von Jens Krohnen
Alle vier hier versammelten Abenteuer sind für sogenannte Meister, also sehr erfahrene Charaktere, gedacht. Die Abenteuer könnten problemlos hintereinander gespielt werden, verfügen aber über kein verbindendes Element – sieht man einmal von den titelgebenden Schatten des Dämonenfürsten ab.
Eröffnet wird der Abenteuerreigen mit dem Titel „Der letzte Zug nach Dunkelstadt“. Hier werden die Charaktere von einer Bahngesellschaft angeheuert, welche drei Züge auf der Route nach Dunkelstadt quer durch die nördliche Ödnis betreibt. Zwei Züge sind bereits verschwunden und die Charaktere werden beauftragt, den dritten und letzten Zug nach Dunkelstadt zu begleiten. Neben dem wahrlich herausfordernden Grund für das Verschwinden der anderen Züge erwarten die Charaktere natürlich auch noch Schwierigkeiten an Bord.
„Mit meinem letzten Schrei“ wiederum ist ein klassisches Spukhaus-Szenario, welches die Charaktere allerdings mit einer beinharten Herausforderung konfrontiert. Neben ein wenig investigativem Grusel gibt es also abermals für die Kämpfernaturen mehr zu tun.
Im dritten Abenteuer, „Tribut des Riesen“, müssen die Charaktere herausfinden, was hinter der Sinneswandlung eines marodierenden Riesen steckt. Denn dieser verlangt statt seiner üblichen Kost – Schafe und Bier – urplötzlich Menschenopfer von den umliegenden Dörfern. Zeit, dem riesenhaften Grobian ein paar ernsthafte Spielercharaktere auf den Hals zu hetzen.
Abgeschlossen wird der Band mit dem titelgebenden „Der Mann, der auf Urd fiel“. Als eines nachts ein blauer Riese vom Himmel fällt, kann sich niemand in dem verschlafenen Dorf, in dessen Marktplatz das Wesen landet, einen Reim auf die ganze Sache machen. Doch als eine Ritterin des „Wahren Gottes“ den Tod des Riesen fordert und plötzlich immer mehr Dämonen in die Realität kommen, wird klar, dass es hier ein Geheimnis zu lüften gilt.
Zwei der vier vorliegenden Szenarien verdienen den Titel „Abenteuer“ kaum. Stattdessen sind sie eher mit einer groben Rahmenhandlung versehene „Encounter“, welche in erster Linie auf stramme Kampfbegegnungen hinauslaufen. Dies gilt sowohl für „Der letzte Zug nach Dunkelstadt“ sowie „Mit meinem letzten Schrei“. Beide Szenarien sind natürlich beinharte Herausforderungen für Meister-Charaktere, allerdings bleibt die jeweilige Handlung äußerst dünn und eindimensional. Die beiden abschließenden Szenarien bieten etwas mehr Bewegungsfreiheit und im Falle von „Der Mann, der auf Urd fiel“ auch einige abgefahrene Ideen. Damit ist die Sammlung für Spielleiter einer „Meister“-Gruppe dank dem Abwechslungsreichtum zumindest interessant. Allerdings – und das ist bei diesem System natürlich Programm – sind alle Szenarien finster, dreckig und voller dunkelgrauer Charaktere. Das muss man mögen, doch Spieler dieses Systems sollten hier vollauf zufrieden sein.
Der Band ist vollfarbig. Das Layout orientiert sich dabei am Grundregelwerk und bietet eine gute Struktur und Lesbarkeit. Die Illustrationen sind hochwertig, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu spärlich eingesetzt. Insbesondere die mitgelieferten Karten sind aber von sehr ordentlicher Qualität und gut lesbar. Dem Lektorat und Korrektorat kann ich nur eine gute Note ausstellen, da mir kaum störende Fehler ins Auge gesprungen sind.
Fazit: Wie in jedem Abenteuerband für „Der Schatten des Dämonenfürsten“ gibt es gleich vier Szenarien von mindestens ordentlicher Qualität, welche dem geneigten Spielleiter noch einige Vorbereitung übriglassen, um aus den dünnen Handlungen abendfüllende Szenarien zu machen. Wer den Aufwand nicht scheut, erhält hier einige wirklich beinharte Herausforderungen.
Der Mann, der auf Urd fiel
Abenteuerband
Matt Forbeck, Richard Baker u.a.
System Matters 2019
ISBN: 978-3963780264
64 S., Softcover, deutsch
Preis: 12,95 EUR
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