von Simon Ofenloch
Eddie Dean wächst im New York der 1960er Jahre auf. Von einem glücklichen und unschuldigen Kind, das zu seinem vermeintlich allmächtigen großen Bruder aufschaut, wandelt sich Eddie im Laufe der Jahre zu einem gescheiterten jungen Mann, der sich in kriminelle Machenschaften verstrickt und bald tatsächlich von einem Dämon besessen ist. Dieser Dämon ist die Droge Heroin. In einer anderen Welt steht der Revolvermann Roland Deschain von Gilead plötzlich vor einer seltsamen Tür, welche die rätselhafte Aufschrift „Der Gefangene“ trägt. Durch diese Tür wird Eddie Dean den Weg nach Mittwelt finden, um sein Schicksal zu erfüllen.
Der vorangegangene Graphic-Novel-Band „Last Shots“, der zwischenzeitlich als Abschluss der gesamten Reihe gehandelt wurde, war letztlich eine Art Zwischenspiel mit erweiterten Szenarien. Der zwölfte Sammelband setzt die Comic-Serie zu Stephen Kings Roman-Zyklus „Der Dunkle Turm“ konsequent fort, mit einer nunmehr sehr vorlagengetreuen Teil-Adaption des Buches „Drei“, des zweiten diesbezüglichen Romans des berühmten Autors. Das Universum der Graphic-Novel-Reihe wird damit wesentlich erweitert.
Fürs Skript verantwortlich zeichnet wiederholt Peter David, mit starkem Willen und neuer Kraft. Den Posten einer hilfreichen Beraterin bekleidete auch für diesen Band eins ums andere Mal Robin Furth, dies alles unter der Gesamtleitung von Stephen King. Die Comic-Zeichnungen stammen von Piotr Kowalski, das Tuschen übernahm Nick Filardi.
In dieser Konstellation hat jeder gute Arbeit geleistet, doch der besondere Zauber der ersten Bände ist nun wohl auf der Strecke geblieben. Anfangs zeichnete sich diese Graphic-Novel-Reihe noch durch einen ganz eigenständigen Look, eine ganz individuelle Bildgestaltung aus. Diese Besonderheit ist zwischenzeitlich verloren gegangen. Vorworte gibt es auch keine mehr, keine Einführung, keine Einordnung, wie man sie in den vorangegangenen Sammelbänden stets vorfinden konnte.
Bei Panini Comics wird der zwölfte Sammelband der Reihe auf dem üblich griffigen und stabilen Papier im gewohnt gut verarbeiteten Klappbroschur-Softcover veröffentlicht, dieses Mal unter Verzicht auf Spotlack-Akzente. Im Bonusbereich am Ende des Bandes finden sich wieder die Cover-Motive der originalen Einzelbände, dazu Abbildungen von Varianten, Coverstudien und einige Anschauungsbeispiele, wie aus einer getexteten Handlung letztlich die kolorierten Comic-Seiten entstehen. Ein mögliches Titelbild für einen Nachfolgeband unter der Überschrift „Der Dunkle Turm: Drei – Das Kartenhaus“ gibt einen Ausblick auf den weiteren Verlauf der Comic-Reihe.
Wie die vorangegangenen Sammelbände wird auch dieser vom Splitter-Verlag als zusätzliche Hardcover-Luxusausgabe im Überformat vertrieben.
Fazit: Mit dem vorangegangenen elften Sammelband war also noch nicht Schluss mit der Graphic-Novel-Reihe zu Stephen Kings „Der Dunkle Turm“. Mit dem zwölften Band hat sich die Reihe allerdings verändert. Das Intime, das Familiäre, das persönliche Vorworte von Beteiligten in den früheren Bänden unterhielten, ist abhanden gekommen, und der Zeichenstil ist längst nicht mehr so kunstvoll wie zu Beginn des ganzen Unternehmens, damals insbesondere im Zusammenspiel mit einer raffinierten Kolorierung. Nichtsdestotrotz hat auch der zwölfte Band der Reihe eine interessante Geschichte in ansprechender Gestaltung zu bieten. Eine einwandfreie Adaption. Davor war aber noch mehr drin.
Der Dunkle Turm 12: Drei – Der Gefangene
Comic
Stephen King, Robin Furth, Peter David, Piotr Kowalski, Nick Filardi
Panini Comics 2015
ISBN: 978-3-95798-209-4
128 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,99
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