DSA 102: Die Rote Bache

Beolf und Sidra – in der Zwischenzeit verheiratet – haben ihre im „DSA“-Roman „Hohenhag“ erzählte Gefangenschaft bei den Orks überstanden. Als Wehrsasse leitet Beolf den Wiederaufbau Hohenhags. Doch schon bald zieht eine neue Bedrohung für den Norden Andergasts auf. Die ehrgeizige Goblinschamanin Naaba Narga verfolgt ein großes Ziel und dazu benötigt sie die Rote Bache. Und schon muss Beolf sein nächstes Abenteuer bestehen ...

von Chris Sesterhenn

 

Trockene Fakten – die äußeren Werte:

Das Taschenbuch „Die Rote Bache“ umfasst knapp über 340 Seiten, verteilt auf 15 Kapitel, mit überschaubarem Glossar, ohne Übersichtskarte der Umgebung (auf der vorhandenen Aventurienkarte lässt sich gerade eben noch Andergast ausmachen) und ohne Kurzporträt von Dietmar Preuß. Selbstverständlich darf eine Übersicht weiterer FanPro-Romane am Ende des Buches nicht fehlen. Das Titelbild versucht einen Bezug zur Geschichte herzustellen. Es könnte durchaus eine Szene aus der Geschichte zeigen, bleibt aber doch deutlich hinter meinen Erwartungen zurück. Aber wie so oft lässt sich über Geschmack gut streiten.

Um was geht es überhaupt? – zum Inhalt:

Dietmar Preuß erzählt in „Die Rote Bache“ eine weitere Geschichte um Beolf und Sidra. Die beiden Akteure waren schon die zentralen Gestalten im Vorgängerroman „Hohenhag“, wobei der Leser dessen Inhalt nicht zwingend kennen muss. Diesmal geht die Gefahr von der Goblinschamanin Naana Narga aus. Diese trachtet danach, die Goblinstämme des Steineichenwaldes zu vereinen und ein eigenes Goblinreich zu gründen. Doch dafür braucht sie die Macht der Roten Bache. Da die Übergriffe durch die Goblins weiter zunehmen, wird Beolf gebeten, Nachforschungen über die Ziele der Goblins anzustellen. Er ist nur zu gerne bereit, da er dabei auch gleich nach seiner Frau Sidra suchen kann, welche alleine in den Wäldern unterwegs ist. Im Verlauf seiner Reise trifft Beolf auf eine Schankmagd, deren verschütteten Erinnerungen langsam zurückkehren und die ihm bei seinen Bestrebungen weiterhelfen können. Doch was hat es mit der Roten Bache auf sich und wer ist der Verräter auf der Burg des Freiherrn, welcher sich mit den Goblins verbündet hat?

Zuckerbrot und Peitsche – Pro und Contra:

Ich war auf den nächsten „DSA“-Roman von Dietmar Preuß gespannt und hatte so meine Erwartungen. Die Beschreibungen sind wieder sehr stimmig und die Fantasie anregend. So vermag es Dietmar Preuß auch in „Die Rote Bache“ immer wieder, für mich das besondere Flair Aventuriens zu erwecken. Doch auch wenn die Handlung diesmal eine deutlich geringere Zeitspanne umfasst, so hätten die Hauptdarsteller der Geschichte etwas mehr Tiefe und vor allem mehr Entwicklung ihrer Charakterzüge vertragen können. Hinzu kommt, dass Dietmar Preuß für meinen Geschmack mehr Gewicht auf die Beschreibung der fremden Kulturen (diesmal die der Goblins) hätte legen können. Die Ansätze sind zwar vorhanden, aber die sich bietende Chance wurde einfach nicht ausreichend ausgeschöpft. Sehr angenehm sind die verschiedenen Teilhandlungen, welche aus der Perspektive der jeweiligen Handelnden erzählt werden. Dies sorgt für eine angenehme Abwechslung und die Überschneidungen in den Erzählungen fallen erfreulich gering aus.

Obwohl Dietmar Preuß mit seinem Erzähl- und somit auch Schreibstil wieder meinem Geschmack sehr entgegen kommt, war ich von dem Spannungsbogen in „Die Rote Bache“ etwas enttäuscht. Beim Lesen kommt zwar keine echte Langeweile auf, aber die sehr wenigen Überraschungen innerhalb des Handlungsverlaufs können die Vorhersehbarkeiten nicht ausgleichen. Teilweise wurde mir es etwas zu viel, wie Dietmar Preuß es mit der Vorbereitung eines „überraschenden“ Handlungswechsels übertrieben hat. Der bekannte Wink mit dem Zaunpfahl erfolgte an solchen Stellen eher mit dem ganzen Zaun.

Zwar hielten sich die kleineren Fehler in „Die Rote Bache“ in erfreulichen Grenzen, aber ganz ohne kommt auch dieser Roman nicht aus. Fast gefreut habe ich mich über das Wiedersehen mit dem Begriff Etmal, da ich mich an seine Bedeutung sogar erinnern konnte. Nach einer kurzen Recherche konnte ich auch mit den erwähnten Gumpen etwas anfangen. Sehr amüsant fand ich einen eher unbedeutenden Fehler: anstatt Wehrgeld wird das Wergeld des Lehnsherren überbracht.

Für wen lohnt es sich? – meine Einschätzung:

Im Vergleich zu „Hohenhag“ ist Dietmar Preuß mit „Die Rote Bache“ keine wirkliche Steigerung gelungen. Dennoch erhalten „DSA“-Fans auch mit „Die Rote Bache“ ein solides Werk. Zwar gibt es diesmal wieder einige Verbesserungsmöglichkeiten, aber insbesondere der Erzählstil kann das positive Gesamtbild wahren. Wer Gefallen an „Hohenhag“ hatte, sollte durchaus einen Blick auf „Die Rote Bache“ werfen. Für „DSA“-Fremde hingegen dürfte – wie in zahlreichen anderen Romanen auch – der Inhalt zu spezifisch sein.

Fazit: Mit „Die Rote Bache“ präsentiert Fantasy Productions einen weiteren „DSA“-Roman von Dietmar Preuß, welchen ich nur im Mittelfeld meiner eigenen Hitliste ansiedle. Wie bereits bei dem Vorgängerroman wäre mit einigen Verbesserungen eine deutlich bessere Bewertung möglich. Dies gibt weiterhin Hoffnung für zukünftige Veröffentlichungen von Dietmar Preuß.

Mit freundlicher Unterstützung von Fantasy Productions GmbH, www.fanpro.com und www.f-shop.de.


Die Rote Bache (DSA-Roman Nr. 102)
Rollenspiel-Roman
Dietmar Preuß
Fantasy Productions 2008
ISBN: 978-3-89064-227-7
352 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,00

bei amazon.de bestellen