Die Sterne stehen richtig

Einst haben die Großen Alten Götter über die Erde geherrscht, doch nun sind sie in Kerkern jenseits von Zeit und Raum verbannt. Doch dann, wenn die Sterne richtig stehen, so sagt man, werden sie zurückkehren, um in Besitz zu nehmen, was ihnen früher bereits gehörte. Nun scheinen die Sterne richtig zu stehen, denn in dem gleichnamigen Kartenspiel übernehmen maximal vier Spieler die Rolle von Kultisten, die danach trachten, den Großen Alten und ihren Schergen den Weg zurück auf die Erde zu bahnen.

von Oliver Adam

Gleich auf den ersten Blick überzeugt die hervorragende Gestaltung der Kurzregeln sowie des Kartenmaterials. Die Grafiken entstammen dem französischen Zeichner Francois Launet, der bereits mit seinen Comics rund um das „Unspeakable Vault of Doom“ und seiner humoristischen Auffassung des Cthulhu-Mythos sowohl bei Kritikern als auch bei Fans große Erfolge feierte. Und so finden Cthulhu (oder bei Launet „Cthulhoo“) und seine Kumpels in wunderschöner Comic-Manier Eingang auf die Spielkarten dieses Kartenspiels. Dies bewirkt, dass man alleine von der Aufmachung her das Spiel gerne immer wieder in die Hand nimmt. Gleichzeitig führen sie auch zu der fälschlichen Erwartungshaltung, ein lustiges, einfaches Spielchen vor Augen zu haben. Stattdessen hat es „Die Sterne stehen richtig“ so richtig in sich und fordert von den Spielern eine hohe Konzentration, vorausschauende Planung sowie ein räumliches Vorstellungsvermögen.

Am Anfang des Spieles werden 25 Sternenkarten zu einem 5x5-großen Firmament auf dem Tisch ausgelegt. Diese Karten zeigen verschiedene Sternensymbole wie beispielsweise Vollmond, Sonnenfinsternis, Sterne oder Sternschnuppen und sind beidseitig bedruckt. Damit alles übersichtlich bleibt, wird mit einem kleinen Symbol angezeigt, welches Sternelement auf der Rückseite abgebildet ist. Außerdem erhält jeder der zwei bis vier Spieler verdeckt fünf Wesen-Karten, die verschiedene Wesen aus dem Cthulhu-Mythos darstellen, darunter Dagon, Byakhee, Tiefe Wesen, und auch der Große Cthulhu darf nicht fehlen. Das Ziel ist es nun, spezielle Sternenkonstellationen zu schaffen, die auf den Wesen-Karten abgebildet sind und eine Beschwörung dieses Wesens ermöglicht. Jedes Wesen hat dabei – je nachdem wie komplex dessen Beschwörung ist – einen Siegespunktewert, und wer zuerst 10 Punkte erreicht, gewinnt das Spiel.

Ein Spielzug durchläuft nun fünf mögliche Aktionen, die zumeist freiwillig sind, aber eine vorgegebene Reihenfolge haben. Als erste Aktion darf der Spieler eine Anrufung durchführen. Hierzu spielt er eine Wesen-Karte von der Hand aus, legt diese auf den Ablagestapel und kann entsprechend des abgebildeten Symbols die Position der Sterne am Firmament ändern. Insgesamt gibt es drei verschiedene Symbole: „Schieben“ erlaubt es, eine Reihe der Sternenmarken horizontal oder vertikal zu verschieben. „Tauschen“ ermöglicht es die Position zweier benachbarter Sternenkarten auszutauschen. Und mit „Umdrehen“ kann die Rückseite einer Sternenkarte aufgedeckt werden.

Als zweite Aktion können nun bereits beschworene Wesen-Karten (die also in den vorherigen Runden beschworen wurden) eine Anrufung gemäß auf der Karte gezeigter Symbole beeinflussen. Dadurch kann eine Option in eine andere umgewandelt werden, und für den Spieler eröffnen sich zahlreiche strategische Möglichkeiten. Stehen die Sterne dann richtig, kann in der dritten Phase die Beschwörung durchgeführt werden. Abschließend darf der Spieler eine Handkarte auf den Ablagestapel legen und seine Handkarten auf fünf auffüllen.

Da die Regeln sehr einfach gehalten sind, kann man sehr schnell losspielen, aber bereits nach wenigen Minuten wird klar, dass nur mit vorausschauender Planung die Sterne so bewegt werden können, um die Beschwörungen erfolgreich durchführen zu können. Dabei spielt jeder für sich und plant mit seinen Karten, der Spielablauf sieht keinen Austausch von Karten oder Verhandlungen vor. Dies führt dazu, dass überraschte Ausrufe und Beschimpfungen, wie sie in Spielen wie „Pandemie“ oder „Junta“ vorkommen, hier einer konzentrierten Stille Platz machen. In sofern eignet sich „Die Sterne stehen richtig“ weniger für eine kurze nette Runde nach ein paar Bier. Aber bei einer Spielergruppe, die bereit ist, sich in das Spiel „hineinzudenken“ und auch die erforderliche Konzentration und das räumliche Denkvermögen mitbringt, entfaltet es seine volle Wirkung.

Fazit: „Die Sterne stehen richtig“ ist ein hervorragendes und vielschichtiges strategisches Kartenspiel, das bei Spielern, die ein räumliches Vorstellungsvermögen besitzen und bereit sind, vorausschauend zu planen, seine ganze Faszination ausstrahlt. Sehr gelungen ist ebenso die grafische Umsetzung von Francois Launet. Dabei kann das Spiel nicht nur erfahrenen Cthulhu-Kennern empfohlen werden, die Thematik der Beschwörung von Göttern über Sternenkonstellationen kann nahtlos auch auf andere Welten übertragen werden.


Die Sterne stehen richtig
Kartenspiel für 2 bis 4 Spieler
Klaus Westerhoff, Francois Launet
Pegasus Spiele 2008
ISBN: 978-3-937826-83-7
80 Spielkarten, 25 Sternenmarken, Regeln
Preis: EUR 14,95

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