von Simon Ofenloch
Immer wieder kreist alles um ein Motiv: Der Mann in Schwarz geht vorweg, und Roland Deschain folgt ihm in einiger Entfernung. Dieses Motiv wurde nun schon oft bemüht, in den Büchern um den Komplex „Der Dunkle Turm“ ebenso wie in den vorangegangenen Sammelbändern der Graphic-Novel-Adaption. In den Comics zuletzt geradezu inflationär. Im neunten Comic-Sammelband „Die Zwischenstation“ ist die Ausgangssituation dieselbe. Und auch Brown, der Wüstenbewohner mit der Feuerstelle, ist wieder dabei, um Rolands Geschichten zu lauschen. Und so erfährt man von Rolands gefährlichen Abenteuern in der Mohainewüste, von seiner Ankunft bei der heruntergekommenen Zwischenstation der ehemaligen Postkutschenstraße und seiner Begegnung mit dem Jungen Jake Chambers.
Dieser erzählt von einer Stadt, die er New York nennt, von Hochhäusern, Autos und einem Mann in Schwarz, der ihn getötet hat. Das teuflische Spiel von Rolands Nemesis geht demnach über Weltengrenzen hinaus. Jake wird zum Begleiter des Revolvermannes. Wobei diesem noch unklar ist, ob er sich damit einen Gefallen tut oder sich selbst und seiner Mission eher schadet. Hat ihm der Mann in Schwarz mit dem Jungen gar eine Falle gestellt? Unheimliche Begegnungen mit einem dämonischen Sukkubus säen Zweifel in Rolands Gedanken. Doch er möchte sich durch die dunklen Prophezeiungen nicht beirren lassen. Bis der Revolvermann und Jake dem Mann in Schwarz schließlich an einem Felsen gegenüberstehen …
Ebenso wie im Comic-Band davor werden im Sammelband „Die Zwischenstation“ konkrete Situationen aus Stephen Kings Roman „Schwarz“ direkt adaptiert. Für Eingeweihte ein schönes Wiedersehen und die Möglichkeit zum Abgleich mit den eigenen Vorstellungen, für Neueinsteiger die Einladung zur Erweiterung des Horizonts. Das „Der Dunkle Turm“-Universum wird immer größer, immer komplexer, immer versponnener. Nun offenbaren sich sogar Dimensionslöcher, Pforten ins moderne New York. Ansonsten tritt die Handlung doch etwas auf der Stelle. Fragen überwiegen, eindeutige Antworten bleiben eher aus. Und am Ende kommt es zum Schluss ohne Auflösung, zum abrupten Bruch in der Handlung. Ebenso wie zuvor zum Coitus interruptus bei der irritierenden Sex-Szene mit dem dämonischen Geisterwesen.
Eine vorangestellte Einleitung zum Sammelband gibt es nun wieder von der Stephen-King-Vertrauten Robin Furth, die der Graphic-Novel-Bearbeitung vorsteht. Eine Konstante scheint mittlerweile der Wechsel im Zeichner-Team zu sein. An die Stelle von Michael Lark, der seinerseits Jae Lee, Sean Phillips und Luke Ross beerbt hatte, ist nunmehr der Brite Laurence Campbell getreten. Der durchaus gute Arbeit geleistet hat. Mit Zeichnungen, die zwar vielerorts Details vermissen lassen, in Tusche und Kolorierung aber letztlich zu überzeugen wissen. Da hat die Zusammenarbeit mit Richard Isanove, von Anfang an Teil des Teams, wiederholt süße Früchte getragen.
Die deutsche Übersetzung würde man sich eins ums andere Mal bedachter wünschen. Alle anderen hohen Qualitätsansprüche von Panini Comics sind aber erfüllt, in Material und Verarbeitung.
Im Bonusbereich am Ende des Bandes finden sich wieder sämtliche Cover-Motive der originalen Einzelbände.
Wie alle vorangegangenen Sammelbände wird auch dieser vom Splitter-Verlag als zusätzliche Hardcover-Edel-Ausgabe vertrieben.
Fazit: Roland kommt dem Mann in Schwarz immer näher. Ebenso die Graphic-Novel-Reihe dem ursprünglichen Roman-Zyklus. Am neunten Comic-Sammelband waren mit Robin Furth, Texter Peter David und Kolorist Richard Isanove versierte Altbekannte beteiligt, zusammen mit Neuling Laurence Campbell als Zeichner. Das Ergebnis kann sich wieder einmal sehen – und lesen – lassen. Wenn auch mancher deutsche Satz ziemlich unelegant und in der Wortwahl eher unpassend geraten ist.
Der Dunkle Turm 9: Die Zwischenstation
Comic
Stephen King, Robin Furth, Peter David, Laurence Campbell, Richard Isanove
Panini Comics 2013
ISBN: 978-3-86201-642-6
136 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95
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