamen Wolf zu Beginn des Abenteuers auszurüsten. Das heißt er hat nur eine Waffe, Geld und einen Rucksack. Sonst hat er – sofern er nicht schon andere Bücher vorher gespielt hat – nichts. Nicht einmal Proviant, was folglich zum Verlust von AUSDAUERPUNKTEN führen wird.

Bonusabenteuer: Roanon

Im Bonusabenteuer schlüpft der Leser in die Rolle von Hauptmann D’Val. Er wurde vor dem Einsamen Wolf mit 100 Soldaten nach Ruanon geschickt, um die Vorfälle aufzuklären. Auch dieses Abenteuer weiß zu gefallen, da es zahlreiche Bezüge zum Hauptabenteuer hat. Ich fand vor allem die Szenen interessant, die man bereits aus anderer Sicht mit dem Einsamen Wolf erlebt hatte.

Fazit: „Schlucht des Schicksals“ ist eine tolles Fantasy-Spielbuch, das allen ans Herz gelegt werden kann. Es handelt sich um eine Einzelmission, die problemlos losgelöst von den anderen Büchern gespielt werden kann – mehr Spaß bereitet es aber natürlich, wenn man die Bücher der Reihe nach spielt.


Einsamer Wolf 4: Die Schlucht des Schicksals
Abenteuer-Spielbuch
Joe Dever
Mantikore Verlag 2010
ISBN: 978-3-9812812-3-1
362 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 14,95

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