Der Dunkle Turm 8: Die Schlacht von Tull

Die Abenteuer von Roland Deschain, dem Revolverhelden aus Stephen Kings ausufernden Roman-Zyklus „Der Dunkle Turm“, sind reich an Schlachten. So auch die zugehörige Graphic-Novel-Reihe, deren fünfter Band schon eine solche im Titel trug „Die Schlacht am Jericho Hill“. Beim achten Band wiederholt sich dieser Umstand. Nun geht es um „Die Schlacht von Tull“.

von Simon Ofenloch

Roland Deschain von Gilead, Mittwelts letzter Revolvermann, ist auf der Jagd nach dem Mann in Schwarz, dem dunklen Magier Walter o’Dim, der auch unter dem Namen Marten Broadcloak viel Unheil angerichtet hat. Sein Weg führt Roland ins Wüstennest Tull, einem letzten Ort der Zivilisation vor den schier endlosen Weiten der Mohaine-Wüste. Im Saloon von Tull steht die von wulstigem Narbengewebe über einem Auge entstellte Allie hinter der Theke, eine junge Frau, die ohne diesen einen Makel uneingeschränkt hübsch und begehrenswert zu nennen wäre. Von ihr erfährt Roland, dass der böse Zauberer, dem er folgt, in der nur scheinbar verträumten Kleinstadt ein teuflisches Wunder gewirkt und einen Toten ins Leben zurückgeholt hat. Zu spät findet Roland heraus, dass der Mann in Schwarz ihm eine Falle gestellt hat, Rolands Ankunft in Tull angekündigt und insbesondere die fanatische Predigerin Sylvia Pittston gegen den Revolvermann aufgebracht hat. Und so ist eine abschließende Eskalation unausweichlich. Eine blutige Konfrontation, eine Schlacht, in der sich praktisch eine ganze Stadt gegen einen Revolvermann wendet.

Mit dem achten Band der Graphic-Novel-Reihe zum Epos um Roland Deschain und den Dunklen Turm kommt es zur direkten Adaption von Handlungen aus Stephen Kings Roman „Schwarz“, der den Epos einst begründete. Während sich die bisherigen Comic-Sammelbände vor allem mit Rolands Jugend und seinen ersten Erfahrungen als angesehener Revolverträger, seinen Erlebnissen zwischen Hambry und Eluria beschäftigten, somit einen Abschnitt mit Leben füllten, der von den ursprünglichen Romanen wenig bis gar nicht behandelt wird, schlägt der achte Band den Bogen zum Anfang von Allem im Buch „Schwarz“. Roland Deschain ist in Tull angekommen, und die gefährliche Wüste liegt vor ihm. Jene Wüste, durch die der Mann in Schwarz floh, während der Revolvermann ihm folgte.

Wie es soweit kam, lässt sich über das Vorwort erfahren, das dieses Mal seltsamerweise vom Lektor Charlie Beckerman stammt. Dort finden sich die Inhalte der ersten sieben Comic-Sammelbände schnell zusammengefasst, was durchaus hilfreich ist für Wieder- wie auch Neueinsteiger. Einen weiteren Wechsel gab es beim Grafik-Team. Nach Sean Phillips und Luke Ross durfte sich dieses Mal Zeichner Michael Lark beweisen. Das Ergebnis ist passabel, gar besser als zuletzt, lässt aber doch weiterhin die anfänglichen Glanzleistungen durch Jae Lee vermissen.

An Sorgfalt mangelte es wohl beim Druck. Denn einige wenn auch wenige Seiten sind fehlerhaft, mit unscharfen, verschwommenen Konturen. Und auch bei der deutschen Übersetzung war man nicht mehr ganz so ordentlich wie bisher. Für Sätze wie „Roland steht mit unerschütterlicher Gleichgültigkeit da und registriert offenbar nicht, wie das Klavier verstummt, das Kartenspiel verebbt, die Kneipenhocker sich Blicke zuwerfen“ zeichnet Oliver Hoffmann verantwortlich. Dass die Wortwahl „verebben“ bei der Beschreibung eines Kartenspiels, das zur Ruhe kommt, nicht sonderlich geglückt ist, mag weniger stören als die Tatsache, dass hier nicht von Bar-Stühlen die Rede ist, die sich gegenseitig ansehen, sondern von Gästen im Saloon. Dass später von „Walter von Dim“ anstelle von „Walter o’Dim“ geschrieben wird, kann selbstverständlich auch auf ein Versäumnis des Lektorats zurückzuführen sein.  

Ansonsten sind die hohen Qualitätsansprüche von Panini Comics gewahrt worden, sind Verarbeitung und Material von hoher Güte, der Umschlag mit Spot-Lack gewohnt attraktiv.

Als Extras finden sich am Ende des Bandes wieder sämtliche Cover-Motive der originalen Einzelbände sowie unkolorierte Roh- und Tusche-Skizzen zu einigen Comic-Seiten.

Wie alle vorangegangenen Sammelbände wird auch dieser vom Splitter-Verlag als zusätzliche Hardcover-Edel-Ausgabe vertrieben.

Fazit: Die Geschichte von Rolands Erlebnissen in Tull, mit der auch Stephen Kings Roman-Epos um den Dunklen Turm einst seinen Anfang nahm, ist gnadenlos und blutig. Adaptiert von King-Vertrauter Robin Furth, Texter Peter David, Zeichner Michael Lark mit Unterstützung von Stefano Gaudiano und Kolorist Richard Isanove, ist daraus eine eindrucksvolle Bildergeschichte geworden. Die Graphic-Novel-Reihe zum King-Epos „Der Dunkle Turm“ weiß immer noch zu fesseln, auch mit dem achten Sammelband. 


Der Dunkle Turm 8: Die Schlacht von Tull
Comic
Stephen King, Robin Furth, Peter David, Michael Lark, Richard Isanove
Panini Comics 2013
ISBN: 978-3-86201-530-6
136 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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