Der Wüstenplanet – Die Legende 03: Die Schlacht von Corrin

Nach „Butlers Djihad“ und „Der Kreuzzug“ kommt die Vorgeschichte zu „Der Wüstenplanet“ mit der „Schlacht um Corrin“ nun zu ihrem Ende. Noch einmal werden alle Register gezogen, und mit viel Action und Milliarden Toten wird eine neue Ära eingeläutet und damit der Grundstein für das Universum des „Wüstenplaneten“ gelegt.

von Andreas Loos

Brian Herbert und Kevin J. Anderson drehen in ihrem letzten Teil der Trilogie rund um die „Frühgeschichte“ zu „Der Wüstenplanet“ nochmals das Rad der Zeit unbarmherzig weiter. Wieder einmal stehen einschneidende Veränderungen an. Der Djihad der Menschen gegen die Denkmaschinen unter der Führung der Computers Omnius wird mit unnachgiebiger Härte von beiden Seiten geführt. Von den ursprünglichen Akteuren sind nur noch wenige übrig. Neben dem Computer Omnius und dem Roboter Erasmus sowie den Titanen Agamennon, Juno und Dante sind nur noch Vorian Atreides, Norma Genva und der ehemalige Sklave Ismael, der ein neues Leben auf Arrakis führt, am „Leben“.

Die Handlung ist, wie auch schon in den ersten beiden Bänden, sehr gradlinig gehalten, und wirklich überraschende Wendungen bleiben größtenteils aus. Die beiden Autoren sind ihrem Stil treu geblieben. Das bedeutet aber auch, dass tief in die Klischeekiste gegriffen wird. So sind die Politiker der Liga der Edlen entweder machtbesessen und durchtrieben oder borniert und unfähig. Den meisten kommen daher nur lieblose und leblose Nebenrollen zu.

Auf der anderen Seite jonglieren die Autoren mit einer Fülle von Protagonisten und führen eine ebenfalls beeindruckende Anzahl von Handlungssträngen fort, sodass für ausführliche Charakterentwicklung auch nur wenig Platz bleibt. Gleiches gilt dann auch für die Handlungsstränge, die stellenweise irgendwie unfertig und lieblos auf mich wirkten.

Ich habe mich außerdem des Öfteren dabei ertappt, die Logik der Handlung zu hinterfragen. Da vergehen Jahrzehnte des Krieges und einige hochrangige Menschen laufen zu den Denkmaschinen über und diese wissen dennoch nichts von den Faltraumschiffen, die trotz aller Risiken ein ungeheureres militärisches Potential haben?Also bitte!

Die Denkmaschinen, allen voran der Supercomputer Omnius, versucht den andauernden Krieg gegen die Djihad-Armee endgültig zu beenden. Da Omnius‘ militärisches Können sich auf der Stufe einer primitiven KI für Echtzeitstrategiespiele bewegt, benötigt er dringend externen Input, um überhaupt mit irgendwelchen halbwegs innovativen Plänen aufzuwarten. Hilfe bekommt er dabei durch ein paar abtrünnige Menschen und dem Roboter Erasmus, der hauptsächlich allerdings mit der Ausbildung seines Adoptivsohns Gilbertus Albans zum ersten Mentaten beschäftigt ist. Erasmus fühlt sich immer häufiger in der Verantwortung für das Finden von Lösungen für die Denkmaschinen, während der Übercomputer immer mehr zu einer labilen Last wird. Auf Omnius‘ Betreiben hin entwickelt Erasmus Biowaffen, welche die Menschen vernichten sollen. Gerade dieser Plan geht allerdings gründlich schief. ?

Die „Titanen“ unter ihrem Anführer Agamemnon, die einst das Imperium der Menschen durch die Kontrolle des Computernetzwerkes übernahmen und die ihre menschlichen Existenz aufgaben, um als Cymeks, menschliche Gehirne in Roboterkörpern, ewig weiterzuleben, haben sich erfolgreich gegen Omnius aufgelehnt. Im Zuge der Handlung versuchen sie erneut ein Imperium zu erobern. Nur noch drei der ersten Titanen sind übrig geblieben und diese treten nunmehr als absolut abgedrehte Sozio- und Psychopathen auf. Die Pläne, die diesen kranken Gehirnen entspringen, sind weder rational noch logisch. Das kann natürlich kein gutes Ende nehmen.

Vorian Atreides, der alte Falke, ist mittlerweile der Oberkommandierende des Djihad geworden, und er wird im Verlauf der Handlung etliche harte Entscheidungen treffen, die den Krieg gegen die Denkmaschinen zwar verkürzen werden, auf der anderen Seite werden gerade diese Siege mit ungezählten Milliarden Opfern bezahlt. Gerade seine halsstarrige Art, besonders während der eigentlichen Schlacht von Corrin, hat bei mir etliche Sympathien gekostet.

Eine besondere Rolle kommt einem Enkel von Vorians altem Freund Xavier Harkonnen zu. Abulurd Harkonnen, mein persönlicher Favorit in Bezug auf Charakterentwicklung, dient zwar in der Armee des Djihad, aber sein Vater und auch Vorian Atreides, der ihn protegiert, schirmen ihn von den Grausamkeiten und den wirklich harten Entscheidungen ab. So bewahrt sich der Gute humanitäre Ansichten, die ihn davor zurückschrecken lassen, für einen schnellen Sieg die Bevölkerung eines Planeten zu opfern. Dies führt letztlich zum Bruch mit Vorian Atreides und legt den (für mich) sehr konstruierten Grundstein für die ewig währende Feindschaft zwischen den beiden Familien.

Die Zauberinnen von Rossak hingegen werden zunehmend in eine andere Rolle gebracht als bisher. Mit einem Mal liegt der Schutz des Genetischen Erbes der Menschheit in ihrem primären Verantwortungsbereich und nicht mehr das Vernichten von Cymeks mittels psychischer Kräfte. Damit wird dann auch der Grundstein für die Bene-Gesserit-Schwesternschaft gelegt. Der neue Fokus liegt dabei auf einer Art pragmatischer Eugenik, wobei die Vorgehensweise und das Auftreten, welche besonders von der Anführerin der Zauberinnen, Ticia Genva, verkörpert wird, an Methoden aus dem dritten Reich erinnert. Die hier verkörperte, darwinistische Weltsicht erweckte in mir keine Sympathien.?

Ticias ältere Halbschwester Norma Genva versucht unterdessen die Navigation der von Ihr entworfenen Faltraumschiffe zu perfektionieren. Bisher übernehmen unzuverlässige Computer die Steuerung mit oft fatalen Folgen. Das Gewürz Melange von Arrakis verspricht eine Lösung zu sein, und auch ansonsten gewinnt das Gewürz ständig an Bedeutung. ?Aus diesem Grund sieht sich Ismael auf Arrakis mit Horden von Fremden konfrontiert, die über seine neue Heimat herfallen, um dort Melange zu ernten. Seine konservativen Sichtweisen führen zum Konflikt mit seinem Stiefsohn El'hiim, der schließlich in einem Eklat endet.

Fazit: „Die Schlacht von Corrin“ ist, wie auch schon „Butlers Djihad“ und „Der Kreuzzug“, kurzweilige Kost mit gradliniger Handlung, die Elemente von „Der Wüstenplanet“ mit der epischen Action von „Star Wars“ verquickt. Die Trilogie reicht insgesamt gesehen nicht an nicht Frank Herberts Werk heran, da die Handlung über weite Strecken einfach zu vorhersehbar ist. Insofern hinterließ das Buch bei mir keinen bleibenden Eindruck. Für Fans von „Der Wüstenplanet“ ist die Vorgeschichte, wie sie der Junior von Herbert und Kevin J. Anderson präsentieren, aber bestimmt interessant. Ein paar kurzweilige Stunden ist die Lektüre im Taschenbuchformat allemal wert. Gelegenheitsleser sollten allerdings lieber zum Original greifen.


Der Wüstenplanet – Die Legende 03: Die Schlacht von Corrin
Science-Fiction-Roman
Brian Herbert, Kevin J. Anderson
Heyne 2008
ISBN: 978-3453525030
859 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 8,95

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