Die Buffy-Chroniken 2: Durchgeknallt!

Und weiter geht es mit den frühen Abenteuern von Buffy, der Protagonistin von Joss Whedons langjähriger Grusel-Soap „Buffy – Im Bann der Dämonen“. Nach ihrem Einsatz in Las Vegas wird die Jägerin von einer Identitätskrise erwischt. Superkräfte hin oder her – will man als junges Mädchen überhaupt die Verantwortung für das Schicksal der Welt auf den schmalen Schultern tragen? Eine Therapie soll diese Frage klären.

von Frank Stein

Der zweite Band der von Panini Comics neu herausgegebenen Reihe, die ältere US-Comic-Ausgaben aus dem Jahr 2003 jetzt auch auf Deutsch verfügbar macht, ist etwas dünner als sein Vorgänger. Nur 148 Seiten aus der Vergangenheit der Jägerin sind diesmal zwischen den Klappbroschurdeckeln versammelt, wobei neben der Hauptstory, welche die US-Hefte #55 bis #59 umfasst und sich dabei noch einen Schlenker zu Buffys magisch erschaffener Schwester Dawn erlaubt, noch ein Kurzabenteuer mit den zwei Vampirschurken des Buffyversums Spike und Drusilla enthalten ist.

Los geht es mit Buffys Schwester Dawn. Während im Hause Summers über Buffys zeitweiliges Verschwinden die Situation zwischen Mum und Dad eskaliert, bekommt die herzige Kleine von einem Fremden einen Teddy geschenkt. Was sie nicht weiß: Der Kuschelbär ist besessen und soll eigentlich die Jägerin ins Verderben reißen. Allerdings geht dieser Zauber gehörig nach hinten los, als das von Wünschen angetriebene Monstrum auf einmal mit den Bedürfnissen eines jungen, vernachlässigten Mädchens konfrontiert wird.

Anschließend rückt der Fokus zu Buffy, die nach ihrem Trip in die Stadt der Glücksspieler heim nach L.A. kommt und ziemlich frustriert ist. Ihre Freundinnen haben Angst vor ihr, der Kerl, den sie – vielleicht – liebte, ist abgehauen, weil er glaubte, ihr im Weg zu stehen, sie hat die Turnhalle ihrer Schule abgefackelt und außerdem beherrschen Dämonen und Untote ihr momentanes Leben. Nicht die Traumvorstellung eines Teenagers. Sie schüttet ihren Eltern ihr Herz aus, und die raten ihr zu einer Therapie in einer Klinik, die – der Titel „Durchgeknallt!“ suggeriert es bereits – an den gleichnamigen Film mit Winona Ryder von 1999 erinnert. Dort versucht Buffy, sich von ihrem Jägerinnen-Erbe zu lösen, doch natürlich kommt alles anders.

Den Abschluss bildet dann eine kurze Episode in dem langen, blutigen Leben des Vampirpärchens Spike und Drusilla, die in Bonny-und-Clyde-mäßiger Manier eine Schneise des Chaos auf der Chicagoer Weltausstellung von 1933 hinterlassen. Dabei werden sie von schattenhaften Kriegern verfolgt, die noch eine Rechnung mit ihnen offen haben, und mittendrin hockt ein leicht verrückter Wissenschaftler, der in der Anzapfung einer chaotischen Dimension (Iä!) die Energieprobleme der Zukunft gelöst zu haben glaubt.

Die Mischung des zweiten Bandes der „Buffy-Chroniken“ zeigt bereits das Potenzial zum Dilemma dieser Reihe. Im Grunde interessieren sich die Leser, vor allem, wenn sie keine beinharten Fans sind, vor allem für die Serienhelden Buffy, Willow, Xander und Co. Derweil die Kernhandlung, die Buffys Leben zwischen dem Kinofilm und der späteren TV-Serie behandelt, noch durchaus interessant ist, droht die Beteiligung des Leser rasch nachzulassen, wenn sich das Augenmerk Nebenfiguren – und dann auch noch in zeitlich völlig losgelösten Episoden – widmet. Während der kleine Dawn-Exkurs zumindest noch durch seinen augenzwinkernden Tonfall (und ein großartiges Schlussbild, das zweifellos das Highlight des ganzen Comic-Bandes darstellt) zu gefallen weiß, nimmt man die Eskapaden von William dem Blutigen – später Spike – und seiner irren Geliebten Drusilla eher desinteressiert zur Kenntnis.

Das wird auch nicht durch die Optik gebessert, die nicht mehr als Comic-Fließbandware bietet. Buffy und Giles in der Kernhandlung mögen noch gut getroffen sein, aber Spike und Drusilla erkennt selbst der Serienfreund nur dadurch, dass sie sich mit besagten Namen ansprechen. Das geht besser, wie die Comics der so genannten 8. „Buffy“-Staffel zeigen.

Fazit: Es wird spezieller. Mit dem zweiten Band der „Buffy-Chroniken“ richtet sich Panini Comics praktisch nur noch an die Fans der TV-Serie. Mit einer Geschichte um Dawn und einer weiteren um Spike und Drusilla wird der Fokus deutlich breiter angelegt, als noch in Band 1. Fans mögen das begrüßen, aber der Teilzeit-Scooby hätte sich mehr Buffy und weniger Beschäftigung mit Nebenfiguren gewünscht.


Die Buffy-Chroniken: Durchgeknallt!
Comic
Paul Lee, Christopher Golden, Scott Lobdell, Fabian Nicieza u.a.
Panini Comics 2009
ISBN: 978-3-86607-083-7
148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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